Analyse
10:30 Uhr, 18.01.2023

DRÄGERWERK - Gelingt der Turnaround bereits 2023?

Trotz höherer Auftragseingänge muss Dräger für das abgelaufene Geschäftsjahr einen zweistelligen Umsatzrückgang ausweisen. Wir schauen uns an, woran das liegt.

Erwähnte Instrumente

  • Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz - WKN: 555063 - ISIN: DE0005550636 - Kurs: 42,300 € (XETRA)

Es war bereits nach Vorlage der Neunmonatszahlen abzusehen, dass 2022 kein berauschendes Jahr für den Medizintechnik- und Sicherheitskonzern wird – mein Kollege Sascha Gebhard hat darüber berichtet.

Zunächst zum Erfreulichen: Der Auftragseingang stieg um 2,9 Prozent auf 3,29 Mrd. EUR. Dies lag am Segment Sicherheitstechnik, wo ein Zuwachs von 8,4 Prozent auf 1,31 Mrd. EUR zu verzeichnen war. In der größeren Geschäftseinheit Medizintechnik ging der Auftragseingang leicht um 0,5 Prozent auf 1,98 Mrd. EUR zurück, was der Tatsache geschuldet war, dass nach dem Abflauen der Pandemie die Nachfrage nach Dräger-Beatmungsgeräten zurückgegangen ist. Dies konnte jedoch durch ein Absatzplus bei anderen Produkten nahezu ausgeglichen werden.

Weniger erfreulich stellt sich die Lage dagegen beim Umsatz und vor allem beim Ergebnis dar. Trotz des hohen Auftragsbestandes ging der Konzernumsatz um 11,6 Prozent auf 3,04 (Vorjahr 3,33) Mrd. EUR zurück. Dies lag daran, dass aufgrund der Lieferkettenproblematik Bauteile nicht im erforderlichen Maße verfügbar waren und Dräger deshalb Produkte nicht produzieren und ausliefern konnte.

EBIT stürzt tief in den roten Bereich

Logisch, dass sich das schlussendlich auch im Ergebnis entsprechend negativ niedergeschlagen hat. Das vorläufige EBIT wird mit minus 87 Mio. EUR ausgewiesen. 2021 standen hier noch knapp 272 Mio. EUR zu Buche! Neben den bereits erwähnten Lieferkettenproblemen und dem veränderten Produktmix in der Medizintechnik lag dies an den gestiegenen Kosten für elektronische Bauteile und Komponenten.

Für das angelaufene Geschäftsjahr 2023 hegt Dräger die Hoffnung, dass sich die Lieferfähigkeit des Unternehmens durch eine sukzessive Verbesserung der Lieferketten und der Verfügbarkeit von Bauteilen verbessern wird. Aufgrund der Auftragslage könnten die Lübecker dann auf den Wachstumspfad zurückkehren. Als Zielspanne für das Umsatzwachstum hat das Management 5,5 bis 9,5 Prozent definiert, was einen Konzernumsatz von 3,21 bis 3,33 Mrd. EUR bedeuten würde. Die EBIT-Marge wird im Bereich von 0 bis 3 Prozent verortet, was im günstigsten Fall einem EBIT von knapp 100 Mio. EUR entspricht.

Fazit: Dräger hat im letzten Jahr stark enttäuscht und die Einkassierung der Prognose im Herbst hat auch nicht gerade vertrauensbildend gewirkt. Für die Dräger-Aktionäre heißt nun die Devise: Abhaken und nach vorne schauen. Mit Neuengagements warten vorsichtige Naturen besser erstmal die Entwicklung der nächsten Quartale ab. Risikofreudige Anleger können hingegen eine erste Position wagen. Schafft Dräger den Turnaround, ist die Dräger-Aktie derzeit günstig bewertet.

Jahr 2022e* 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 3,04 3,27 3,50
Ergebnis je Aktie in EUR -3,49 2,58 3,53
KGV -12 16 12
Dividende je Aktie in EUR 0,19 1,76 1,80
Dividendenrendite 0,45 % 4,18 % 4,27 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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