Kommentar
01:02 Uhr, 16.09.2017

Die Masse liegt immer daneben…

Dass Mehrheiten einer falschen Fährte folgen, hat an der Börse eine lange Tradition. Ist es in der Politik womöglich ganz ähnlich?

Erfolgreiche Börsianer zeichnen sich dadurch aus, dass sie künftige Entwicklungen schon sehr viel früher erkennen als die breite Masse. Das gilt im Übrigen für Charttechniker genauso wie für „Fundamentalisten“: Wer als „Kurvendeuter“ eine Umsatzspitze bei einem panikartigen Ausverkauf nicht als solche erkennt, der steht an der Börse genauso auf verlorenem Posten, wie ein Investor, der ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) immer für ein Verkaufssignal hält. Denn im ersteren Fall sind kurzfristig oftmals erhebliche Kursgewinne möglich, während ein hohes KGV auch auf einen nahenden Turnaround hinweisen kann – aber nicht muss.

Die hohe Kunst des Börsenhandels besteht demnach darin, Entwicklungen zu antizipieren, also vorwegzunehmen. Wie schwierig das für die allermeisten Menschen ist, zeigt sich in besonderer Ausprägung in der altbekannten Börsenregel, wonach die Masse immer auf der verkehrten Seite steht. In der Praxis bedeutet das: Weil die Mehrheit nicht in der Lage ist, künftige Entwicklungen vorwegzunehmen, rennen alle immerzu in die gleiche Richtung.

Besonders markant wird dieses Phänomen naturgemäß an den großen Trendwenden. Bei solchen Gelegenheiten ist die übergroße Mehrheit IMMER falsch positioniert. Die Börsengeschichte ist reich an prominenten Beispielen.

Traurige Berühmtheit erlangte etwa der zu seiner Zeit hochangesehene Ökonom Irving Fisher. Im Sommer 1929 erklärte Fisher, Aktien hätten ein „dauerhaft hohes Niveau erreicht“. Was der Experte damit formulierte, war nichts anderes als Meinung der Masse. Anschließend dauerte es bis zum Jahr 1956 (!), ehe der Dow Jones die Verluste jener Weltdepression wieder aufgeholt hatte, die der Aussage Fishers auf dem Fuße gefolgt war.

Legendär ist auch eine Ausgabe der BILD-Zeitung vom März des Jahres 2000. Als das Boulevardblatt mit dem Titel „Reich mit Aktien“ aufmachte, war dies für einige Jahre einer der besten antizyklischen Verkaufszeitpunkte an den Aktienmärkten.

Eine Unze Gold konnte man damals übrigens für 250 US-Dollar erwerben - und niemand interessierte sich dafür. Wie sehr antizyklisches Denken seiner Zeit auch hier voraus war, das zeigt der direkte Vergleich mit dem S&P 500 in der folgenden Grafik: Während an den Aktienmärkten seither jedes neue Hoch bejubelt wird, haben Goldanleger trotz einer mittlerweile sechs Jahre währenden Korrektur im Rücken immer noch einen sehr komfortablen Vorsprung. In Zahlen: Gold hat seither ungefähr doppelt so gut abgeschnitten wie der breite Aktienmarkt.

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Im direkten Vergleich mit dem Gold (blaue Linie) wirkt der S&P 500 etwas blass…

Ein aktuelleres Beispiel: Noch vor wenigen Wochen überschlugen sich die Experten förmlich mit ihren Prognosen für die Kryptowährungen. Kursziele von 500.000, ja sogar einer Million US-Dollar je Bitcoin wurden herumgereicht. Googeln Sie bitte selbst.

In etwa zeitgleich haben wir den Lesern des Antizyklischen Börsenbriefs völlig konträr zur Mehrheitsmeinung den Rat gegeben, von den Bitcoins vorerst unbedingt die Finger zu lassen. Das Resultat: Der Kurs des US-amerikanischen Bitcoin-ETF mit dem Kürzel GBTC hat sich seither in etwa halbiert. In nicht einmal drei Wochen…

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Der Kurs des US-amerikanischen Bitcoin-ETF mit dem Kürzel GBTC hat sich innerhalb von drei Wochen halbiert...

