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12:36 Uhr, 21.03.2022

Die Ölpreise steigen wieder: Auch die EU erwägt ein Öl-Embargo

„Ein Angriff der Huthi auf ein saudisches Energieterminal, Warnungen der OPEC vor einem strukturellen Produktionsdefizit und ein mögliches Ölembargo der EU gegen Russland lassen die Ölpreise in die Höhe schnellen", fasst Jeffrey Halley, Senior Analyst bei Oanda, die Gemengelage am Ölmarkt zusammen.

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    Kursstand: 112,29300 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise sind am Montag um mehr als drei Dollar je Barrel gestiegen. Das Barrel Brent kostete wieder über 112 Dollar, Rohöl der Sorte WTI kletterte auf 109 Dollar je Barrel. Nach Informationen von Reuters erwägen die Länder der Europäischen Union, sich den USA einem russischen Ölembargo anzuschließen. Der Westen feilt im Vorfeld des Gipfeltreffens mit US-Präsident Joe Biden diese Woche daran, seine Sanktionsregime gegen Russland zu verschärfen. Im Gespräch sei auch, ein Ölembargo gegen Russland zu verhängen, so die Nachrichtenagentur.

Am frühen Montagmorgen wies die ukrainische Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk ein Ultimatum der Russen an die Verteidiger von Mariupol klar ab. „Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben", sagte sie der "Ukrajinska Prawda“. Sie forderte vom russischen Militär stattdessen einen Fluchtkorridor in die Stadt. Russland hatte die ukrainischen Truppen in Mariupol aufgefordert, die Waffen niederzulegen und die Stadt am Montagvormittag zu verlassen. Dazu sollte ein Korridor eingerichtet werden. „Da es kaum Anzeichen für eine Entspannung des Ukraine-Konflikts gibt, konzentriert man sich wieder darauf, ob der Ölmarkt in der Lage sein würde, die von den Sanktionen betroffenen russischen Fässer zu ersetzen“, hieß es.

Am Wochenende war es zu zusätzlichen Unsicherheiten um die Rohölversorgung gekommen. Die mit dem Iran verbündeten jemenitischen Huthi-Rebellen haben an mehreren Orten in Saudi-Arabien zivile Infrastruktur mit Drohnen und Raketen angegriffen. Zu den Zielen gehörte nach offiziellen saudischen Angaben eine Anlage des staatlichen Ölkonzerns Aramco, eine Anlage für verflüssigtes Erdgas (LNG), eine Wasserentsalzungsanlage und ein Kraftwerk. Das Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. Es kam in einem Joint Venture der saudischen Aramco-Raffinerie in Yanbu aber zu einem vorübergehenden Produktionsrückgang. „Ein Angriff der Huthi auf ein saudisches Energieterminal, Warnungen der OPEC vor einem strukturellen Produktionsdefizit und ein mögliches Ölembargo der Europäischen Union gegen Russland lassen die Ölpreise in die Höhe schnellen", fasst Jeffrey Halley, Senior Analyst bei Oanda, laut einer von Reuters zitierten Mitteilung die Gemengelage am Ölmarkt zu Beginn der neuen Woche zusammen. „Selbst wenn der Krieg in der Ukraine morgen endet, wird die Welt wegen der russischen Sanktionen mit einem strukturellen Energiefizit konfrontiert sein.

Laut dem jüngsten Bericht der OPEC+ haben einige Förderländer ihre vereinbarten Quoten immer noch nicht erreicht. Die OPEC+ verfehlte ihr Produktionsziel im Februar um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag (bpd), wie Reuters berichtet. Die OPEC+ hat sich verpflichtet, ihre Produktion jeden Monat um 400.000 bpd zu erhöhen, um die drastischen Kürzungen aus dem Jahr 2020 nach und nach zu kompensieren. Die beiden OPEC-Länder, die die Kapazität haben, ihre Produktion sofort zu erhöhen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, haben sich bisher den Forderungen der großen Verbraucherländer widersetzt, die Produktion schneller zu steigern, mit dem Ziel, den Markt zu entspannen. Auch die US-Energieunternehmen haben Mühe, die Zahl der aktiven Bohrinseln trotz der hohen Preise aufrechtzuerhalten.

Die schlechten Versorgungsaussichten und die hohen Preise veranlassten die Internationale Energieagentur IEA am Freitag dazu, Wege aufzuzeigen, wie der Ölverbrauch innerhalb von vier Monaten um 2,7 Mio. Barrel pro Tag gesenkt werden könne. Die IEA schlug Fahrgemeinschaften vor, Geschwindigkeitsbegrenzungen und einen Subventionierung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies würde dazu beitragen, die von der IEA geschätzten 3 Mio. bpd an russischem Rohöl und Produkten auszugleichen, die bis April vom Markt verschwinden könnten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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