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15:03 Uhr, 27.06.2014

Einzelwertauswahl ist das Maß der Zeit

Angesichts der Höchststände bei Aktien aus den Industrieländer, niedriger Volatilität und der derzeitigen Bewertungen erwartet MFS Investment Management keine kräftigen Kursanstiege mehr. Die Fondsexperten konzentrieren sich eher auf die Einzelwertauswahl statt dem Trend zu folgen.

London (BoerseGo.de) - Sanjay Natarajan, Portfoliomanager bei MFS Investment Management, gibt in seinem aktuellen Marktkommentar einen Überblick über die großen Investment-Regionen.

So stellt Natarajan zunächst fest, dass sich in Europa die positiven Signale mehrten. Die letzte Umfrage der Europäischen Zentralbank zur Kreditvergabe der Banken habe gezeigt, dass die Kreditbedingungen besser geworden sind. Die Konjunktur machte Fortschritte. Im ersten Quartal sei das BIP in Deutschland um 0,8 Prozent gestiegen, aber noch immer sei die Inflation in ganz Europa gefährlich niedrig. Die EZB habe sich zuletzt aber klarer zu den Risiken einer niedrigen Inflation geäußert. Sie habe signalisiert nicht zuzulassen, dass diese noch sehr viel weiter zurückgeht. Trotz der Zinssenkung, die gut für Aktien ist, erwartet Natarajan für dieses Jahr in Europa kein energisches Quantitative Easing seitens der EZB.


Mit Blick auf die USA führt der Portfoliomanager aus: „Der aus größeren US-Unternehmen bestehende S&P 500 ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen, aber in einigen Segmenten kündigt sich eine Rotation an. So ist der Russell 2000 Index, der kleinere Unternehmen enthält, seit seinem Hoch um mehr als fünf Prozent gefallen. Unternehmensanleihen und Zehnjahres-Staatsanleihen haben sich überdurchschnittlich entwickelt“. Dies sei nach Einschätzung von Natarajan ein Signal dafür, dass die Renteninvestoren nicht ganz so überzeugt von der Erholung sind wie die Aktienanleger.

„Die gerade zu Ende gegangene Berichtssaison hat ergeben, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im ersten Quartal recht ordentlich gestiegen sind und die Gewinnmargen ein 60-Jahres-Hoch erreicht haben – und das bei rückläufigem BIP“, sagt Natarajan. Gestiegen seien die Gewinne je Aktie vor allem wegen der niedrigeren Energie-, Güter- und Arbeitskosten. Nur zu einem sehr geringen Teil lag das an niedrigen Zinsen und Aktienrückkäufen. Das zeigt, dass viele Unternehmen noch immer über einen enormen operativen Hebel, also einen sehr niedrigen Fixkostenanteil verfügen.

Aufgrund der unerwartet hohen Gewinne der US-Unternehmen sind die Erwartungen so stark nach oben revidiert worden wie zuletzt vor drei Jahren. „In vielen Sektoren und Ländern sind die Gewinnerwartungen gestiegen. Dies könnte ein Signal für eine anziehende Konjunkturdynamik sein. Vieles spricht dafür, dass bald nicht mehr die defensiven, sondern die zyklischen Titel die Führung übernehmen“, so Natarajan.

Angesichts der Höchststände bei Aktien aus den Industrieländer, niedriger Volatilität und der derzeitigen Bewertungen erwartet Natarajan keine kräftigen Kursanstiege mehr. „Und da die Volatilität anziehen dürfte, konzentrieren wir uns eher auf die Einzelwertauswahl statt dem Trend zu folgen.“


Auch die Emerging Markets hätten sich in diesem Jahr etwas erholt, konstatiert Natarajan zum Schluss: dank der besseren Leistungsbilanzen Indiens und Indonesiens, der wieder stabileren Währungen und der guten Stimmung aufgrund von Regimewechseln bei der Geld- und Fiskalpolitik. Aber noch immer seien die Emerging Markets anfällig für steigende US-Renditen, strukturelle Ungleichgewichte bestehen weiter und die Eigenkapitalrenditen seien eher niedrig, warnt der Aktienspezialist.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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