Nachdem in China in dieser Woche bereits die zweite Bitcoin-Börse geschlossen wurde, und der Chef der US-Großbank JP Morgan die Digitalwährung als "Betrug" bezeichnet hat, ist die Vermutung naheliegend, dass sich die antizyklische Sicht auf die Dinge erneut als Volltreffer erwiesen hat. Unterschätzen Sie hier vor allem die Rolle von JP Morgan nicht: Die Finanzgeschichte zeigt, dass gerade diese US-Bank immer wieder die alles entscheidenden Weichen gestellt hat. Das aber nur am Rande...

An der Börse scheint es demnach so eine Art psychologisches Gesetz zu geben, das da lautet: Wenn man sich konsequent von dem fernhält, was die Masse gerade tut, denkt oder toll findet, dann hat man ganz gute Chancen, langfristig auf der richtigen Seite zu stehen.

Mit Blick auf die Bundestagswahl am kommenden Wochenende könnte man einmal der Frage nachgehen, ob sich diese Erkenntnis auch auf das politische Parkett übertragen lässt.

Das führt zu interessanten Fragestellungen, etwa der folgenden:

Wenn die übergroße Mehrheit einer bestimmten politischen Richtung folgt, ist dann womöglich die Gefahr besonders groß, dass genau von dieser Seite Unheil droht? Interessanterweise war dies zum Ende der Weimarer Republik der Fall. So hatten bei der Reichstagswahl im März 1933 stolze 68 Prozent der Wahlberechtigten für rechte, rechtskonservative oder rechtsextreme Parteien gestimmt. Wie die Geschichte weitergegangen ist, wissen wir…

Heute scheint es genau umgekehrt zu sein, denn SPD, Union, Grüne und Linke unterscheiden sich in ihrer politischen Ausrichtung nur noch marginal. Sie sind das, was man gemeinhin als „links“ definiert. Nebenbei könnte dies einer der wichtigsten Gründe sein, sollten die Grünen am kommenden Sonntag den Einzug in den Bundestag verpassen. Mit ihrem Kuschelkurs gegenüber der Kanzlerin hat sich die Partei kurzerhand selbst abgeschafft.

Im folgenden Beitrag heißt es dazu:

„Was der FDP nur über eine Regierungskoalition mit Merkel gelang, das haben die Grünen schon von der Oppositionsbank hingekriegt, indem sie sich brav in den Beifall klatschenden Hofstaat Merkels eingereiht haben – der keine Parteien und keine Opposition mehr kennt, sondern nur noch aus ehrfürchtigen, wie brave Schoßhündchen zur großen Kanzlerin aufschauenden „Wir schaffen das“-Höflingen besteht“.

Zählt man nun also auch die CDU mit der „Staatsratsvorsitzenden“ Angela Merkel zum linken politischen Spektrum, dann wird die Politik in diesem Lande in der weit überwiegenden Mehrheit von linker Gesinnung bestimmt. Aktuellen Umfragen zufolge folgt die übergroße Mehrheit der Wahlberechtigten, nämlich rund 75 Prozent, genau dieser Gesinnung. Zum Ende der Weimarer Republik war es ganz ähnlich – nur war die politische „Massenausrichtung“ eine völlig konträre.

Was nicht heißen muss, dass die Mehrheit diesmal auf der richtigen Fährte ist, nur weil „links“ heutzutage schick und angesagt ist. Im Gegenteil: Wenn sich alle so merkwürdig einig sind, dann ist es aus "antizyklischer Sicht" höchste Zeit, eine Gegenposition einzunehmen. Indizien, die eine solche Haltung nahelegen, gibt es wie Sand am Meer.

