Fundamentale Nachricht
13:36 Uhr, 22.02.2018

Die OPEC sollte es mit dem Lagerabbau nicht übertreiben

Der Ausbalancierungsprozess am Ölmarkt ist nahezu vollständig abgeschlossen. Hält die OPEC auch im 2. Halbjahr an ihren Förderkürzungen fest, könnte dies negative Folgen haben: Die Ölpreise die Gewinnvolatilität würden in die Höhe getrieben. Nicht zuletzt dürfte die US-Schiefölproduktion noch stärker zulegen.

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New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise drehen am Donnerstag nach einem schwächeren Handelsauftakt ins Plus. Brent-Öl notierte zuletzt bei 65,40 US-Dollar, was einem Preiszuwachs um fast einem Prozent entsprach. US-Leichtöl der Sorte WTI wurde ebenfalls fester bei 61,50 US-Dollar gehandelt.

Von fundamentaler Seite ist zu konstatieren, dass der Trend beim Abbau der Öllagerbestände weiter anhält. Am Vorabend meldete der US-Interessenverband American Petroleum Institute (API) einen weiteren Rückgang der Ölreserven in den Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche. Demnach fielen die US-Rohöllagerbestände überraschend um 907.000 Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing gingen kräftig um 2,6 Mio. Barrel zurück. Der Lagerabbau wurde allerdings begünstigt durch einen massiven Rückgang der Rohölimporte. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.

Nach Ansicht von HSH Nordbank-Experten Jan Edelmann ist der Ausbalancierungsprozess am Ölmarkt nahezu vollständig abgeschlossen. Alle ihm zur Verfügung stehenden Lagerbestandsdaten deuten darauf hin, dass der Öllagerüberhang abgebaut wurde. Auch die Messung der Lagerbestände der OPEC hätten in ihrem jüngsten monatlichen Lagebericht zu den Ölmärkten vermeldet, dass im vierten Quartal der Lagerüberhang auf 74 Mio. Barrel, nach 150 Mio. Barrel in Vorquartal, geschrumpft sei. Laut IEA betrage der Überschuss gar nur noch 60 Mio. Barrel per Ende Dezember, wohingegen erste Schätzungen für Januar einen Rückgang auf nunmehr 5 Mio. Barrel hindeuteten.

All dies spreche eigentlich dafür, dass die OPEC spätestens auf der nächsten formellen Sitzung im Juni den Ausstieg aus den Kürzungsmaßnahmen beschließen könnte, so Edelman weiter. Der Analyst plädiert, recht zügig aus dem Abkommen auszusteigen. „Denn ein Festhalten an den Förderkürzungen würde zu einem ungewollt deutlichen Abbau der Lagerbestände führen, was nicht nur die Ölpreise weiter antreiben sollte, sondern auch die Ölpreis- und Gewinnvolatilität in die Höhe treiben dürfte“. Dies könne nicht im Interesse der OPEC-Staaten und Russlands sein. Denn eine höhere Ölpreis- und Gewinnvolatilität führe zu einer niedrigeren Bewertung der Vermögenswerte eines Öl-Unternehmens. Außerdem warnt der Ölexperte, dass eine Übertreibung der OPEC beim Lagerabbau auch eine stärkere Reaktion des US-Schieferölsektors hervorrufen könnte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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