Kommentar
11:40 Uhr, 28.02.2015

Die Zeichen der Zeit...

Menschen haben die Tendenz, unübersehbare Signale einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen, bis es zu spät ist. Das gilt für Naturereignisse ebenso wie für Geschehnisse in der Wirtschaft und auch an der Börse...

Vor ein paar Tagen, draußen waren es vielleicht zehn Grad unter Null und in der Nacht zuvor hatte es im bayerischen Oberland gut 30 Zentimeter Neuschnee gegeben, da erklärte ich einem guten Freund, dass in Kürze der Frühling einziehen werde. „Höchstens noch zwei Wochen“, war meine Prognose.

Mitten im tiefsten Winter war das für meinen Kumpel, der sich gerade mit einer Tasse Tee aufwärmte, eine überraschende Aussage.

Wie ich darauf komme, die hartnäckige Frostperiode inmitten des schönsten Schneegestöbers zu beerdigen? „Es ist genau wie im Herbst“, sagte ich: „Du musst Dir ansehen, was die Tiere in der Natur machen. Wenn die Stare sich auf den Telefonleitungen versammeln, meist Ende September, dann folgt ein paar Tage später der erste Nachtfrost. Und wenn die Wildgänse in breiter Formation Richtung Süden fliegen, dann kommt innerhalb von zwei bis drei Tagen der erste Schnee“.

Ganz ähnliche Zeichen zeigt uns die Natur auch im Winter: Wenn die ersten Singvögel beginnen, ganz aufgeregt nach Nistplätzen Ausschau zu halten, dann kann man selbst bei zehn Grad unter Null davon ausgehen, dass der Winter zu Ende ist. Und im Moment haben geeignete Nistplätze Hochkonjunktur, sozusagen...

Auch an einem sommerlichen Nachmittag an einem Badesee kann man interessante Studien darüber anstellen, wie wir Menschen unübersehbare Signale einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Da kann im Westen eine drohend schwarze Gewitterfront heraufziehen – die meisten Menschen werden erst unruhig, wenn ganz in der Nähe krachend die ersten Blitze einschlagen.

Das Frappierende ist aber: Nicht nur in der Natur gibt es Zeichen, die zweifelsfrei auf kommende Entwicklung hindeuten. In der Wirtschaft und an der Börse ist es ganz genauso.

Wenn wir heute etwa sehen, dass nach sieben Jahren Dauerkrise und unzähliger „Rettungspakete“ die Schuldenberge weltweit immer schneller immer größer werden, gleichgültig, was Politiker und so genannte „Währungshüter“ auch unternehmen, um diesen Schulden Herr zu werden, dann ist das ein sehr deutliches Zeichen. Wir können das natürlich ignorieren, den Kopf in den Sand stecken und weiterhin dem nächsten Börsengewinn oder dem neuesten iPhone nachjagen.

Wir könnten uns aber auch fragen, ob die Probleme unseres Geldsystems womöglich doch „etwas“ größer sind, als uns das die so genannten Experten erklären. Die meisten dieser Fachleute zeichnen sich fatalerweise nämlich dadurch aus, dass sie Krisen immer erst dann erkennen, wenn sie auch ein Blinder sieht. So wie ein Kollege, dem scheinbar erst in dieser Woche aufgefallen ist, dass Griechenland wohl doch ein größeres Problem ist...

Natürlich sind die Probleme unseres Finanzsystems sehr viel gravierender, als das die meisten Experten für möglich halten. Das war noch in jeder Krise so, zuletzt 2007, und mag am hartnäckigen Daueroptimismus liegen, den viele Menschen mit der Muttermilch zu sich zu nehmen scheinen. Oder daran, dass schlechte Nachrichten einfach ausgeblendet werden weil unser Gehirn solche Nachrichten nicht mag.

Die Probleme werden dadurch natürlich nicht kleiner, ganz im Gegenteil. Und wer sich die Mühe macht, den Dingen auf den Grund zu gehen, anstatt scheinbar bedeutende Expertenmeinungen nachzubeten, der wird erkennen, dass sie sogar so groß sind, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit unseres aktuellen Wirtschafts- und Finanzsystems bei null Prozent liegt.

Null Prozent, Sie haben richtig gelesen.