Nehmen wir beispielsweise die aktuellen Enthüllungen des pakistanischen Journalisten und Terrorex­perte Shams Ul-Haq. Demnach hat die „Deutsche Welle“ im Auftrag der Bundesregierung in Krisenbrennpunkten wie Syrien, Afghanistan oder Pakistan schon vor zwei Jahren mit völlig unhaltbaren Versprechungen Flüchtlinge nach Deutschland gelockt. Unglaublich? Lesen Sie selbst…

In den USA ist zu dem Thema gerade eine aufschlussreiche Dokumentation erschienen, die den Schluss zulässt, dass linke Welteroberungspläne womöglich schon sehr weit gediehen sind. Im folgenden Beitrag heißt es dazu:

„In ihren Bemühungen unsere Kultur zu zerstören, wissen sie, dass sie all die Dinge zerstören müssen, die unsere christliche Gesellschaft wertgeschätzt hat – Moral, Glaube, Familie, die Heiligkeit des Lebens und die Heiligkeit der Ehe“, sagt Bryan Fischer, Executive Director, Idaho Values Alliance". Und weiter:

"Agenda Grinding America Down“ ist eine Dokumentation mit universellem Charakter. Was sich in den letzten 50 Jahren in Amerika ereignet hat, ist ebenso auf Deutschland und Europa übertragbar. Man könnte es auch als den Siegeszug des Kommunismus über die gesamte Welt benennen".

Wohin dieser allgemeine Linksdrall hier zu Lande führt, das zeigt sich nicht nur in einer völlig aus dem Ruder laufenden Flüchtlingspolitik und der medialen Begleitmusik. Nehmen wir etwa die folgende Podiumsdiskussion“ in einer Evangelischen Gemeinde in Dortmund zur Bundestagswahl mit dem Thema „Ein Sozialstaat ohne Tafeln“. Der Eindruck: So genannte „Rechte“ werden heutzutage niedergebrüllt. Dies scheint die „Diskussionskultur“ der vorherrschenden politischen Mehrheit zu sein, denn das Beispiel steht ja nur stellvertretend für zahllose ähnlich gelagerte Fälle.

Wobei man zugestehen kann, dass viele derjenigen, die sich heute über „rechte Parteien“ echauffieren, auch Opfer einer medialen Dauerberieselung sind, die, sagen wir es vorsichtig, mit objektiver Berichterstattung relativ wenig bis gar nichts zu tun hat. Der folgende Beitrag spricht für sich selbst.

Sind Börse und Politik also zwei psychologische Felder, in denen grundsätzlich dieselben oder zumindest sehr ähnliche Gesetze gelten? Hier wie dort geht es darum, künftige Entwicklungen zu antizipieren, also vorwegzunehmen, und die Folgen dieser Entwicklungen möglichst frühzeitig zu erkennen.

Und hier wie dort ist die breite Masse genau dazu nicht in der Lage. Stattdessen folgt sie unbeirrt dem Herdentrieb und zwar selbst dann noch, wenn sich am Horizont längst dunkle Wolken zusammenbrauen.

Mit Blick auf die Bundestagswahl am kommenden Wochenende könnte man darüber ja einmal nachdenken…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

80 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Bitcoin ist wie Gold bullshit - mit beidem kann ich nicht zum Bäcker, Metzger, Möbelladen...gehen. 99,9% haben das Zeugs nie gehabt und werden es auch nie haben...

    20:45 Uhr, 19.09. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Die Menschen sind gescheit und vorsichtig. Das ist gut so.

    http://www.focus.de/regional/muenchen/oktoberfest/...

    Hoffentlich passiert nichts. Aber die Bayer. Polizei ist ja gut. Mal sehen, vielleicht drehen die Besucherzahlen bis zum Schluss der Wiesn ja noch nach oben.

    18:33 Uhr, 19.09. 2017
  • Rosinen
    Rosinen

    von wegen Masse und bitcoin .

    http://coinwelt.de/2017/09/...esem-semester-kryptowaehrungs-kurse-an/

    Russlands Eliteuniversitäten bieten ab disem Semester Kryptowährungskurse an.

    Das wird in dem Artikel wie etwas Neues dargestellt. Tatsächlich werden solche Kurse bereits an den deutschen und schweizerischen Elite-Unis längst angeboten!

