EU-Privatanleger werden zunehmend von US-Handel ausgeschlossen
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Die neuen Richtlinien
MiFID II
Die neue Richtlinie „Markets in Financial Instruments Directive II“ (MiFID II) zur Regulierung der Märkte für Finanzinstrumente ist eine Überarbeitung der sieben Jahre alte MiFID I Richtlinie. Das Hauptziel: die Anleger noch besser zu schützen. Durch eine Verbesserung der Effizienz, der Integrität und der Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte soll das durch die Finanzkrise zerrüttete Vertrauen wiederhergestellt werden.
MiFID II legt den Fokus insbesondere auf die Erhöhung der Finanzmarkttransparenz und verfolgt hierfür folgende Ziele:
- Integres Handelsverhalten aller Marktbeteiligten
Eine paneuropäische Kooperation zur regulatorischen Aufsicht der Finanzmärkte soll durch die Zusammenarbeit nationaler Aufsichtsbehörden Marktmissbrauch vermeiden.
- Zunehmende Verlagerung des Handels auf geregelte Handelsplätze
Der Handel an privaten Märkten, sogenannte Dark Pools, wurde eingeschränkt. Dark Pools erfüllen zwar wichtige Marktfunktionen, dennoch führt zu viel Handel auf privaten Marktplätzen in gewissen Fällen dazu, dass Anlegern an geregelten Märkten die besten Preise vorenthalten werden.
- Reduzierung der Kosten von Marktdaten
Zukünftig müssen Marktdaten zu günstigeren Preisen zur Verfügung gestellt werden. Unter anderem sollen Marktdaten hierfür zerlegt werden, damit vorbörsliche und nachbörsliche Handelsdaten in separaten Paketen erworben werden können.
- Verbesserung der Orderausführung durch Etablierung einer Orderausführungspolitik
Die Orderausführungspolitik soll gewährleisten, dass Broker ihren Kunden die bestmögliche Ausführung anbieten. Ausschlaggebend sind Kriterien wie Kosten, Geschwindigkeit, Kurs und Ausführungswahrscheinlichkeit. Hierdurch soll vermieden werden, dass Broker den Handelsplatz vorschlagen an dem sie am meisten verdienen. Dies ist im Einklang mit der Vorschrift, dass Broker zukünftig Zuwendungen, die sie von Banken oder Börsen für die Ausführung von Orders bei ihnen erhalten, offenlegen müssen. Da dies jedoch mit einem höheren Aufwand verbunden ist und Zusatzverdienste wegfallen, könnten Depot oder Orderpreise in Zukunft wieder steigen.
- Offenlegung aller Kosten (Trading & Investing)
Broker müssen ihren Kunden zukünftig alle durch einen Kauf eventuell anfallenden Kosten in einem Kostenausweis offenlegen. Hierbei müssen sowohl die Kosten des Kaufes, die Kosten über die Halteperiode, sowie die Kosten des Verkaufes berücksichtigt werden. Auch die Auswirkung der Gesamtkosten auf die Rendite muss dargelegt werden.
KIDs für PRIIPs
Als „Packaged Retail and Insurance-based Investment Poducts“ (PRIIPs) gelten Finanzprodukte, die mehrere oder unterschiedliche Basiswerte miteinander verbinden. Konkret handelt es sich hierbei um verpackte Anlageprodukte und Versicherungsanlageprodukte, wie strukturierte Anleihen und Zertifikate aber auch Fonds und somit ETFs.
Investoren sollen durch Key Investor Information Documents (KIDs), auf Deutsch Basisinformationsblätter, alle nötigen Informationen zu PRIIPs bereitgestellt bekommen, um fundierte Investitionsentscheidungen treffen zu können. Die Verordnung über Basisinformationsblätter für sogenannte PRIIPs schreibt vor, welche Informationen in den KIDs enthalten sein müssen. Seit Inkrafttreten der MiFID II Richtlinie, sind Broker verpflichtet Kunden die in KIDs enthaltenen Informationen zur Verfügung zu stellen.
Einfluss auf ETFs
Europäischer ETF Markt soll wachsen
Experten erwarten das MiFID II zu höheren Mittelzuflüssen in den bisher sehr unterentwickelten europäischen ETF Markt führen wird. Der europäische ETF Markt wächst, ist jedoch nach wie vor deutlich kleiner als der US Markt. Die erhöhte Transparenz soll hierbei nicht nur Privatanleger locken, sondern auch vermehrt institutionelle Investoren.
Ein Treiber ist hierbei die erhöhte Transparenz der Liquidität einzelner Produkte. Durch die neue MiFID II Richtlinie wird auch der Handel an außerbörslichen Handelsplätzen verstärkt dokumentiert und somit wird das gesamte Handelsvolumen sichtbarer. Laut Blackrock, wurden Anfang im Januar und Februar dieses Jahres „nur“ rund 40 % des ETF Handels über Börsen abgewickelt. Die restlichen 60 % waren somit vor MiFID II nicht sichtbar. Investoren können so die Liquidität der ETFs besser einschätzen, zudem wird besser ersichtlich welche Gelder und zu welchem Volumen im Laufe eines Handelstages fließen.
