Kommentar
22:43 Uhr, 06.01.2017

ECU statt Euro? Alles ist möglich…

Dem Gesetz der Exponentialfunktion folgend, dürften die in unserem Geldsystem anstehenden Veränderungen sehr viel schneller in Gang kommen als das heute vorstellbar erscheint...

Bringt uns das gerade beginnende 2017 den Eurozerfall? Und was würde das für uns alle bedeuten? Das sind bedeutungsschwere Fragen, die heute leider niemand seriös beantworten kann.

Weil es an der Börse zum Tagesgeschäft gehört, mit unbeantwortbaren Fragen umzugehen, operiert man dort mit Wahrscheinlichkeiten. Dann wird das Bild gleich klarer:

Wer heute mitverfolgt, wie sich die Lage im italienischen Bankensektor immer weiter zuspitzt, und sich der Tatsache stellt, dass bei wahrscheinlichen Neuwahlen in Italien nach dem jüngsten Referendums-Desaster ein massives Erstarken der eurokritischen Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo zu erwarten ist, der kommt zu dem Schluss, dass ein Zerfall des Euro wahrscheinlicher ist als sein Fortbestand – womöglich noch in diesem Jahr. Denn zeitgleich schickt sich auch Frankreich an, der Gemeinschaftswährung das Licht auszupusten. Dazu gleich.

Der Einwand, ein zerberstender Euro sei „unvorstellbar“ oder werde „nicht zugelassen“ hat sich spätestens mit dem Wahlausgang in den USA in ein beherztes „alles ist möglich“ gewandelt. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Lehre aus dem vergangenen Jahr: Dinge, die eigentlich "unvorstellbar" sind, passieren plötzlich. Einfach so. Das könnte auch auf eine Geldsystemreform zutreffen, die heute noch weitaus „unvorstellbarer“ ist als ein Zerfall des Euro.

Wie an dieser Stelle schon mehrfach vorhergesagt, dürfte die Geldsystemdiskussion richtig in Fahrt kommen, sobald auch die breite Öffentlichkeit die Aussichtslosigkeit der aktuellen Lage erkennt. Vielleicht ist es auch hier so wie immer: Die meisten Menschen werden erst dann erwachen, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht…

Neben systemimmanenten Eskalationen, etwa einer Verschärfung der Krise bei der Deutschen Bank oder Schieflagen bei mehreren italienischen Geldinstituten, könnten auch politische Machtverschiebungen den Prozess der Erkenntnis erheblich beschleunigen. Ganz besonders in 2017, das als Superwahljahr die Börsenweisheit ad absurdum führen könnte, wonach politische Börsen kurze Beine haben: In Wahrheit dominiert die Politik das Geschehen an den Kapitalmärkten längst mehr als alles andere…

Einen wichtigen Aspekt hat die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen in dieser Woche ins Spiel gebracht: Le Pen will den Euro aufgeben und zum früher in Europa praktizierten Verrechnungssystem nationaler Währungen (ECU) zurückkehren. Sollte die Politikerin in diesem Jahr zur französischen Präsidentin gewählt werden, würden die Staatsschulden in die neue französische Währung umgerechnet. Das hat Le Pen jetzt angekündigt. Im Klartext: Bei einem Wahlsieg Le Pens würde der Euro zerbrechen.

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/01/04/le-pen-kuendigt-waehrungsreform-fuer-frankreich-an/#cxrecs_s

Dazu muss man wissen, dass der Vorschlag, das Verrechnungssystem ECU wieder einzuführen, weitgehend identisch ist mit den Forderungen des vor zwei Jahren verstorbenen Professor Dr. Wilhelm Hankel. Der Erfinder der später sehr erfolgreichen Bundesschatzbriefe, war einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler der Nachkriegsgeschichte und hatte unter dem sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Karl Schiller maßgeblich zum deutschen Wirtschaftswunder beigetragen.

www.wiwo.de/politik/europa/wilhelm-hankel-wir-brauchen-ein-parallelwaehrungssystem/8518772.html

Wenn nun Marine Le Pen Forderungen erhebt, die einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftsgelehrten seit 1945 zur Lösung der Eurokrise vorgeschlagen hatte, dann wird man der nationalkonservativen Politikerin schwerlich mangelnde Sachkompetenz unterstellen können – was Le Pens Siegchancen bei den Wahlen im April keineswegs schmälern wird.

