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12:01 Uhr, 27.05.2019

„Eskalation im Huawei-Streit kann auch den USA schaden"

Längerfristig könnten die USA und China bei kritischen Technologiestandards divergieren, während sie Investec-Portfoliomanager Greg Kuhnert zufolge um technologische Vorherrschaft und wirtschaftlichen Einfluss kämpften.

London (GodmodeTrader.de) - Trotz der Entscheidung der Trump-Regierung, es US-Unternehmen vorübergehend zu erlauben, Huawei zu beliefern, könnte der Streit weitreichende Auswirkungen auf die Investoren haben, wie Greg Kuhnert, Portfoliomanager des Investec All China Equity Fund, in einem aktuellen Kommentar zu den inzwischen gelockerten Maßnahmen Trumps gegen Huawei im Rahmen des Handelsstreits mit China schreibt.

Als direkte Auswirkungen erwartet Kuhnert folgendes:

Huawei sei zwar Chinas größter Technologieexporteur, jedoch stark abhängig von US-Lieferanten. Eine Eskalation des Streits könnte nicht nur ausschließlich Technologieunternehmen in China, sondern auch Unternehmen weltweit - die USA inbegriffen - schaden. Globale Lieferketten könnten neu gestaltet werden, wenn US-amerikanische und chinesische Unternehmen versuchen, ihre gegenseitige Abhängigkeit zu reduzieren. China dürfte weiterhin seine Industriepolitik vorantreiben, welche die Entwicklung des eigenen Technologiesektors fokussiert. Auf längere Sicht dürften die USA und China bei wichtigen Technologiestandards divergieren, während sie um die technologische Vorherrschaft und wirtschaftlichen Einfluss kämpfen, heißt es.

„Die Schritte gegen Huawei sind das Resultat eines anhaltenden Schlagabtauschs zwischen den USA und China um die technologische Vorherrschaft. Angesichts der Größe und der entscheidenden Rolle von Huawei in den globalen Lieferketten, könnten die Folgen der US-Maßnahmen gegen das chinesische Unternehmen erheblich sein, insbesondere wenn der Streit weiter eskaliert. Die weiteren Risiken, die sich aus dem Technologiekonflikt zwischen den USA und China ergeben, sind erheblich“, so Kuhnert.

US-amerikanische und chinesische Technologieunternehmen seien eng miteinander verbunden. Ein in Kalifornien entwickelter Halbleiter könnte in Taiwan hergestellt und in Südostasien getestet und verpackt worden sein, der dann in das Endprodukt eines US-Herstellers in China eingebaut und von dort aus in die USA exportiert werde. Die beiden Länder seien stark abhängig voneinander. Chinesische Unternehmen bezögen etwa 60 Prozent der weltweiten produzierten Halbleiter; US-Unternehmen lieferten davon fast die Hälfte davon, heißt es weiter.

„Die Komplexität dieser Beziehungen führt dazu, dass die genauen Auswirkungen des Technologiekonflikts schwer abzuschätzen sind. Wir glauben jedoch, dass sich die folgenden Konsequenzen ergeben könnten“, so Sohn.

Die chinesischen Behörden dürften Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, indem sie entweder die Verkaufsmöglichkeiten von US-Unternehmen in China beeinträchtigten (z.B. durch Zurückhaltung von Zollabfertigungen oder den Widerruf von Betriebsgenehmigungen) oder indem sie den Verkauf bestimmter US-Produkte verböten. Wenn der Streit eskaliere, werden chinesische Unternehmen im Zuge der Produktwertschöpfung wahrscheinlich zunehmend weniger berücksichtigt. China werde wahrscheinlich seine Technologiepolitik beschleunigen und nach alternativen Bezugsquellen suchen, z. B. Produkte von Unternehmen aus Korea, Taiwan, Japan und Europa (soweit vorhanden). Eine Schlüsselfrage sei, ob die USA in der Lage sein würden, Einfluss auf ihre Verbündeten auszuüben, um den Zugang Chinas zu begrenzen. Längerfristig könnten die USA und China bei kritischen Technologiestandards divergieren, wobei beide Länder versuchten Verbündete zu gewinnen, während sie um technologische Vorherrschaft und wirtschaftlichen Einfluss kämpften. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf Unternehmen der globalen Technologie-Lieferkette seien ungewiss, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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