Auch die erhöhte Kostentransparenz fördert Zuflüsse in europäische ETFs. Einerseits sind nun vor einem Kauf die anfallenden Kosten über die gesamte Haltedauer hinweg abschätzbar und auch der Einfluss auf die Rendite wird ersichtlich. Dadurch könnten Anleger in den Markt gelockt werden, denen das Konstrukt ETF vorher zu undurchsichtig war. Dies umfasst auch institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungsgesellschaften. Andererseits geraten provisionsgestützte Vertriebsmodelle, wie aktiv gemangte Fonds, zunehmend unter Druck, da nun offen ersichtlich ist, dass bei ETFs deutlich niedrigere Gebühren anfallen und das bei oft besserer Performance.
US-ETFs sind für Privatanleger zunehmend erschwert zugänglich – EU-Konsumentenschutz zum Nachteil der Konsumenten?
Ein weiterer Aspekt der die Nachfrage nach europäischen ETFs treiben dürfte, wird gerne vernachlässigt: Europäische Privatanleger können seit Inkrafttreten von MiFID II nur noch erschwert in US-ETFs investieren. Und der globale ETF Markt wird entscheidend vom US-Angebot dominiert. Die verpflichtende Bereitstellung von KIDs gilt auch für amerikanische Emittenten, doch diese stellen zumindest derzeit die nötigen Informationen noch nicht bereit.
Europäische Broker nehmen daher US-ETFs ohne KIDs zunehmend aus ihrem Portfolio. Bereits bestehende Positionen können behalten oder verkauft werden, ein Neueinstieg in diese attraktive Anlageform ist bei den meisten Brokern nicht mehr möglich. Der europäische Privatanleger wird somit zunehmend vom weltgrößten ETF-Markt ausgeschlossen. Derzeit kann man US-ETFs noch über Tradegate und Regionalbörsen wie Berlin und Düsseldorf kaufen.
Dies betrifft sowohl bekannte und beliebte ETFs wie den SPY oder den QQQ, aber auch ETFs auf Nischenmärkte wie zum Beispiel den FBT. Eigentlich Produkte, bei denen es angesichts der Langzeitperformance keinen erhöhten Konsumentenschutz bedarf.
Die großen ETFs könnten in absehbarer Zeit KIDs bereitstellen – oder auch nicht. Wie der COO von SPDR Business Malcolm Smith im Februar gegenüber Bloomberg berichtete, wird der Emittent des SPY in absehbarer Zeit die nötige Information zur Erstellung eines KID bereitstellen können (!). Der COO betonte jedoch auch, dass einige U.S. ETFs nicht für den Handel von Privatanleger gedacht sind und somit voraussichtlich für diese Produkte auch in Zukunft keine KIDs bereitgestellt werden. Auch für den SPY gibt es stand Juli noch kein KID.
Europäische Privatanleger sind generell nicht die Hauptzielgruppe von U.S. ETFs. U.S. ETF Emittenten könnten somit kein Interesse an der Bereitstellung der Information für KIDs haben bzw. für ETFs mit geringerem Fondsvolumen könnte es sich nicht rentieren. Gerade interessante Nischen-ETFs, welche Investitionen in ertragsstarke Sektoren bei verringertem Risiko ermöglichen, werden somit wohl langfristig außer Reichweite bleiben. Alles wohlgemerkt, im Namen des Konsumentenschutzes, aber nur zum Nachteil von EU Bürgern.
Gerne wird argumentiert, dass man stattdessen auch in europäische ETFs investieren kann. Oft wird mit vergleichbaren Produkten argumentiert. Interessante Nischen-Märkte haben in den meisten Fällen jedoch kein europäisches Pendant, wie zum Beispiel der XBI.
Fazit:
MiFID II, gepaart mit PRIIPs, versucht den europäischen ETF Markt zu unterstützen, dem europäischen Anleger nimmt er die Wahlmöglichkeiten in der Langzeitanlage. Das Hauptziel der neuen Richtlinie, der verbesserte Schutz der Anleger, wird grandios verfehlt. Tatsächlich wird europäischen Privatanlegern zunehmend die Entscheidungsfreiheit genommen. Sie werden durch diese Bevormundung zunehmend dazu gezwungen, ausschließlich in europäische ETFs zu investieren. Einige US-ETFs besitzen kein europäisches Pendant. Im Falle der Verfügbarkeit sind die Konditionen für amerikanische und EU-Anleger vor Inkrafttreten dieses Regelungswerks besser. Ein zentraler Bestandteil jeglichen Vermögensaufbaus ist Diversifikation. Effiziente und kostengünstige Diversifikationsentscheidungen – gerade das ist der Charme und der Grund des durchschlagenden Erfolges von ETFs - werden europäischen Privatanleger nun massiv erschwert.
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Ohh mei, wer das Spiel nicht kapiert hat, glaubt auch das ein Fishmac aus Fisch gemacht wurde, oder das in einem McRip Rindfleisch enthalten ist.
Die Aktien global agierender Unternehmen sind doch an verschiedenen Börsen rund um die Welt gelistet; die Firmen zahlen dafür horende Gebühren. Die Bündelungen müßten sich doch interessant gestalten lassen, auch mit amerikanischen Unternehmen die in Europa gelistet sind - natürlich in etwas geringerer Auswahl. Das sehe ich ein.
Sofern die ETF's in Europa in € gehandelt werden, hätte dies auch Vorteile bei der Risikominimierung - das Währungsrisiko fiele weg.
Die Europaer waehlen nunmal so !!! Schafe !