Wobei wir hier nicht über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte sprechen. Denn weil sich die Entwicklungen systembedingt gerade stark beschleunigen, sollte eine Entscheidung, eine Art Systemschnitt, in den kommenden zehn bis 15 Jahren anstehen.

Das ist nicht deshalb so, weil ich mir diesen Zusammenbruch wünsche, wie manch einfältiger Leser das glaubt kommentieren zu müssen, sondern weil systemimmanente Prozesse dafür sorgen werden.

Wer der Frage nachgehen möchte, wie man zu dieser Erkenntnis kommt, dem bleibt eine harte „Ochsentour“ nicht erspart. Die Entstehungsgeschichte und Funktionsweise der US-Notenbank im Einklang mit dem dollarzentrierten Papiergeldsystem aktueller Prägung spielt dabei ebenso eine zentrale Rolle, wie etwa Aussagen des früheren US-Präsidentenberaters Zbigniew Brzeziński, gerade auch mit Blick auf die aktuelle Situation in der Ukraine.

Worte des früheren US-Außenministers Henry Kissinger müssen abgewogen und eingeordnet werden, ebenso wie Einlassungen von David Rockefeller, John Pierpont Morgan, oder die unmissverständlichen Warnungen früherer US-Präsidenten wie Woodrow Wilson, Franklin Delano Roosevelt, John F. Kennedy, Dwight D. Eisenhower, Thomas Jefferson oder George Washington.

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Grafik: Kennedy Wikipedia

„Wir haben es mit einer monolithischen und ruchlosen weltweiten Verschwörung zu tun!“ (US-Präsident John F. Kennedy am 27. April 1961) Foto: Wikipedia

Wer all diesen Spuren akribisch folgt, bei mir hat es rund zehn Jahre gedauert, bis ich mit dem Thema „durch“ war, dem fällt es eines Tages wie Schuppen von den Augen und er kann gar nicht anders, als zu erkennen, in welch aussichtsloser Lage wir uns mit unserem aktuellen Wirtschafts- und Finanzsystem befinden.

Das Problem dabei ist folgendes: Die Entwicklung von Konjunktur und Wirtschaft, die sozialen Fragen, aber auch der Umweltschutz, der Kampf gegen den Hunger – alles hängt letztlich am Geldsystem.

Für unsere Zukunft gibt es daher nur zwei Alternativen:

Entweder, wir steuern sehenden Auges auf eine Katastrophe von biblischen Ausmaßen zu. In diesem Fall dürfte schon bald auch ein großer Krieg eine Rolle spielen. Wir müssen nicht weit blicken, um den Brandherd ausfindig zu machen. Er liegt vor unserer Haustür. Leider sind historisch betrachtet kriegerische Auseinandersetzungen DAS probate Mittel aller Regierungen um von selbst verschuldeten Miseren abzulenken.

Oder aber, andere Alternative, wir alle (!) erkennen die Zeichen der Zeit noch rechtzeitig, weichen dem Eisberg aus, auf den wir gerade zusteuern und entwickeln tragfähige Geldsystemalternativen, geprägt von nachhaltigen Formen des Wirtschaftens.

Es liegt nur an uns...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

106 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Oh Balkan: Du drehst Dich auch im Kreis, vor allem kommt da Mantra artig immer das Selbe.

    Nichts gegen Anarchisten, nur kommt der Sozialsmus von Proudhorn auch nicht wieder.

    Und bei benelux-banken wäre ich vorsichtig, die erzählen viel. Sie wollen nur den Platz der Schweiz und Letzebourg einnehmen.

    Fast jeder verkauft Dir ein Pfund in Amsterdam, nur strafbar machst Du dich damit in Deiner Heimat. Dann bist Du eingefroren wie die Konten von Gaddafi

    off-shore geht anders.

    Ja richtig, man muss sich wundern warum die Jugend in Deutschland nicht rebellieren.

    Entweder sind alle satt oder warten auf die Rente von den Großeltern.

    MH17 ist wirklich ein Thema. Vermutlich eines was wirklich schwer zu veröffentlichen ist, da es eigentlich ganz einfach, aber dennoch in seinen Auswirkungen so weittragend ist.

    Ich denke mittlerweile mit meiner eigenen Recherche die wurde von einer BUK runtergeholt.

    BUK haben die Ukraine und die Russen.

    Die Jungs spielen Panzer, die werden von Jets gejagt, die BUKS schützen die Panzer.