Doch auch Le Pens mutmaßlich stärkster Kontrahent, der konservative Francois Fillon, ist ein überzeugte Euro-Gegner: Schon im Jahr 1992 votierte Fillon gegen den Vertrag von Maastricht, der Ausgangspunkt und Basis war für die Einführung des Euro. Fillon war gegen die EU-Verfassung, die 2005 am Veto der französischen und holländischen Wähler scheiterte und er möchte das Schengen-Abkommen neu verhandeln. Mit einem Wort: Ein „Anti-Merkel“.

Wer nun eins und eins zusammenzählt, der wird erkennen, dass die Chancen auf einen Wahlsieg der streitbaren Marine Le Pen umso größer werden, je deutlicher sich die Krisenlage in unserem Finanzsystem bis ins Frühjahr hinein zuspitzt.

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick nach Italien. Nach einigem Hin und Her steht die älteste Bank der Welt nun vor dem Aus: Nur noch der rechtswidrige Einsatz von Steuergeldern hält die Monte dei Pasci di Siena über Wasser.

www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2016-12/italien-bank-monte-dei-paschi-di-siena-rettung

Doch bei einem Zerfall des Euro wird es systembedingt langfristig natürlich nicht bleiben. Das Ereignis, das früher oder später unausweichlich auf die Agenda kommt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nur den Auftakt bilden zu noch sehr viel bedeutenderen Veränderungen. Dem Gesetz der Exponentialfunktion folgend, dürften diese Prozesse sehr viel schneller in Gang kommen, als das heute für die meisten Menschen vorstellbar erscheint:

Auch, wenn einige das immer noch nicht sehen wollen, ist eine tiefgreifende Reform unseres Geldsystems tatsächlich „alternativlos“ und daher nur noch eine Frage der Zeit.

Die entscheidende Initialzündung könnte das Auseinanderbrechen des Euro in diesem Jahr sein…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

41 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    Wat raucht Ihr eigentklch alle :))

    16:16 Uhr, 09.01. 2017
  • AMIR
    AMIR

    Ja, man versucht den Ausgleich zum Gelinge zu bringen in dem man inflationiert und genauso es umgekehrt gemacht wurde. Mit dem Unterschied, dass der Süden die „Rettung ?“ über die Zentralbank erhält, woran ich zweifle, und vor 2010 die Unternehmen / Banken aus dem nördlichen Ländern, durch den Verkauf von Produkte in den Südländer, die Inflation brachte. Dies natürlich auch nur durch dank der Währung EURO.

    14:04 Uhr, 08.01. 2017
  • AMIR
    AMIR

    Was ich nicht verträten kann von Sinn Aussage, ist dass Deutschland nicht vom EURO vor 2010 profitiert hat. Vielleicht nicht wirklich die Bevölkerung da die Arbeitslosigkeit auf 5 Mio stieg. Wohl aber alle Firmen und Banke, die während dieser Zeit fleißig Ihre Produkte verkauften und gerade an die Länder, für die der EURO nicht die richtige Währung war/ist.

    Die großen Exportären konnten sich mit dem EURO weiter bereichern und die Einführung von Hartz IV hat nicht mehr Arbeitsplätze geschafft sondern weitere Möglichkeit an die Unternehmen erteilt, um Ihre Produkte billig oder billeger werden zu lassen. Somit konnten Deutsche Unternehmen durch Export gut überleben und die Regierung Ihre Leistung für die Integration der ehemalige DDR mit finanzieren.

    13:37 Uhr, 08.01. 2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    @duke + neuling

    He, he ihr 2 Schlaumeier, immer schön locker bleiben, gell. Ich habe speziell für euch noch einen feinen Artikel von Frank Meyer.

    http://www.rottmeyer.de/und-will-der-schmutz-nicht...

    12:47 Uhr, 08.01. 2017
  • duke620
    duke620

    Man müsste Mal die ganzen kruden Vorhersagen, die hier Woche für Woche in den letzten Jahren veröffentlicht wurden mit der Realität abgleichen..

    12:02 Uhr, 08.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Im folgenden Video unter dem Titel "Wie Europa an die Wand gefahren wird" erläutert Hans-Werner Sinn den geldpolitischen Irrsinn, der derzeit in Europa durch die EZB veranstaltet wird. Ab etwa Minute 30 läuft der frühere ifo-Chef zur Hochform auf.