    Kriegsjets fliegen unter Zivilmaschinen (was machen die überhaupt in der Ecke?)

    Ziel war es einen Kampfjet runterzuholen, hat halt eine Boing erwischt.

    Ziel: Russe schießt auf einen US Flieger, Operation daneben, getroffen ja, aber was falsches..

    Blöd gelaufen...Unfall auf dem Übungsplatz

    14:13 Uhr, 03.03.2015
  • HumphreyWeyden
    HumphreyWeyden

    Verbrannte Erde = verwüstete Ostregionen, Aufbauarbeit -kosten. (s.u.)
    0 & 2. Wir reden nicht über eine Nato-Osterweiterung in dessen Zusammenhang ich eine Sicherheitsdiskussion und -ansprüche eines jeden Landes gerne akzeptiere. Du meinst, Putin dürfe drohen, dass mit seinen Nachbarn (= souveräne Staaten) keine Geschäfte gemacht (=nicht in die EU einbeziehen) werden dürfen ? Da kommt also einer mit Aktenkoffer und Scheckbuch und der andere mit einem Panzer ? Es werden seit 2008 Assoziierungsverhandlungen geführt und einer der nicht mitspielen will, droht mit ganz vielen Panzern ? Ja, tatsächlich. Da stehen wir in zwei Welten nebeneinander. Die Alternative wäre natürlich, ein besseres Angebot zu machen und die Partner zu Freunden machen ! Eine bessere Startposition als Russland hatte niemand. Ich schrieb das bereits unter 5 und zum Thema MethodenInkompetenz.
    1. Absolut richtig ! Ergänzung: ...auch nicht singulär diktiert werden.
    3. Ja, ich las diese Einlassung. Heisst also, im Interesse der 'beschützen' Menschen rüstet Putin millitärisch aus, läßt in Häuser schiessen und zieht Gegenfeuer ebenfalls in die Häuser der Bewohner auf sich ? Und kurvt alles kurz und klein. Aha, ein echter Freund. Alternative: Grenzen öffnen, Auffanglager gründen, Schutzzone einrichten (auf eigenem Boden), UN anrufen, Kamerateams, Resolution, Rückbesiedlung, Fördergelder, glücklich sein. Stichwort mangelnde Methodenkompetenz !
    4. Da habe ich mich zu kurz gefasst. Ich meinte, dass im Rahmen der DIREKTEN Demokratie die von mir überschriebenen Attribute von jedem erfasst, verarbeitet, diskutiert und entschieden werden müssen. Viel Spaß beim Feierabend-Bier angesichts dieses komplexen und überarbeitungsbedürftigen Themas.
    Sonst: Widerspruch. Zwischen Chapter 11 und Schuldturm ist noch viel Platz für Kreativität. Das muss keine polare Entscheidung werden. Als Spielvariante haben wir ja schon die Privatinsolvenz mit unterschiedlichen Gestaltungen.
    Die Differenzierung zwischen Staat und Volkswirtschaft gefällt mir !
    5. Meinte ich anders: Unwiderlegbare Fakten zur MH17 können aus meiner Sicht aktuell brandgefährlich wirken. Wenn alle wieder ruhig auf ihren Plätzen sitzen, gerne. Ich halte alles für möglich obwohl ich meine Verdächtigen habe. Jetzt aber könnte das heikle Eigendynamik zur Folge haben.
    Und nein, ich fühle mich nicht aus dem Westen aufgehetzt. Dass Beeinflussungen aus Dummheit, Bequemlichkeit, Fahrlässigkeit oder auch böser Absicht versucht werden, will ich zugestehen. Aber das gesamte Internet vom schrägsten Blödsinn bis zum profunden Wissenschaftler und Zeitzeugen, ganze Hochschulbibliotheken in allen Sprachen, alles verfügbar... Und jeder hier durfte den Umgang mit jeder Art von Informationen üben, die Qualität selbst hinterfragen. Mehr und besser geht nicht. Nur schlechter, wie in RU - so höre ich immer wieder von dort. Ich aber kann alles sehen, was in RU veröffentlicht wird / und was fehlt !
    Dafür, dass die Ostukraine so uninteressant ist, haben die aber lange gezankt ? Es geht natürlich um die Infrastruktur, die Wegerechte und die verbliebenen Industrien. Einfach nur um Land. Du schriebst auch, welcher Anteil BIP nun im Osten verbleibt.

    PS: Wie süß ! - Du hast einen Groupie (Balkansabbel) :-)

    14:24 Uhr, 02.03.2015
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Vielen Dank Herr Hoose für den guten und leidenschaftlichen Artikel.

    Und vielen Dank auch den Diskutanten hier im Blog.

    Wenn man die Protagonisten Obama und Putin in den letzten vielen Monaten angesehen und genau verfolgt hat, dann wird klar, auf welcher Seite die Kriegstreiber und auf welcher Seite die Verfolgten zu finden sind.

    Und es wird auch klar, welche schlechte Rolle die EU und insbesondere Deutschland "in diesem Theater" spielt ...

    Schauen wir mal, was zu einem Aufwachen der Öffentlichkeit passieren muss ... und welche Versuche, die Öffentlichkeit zu manipulieren, dann stattfinden ... In den letzten Jahrhunderten haben sich die Gesetze der Drahtzieher hinter den Kulissen leider nicht geändert !

    Ich habe wenig Hoffnung. Aber wir müssen es probieren ...

    22:00 Uhr, 01.03.2015
  • 1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • 3433
    3433

    Griesgram,ich glaube,die Propagandaschau überfordert hier so einige.

    19:30 Uhr, 01.03.2015
  • HumphreyWeyden
    HumphreyWeyden

    Ich hatte um 08:58 Uhr aufgezeigt, dass die bisherigen politisch-gesellschaftlichen Veränderungen in Russland deckungsgleich zur Agenda der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Kriegsvorbereitungen in Deuschland der 1930er Jahre gegen Polen sind ! Bis hin zum aktuellen Mordanschlag in Russland, der sicher von der Putin-Truppe genutzt wird, um ein Feindbild zu schüren. (vgl. Reichstagsbrand der damals zweckdienlich aber falsch den Kommunisten zugeschrieben wurde)

    Vergessen hatte ich die Pogrome die der Fokussierung der Bevölkerung dienten und die breite Gewaltbereitschaft der Bevölkerung signalisierten. Was wohl in Russland passiert wenn man 'Beweise' vorlegt, dass es eine Randgruppe war, eine Glaubensgemeinschaft oder gar die Amerikaner / der Westen ?

    Vergessen hatte ich auch die Einpeitscher, die 100%igen, die idiologischen Hysteriker, die martialisch rücksichtslos alles niederplärren wollen, das da denken und hinterfragen will. Nichts muss inhaltlich stimmen, Hauptsache laut. Die, die den Boden vergöttert auf dem ihr Held geht und alles andere mit beissendem Hass überziehen. So wie dieses 'BalkanSabbel' hier ! Heil Putin, nicht wahr ? Jeder kennt diese Spinner. Überall Terroristen, Faschisten und und und...

    Ich denke, wir sind Zeitzeuge einer Kriegseinstimmung in Russland und ich kann nur inständig hoffen, dass ich mich über die Folgen irre ! (@Kasnapoff, ja das hoffe ich)

    @rudov: Ich habe vermutlich auch diese Scheuklappen. Nur ich erkenne sie nicht. Was habe ich übersehen ? Für was sollte ich Putin lieben, verstehen oder zumindest unterstützen ?

    @Investor: Gut. Und jetzt ? Wenn ich mir die Wirkung dieser Propaganda-Kampftruppen aktuell ansehe, wird mir übel wenn ich an eine direkte Demokratie denke. Und das hatte ich mir Jahrzehnte gewünscht ! Und wie kann das im geldpolitischen Fahrwasser aussehen ?

    18:58 Uhr, 01.03.2015
    4 Antworten anzeigen
  • Investor
    Investor

    Vielleicht nur meine verquere Sicht:

    - Geldsysteme sind ein Instrument der Macht und sind nicht deren Ursachen.

    - Ein Geldsystem zu ändern, doktort nur an den Symtomen und nicht an den Ursachen

    - Macht wurde bisher in der Geschicht nur mit Macht abgelöst (Kriege, Revolutionen). Ich glaube nicht, daß dies diesmal anders sein wird.

    - Eine gewaltsame Ablösung führte in der Geschichte nur dazu, daß die Macht auf eine andere Gruppe überging und dies war nie das Volk

    18:23 Uhr, 01.03.2015
    1 Antwort anzeigen