    Hochinteressant ist der historische Vergleich mit der Situation im 19. Jahrhundert in den USA. Derzeit wird in Europa offensichtlich der gleiche Fehler gemacht, der seinerzeit zu massenhaften Staatspleiten geführt hatte: Die Sozialisierung der Schulden. Letztlich war die Schuldenmisere damals mitursächlich für den Sezessionskrieg. Ab etwa Minute 50.

    Was lernen wir aus der Geschichte? Am besten macht man jeden Fehler mehrfach, dann sitzt die Lektion schon irgendwann...

    00:46 Uhr, 08.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Es fällt den Verantwortlichen immer schwerer, den schönen Schein aufrecht zu erhalten. Auch wenn in Japan und Europa die Gelddruckmaschinen glühen, befindet sich das System lediglich in einem höchst labilen Gleichgewicht, von wirklicher Prosperität ist der Westen so weit entfernt,wie die Erde vom nächsten bewohnten Planeten, mindestens.

    Beliebt in den USA, aber auch bei uns in Deutschland sind die inzwischen sehr oft nur noch milde belächelten offiziellen Statistiklügen, welche dazu dienen, die Schlafschafe weiterhin bei Laune zu halten. John Williams von www.shadowstats.com entlarvt die US-Offiziellen seit Jahren als Pinochios mit überlangen Monsternasen, schade das er für Deutschland nicht ebenfalls seine Shadowstats veröffentlicht, das würde hierzulande einigen den Wind aus den Segeln nehmen. Oder glaubt irgendwer der seine fünf Sinne noch beisammen hat, an die 2,6 Mio. Arbeitslosen in Deutschland? Daran glauben wohl nur noch Zeitgenossen mit einem Sinn für schwarzen Humor.

    Nun könnte der geneigte Beobachter der Gemengelage durchaus zu der Schlußfolgerung gelangen, den Wahnsinn in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf. Doch eine ähnliche Sichtweise wurde bereits dem seinerzeitigen Gottvater der DDR, Erich Honecker zum Verhängnis. Schaut man genau hin, erblickt man in Europa bereits jetzt einen großen Scherbenhaufen, die Scherben stammen aus den zu Boden gestürzten und zersplitterten Götzenbildern, die von den jeweiligen Hohepriestern angebetet wurden. Da hätten wir z.B. das Eurogötzenbild, das Flüchtlingsgötzenbild, das Brüsseler-Zentralkomitee-Götzenbild und das Wahrheitspresse-Götzenbild. Auf dem Scherbenhaufen sitzen schlechtgelaunt und desillusioniert die Hohepriester Merkel, Juncker&Co. oder sie haben sich bereits aus dem Staub gemacht, sowie wie der Chef des EU-Parlaments Martin Schulz. Francesco Schettino hat die sinkende Costa Concordia verlassen und dokumentiert was einen Feigling von einem echten Kapitän unterscheidet. Ein Kunstgebilde wie die Brüsseler-EU kann niemals von Feiglingen zusammengehalten werden und auch nicht von bekennden Lügnern.

    Fazit:

    Auch wenn in elitären Kreisen in denen der gemeine Bürger leider als dummer Wahlkasper wahrgenommen wird, bereits vom Endsieg der Lüge über die Wahrheit phantasiert wird, steht der gemeine Bürger bereits mit panzerbrechenden Waffen vor dem Hauptquartier der NWO

    13:29 Uhr, 07.01. 2017
  • einfach
    einfach

    an fröschli

    veränderungen sind ein ganz langer prozess.

    da user gesamtes weltbevölkerungsleben von geld abhängig ist, wird auch nur geld dieses problem lösen.

    wenn das problem von dieser seite betrachtet wird, kann uns eigentlich nichts beseres passieren als die aktuelle null zins phase, denn nur eine lang anhaltende (mind. 30 jahre) null zins phase kann das geld in anlageformen bewegen die nicht aus zins sondern aus ertragsgewinnen gespeist werden.

    aber dieser prozess dauert mindestens 10 jahre, da die gewöhnung an den risikolosen zinsfluß nur sehr langsam abgebaut werden kann.

    13:09 Uhr, 07.01. 2017
    1 Antwort anzeigen