    Es bleibt dabei: Die "Möchtegern-Elite" hat schon längst die "Taschen" voll Kryptowährungen und dem "dummen" deutschen Michel erklärt die "Elite" via "Elitezeitungen" aus dem Springer Verlag, Handeslblatt, FAZ usw., dass Bitcoin & Co. gefährlich sind und keine Zukunft haben!

    Kleinanleger sollen wieder erst nach Jahrzehnten als letztes der "Elite" Bitcoin & Co. viel zu teuer abkaufen!

    17:08 Uhr, 19.09. 2017
  • Rosinen
    Rosinen

    Blockchain....Aus dem Hype wird langsam Ernst

    Die Blockchain gilt bereits als „trust machine“, die ohne eine zentrale Legitimierungsinstanz wie eine Bank zwischen fremden Teilnehmern das für Finanzgeschäfte notwendige Vertrauen schaffen kann. Die technologischen Entwicklungen der Blockchain, die hinter der digitalen Kryptowährung Bitcoin steckt, sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass aus dem vielbeschriebenen Hype schon bald Realität werden könnte. Bevor die Distributed-Ledger-Technologie allerdings zum Durchbruch kommen und flächendeckend genutzt werden kann, müssen noch einige wesentliche Hürden im Markt überwunden werden. Vor allem rechtliche und regulatorische Unsicherheiten sorgen dafür, dass das Thema in vielen Banken noch nicht entscheidungsreif ist. Als Leitfaden lassen sich zehn Thesen zur Relevanz und zum bisherigen Status quo der Blockchain für die Finanzbranche formulieren: Die Blockchain ist ebenso revolutionär wie die Erfindung des Internets, doch viele Entscheider sind noch unsicher, wie sie auf den Trend reagieren sollen.

    Das Internet hat in den 1990er Jahren die Kommunikation verändert und neue Wege der Datensuche eröffnet. Die Blockchain-Technologie geht einen Schritt weiter. Sie setzt beim Transfer von werthaltigen Assets auf ein dezen-trales Register (Distributed Ledger) und verzichtet auf einen neutralen Intermediär. Daten werden über ein Peer-to-Peer-Netzwerk auf mehreren Rechnern verteilt. Dort werden verschlüsselte Datenblocks erstellt, die nahezu in Echtzeit aktualisiert und koordiniert werden. Jede Transaktion wird von allen Teilnehmern geprüft und dokumentiert, was nachträgliche Änderungen oder eine doppelte Nutzung von digitalen Währungseinheiten verhindert. Zudem werden die Eigentumsrechte aller Teilnehmer eindeutig vermerkt.

    http://www.bitcoineum.eu/blockchain-aus-dem-hype-w...

    15:43 Uhr, 19.09. 2017
  • Rosinen
    Rosinen

    und Herr Hose, die Masse kennt Gold, kauft es trotzdem nicht weil es außer als wertspeicher keinen weiteren Nutzen hat. Mit cryptos kann ich im Zweifel shoppen

    12:17 Uhr, 19.09. 2017
  • Rosinen
    Rosinen

    sie reden darüber das die Masse immer falsch liegt, und sie glauben ernsthaft das der bitcoin in der Masse angekommen ist? :D haha

    Die Community beziffert letzten Erhebungen die User auf ca. 7 Mio Menschen bei 7 Mrd Menschen weltweit.

    Ok ich geb zu das ist ein Masse die 7 Mio haha.

    Herr Hose ehrlich?

    Lesen sie mal die news von gestern, dann wissen sie das die MASSE cryptos gar nicht kennt!

    https://www.godmode-trader.de/artikel/dax-erstaunl...

    Wiemsoll es in der Masse angekommen sein

    10:44 Uhr, 19.09. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Guter Artikel. Gut möglich das nach der Wahl die Börsen einbrechen, da es keinen Grund mehr gibt sie oben zu halten. Goldaktien könnten das Invest der Stunde werden. Jetzt shorten und dann vom Gewinn Goldaktien kaufen könnte sich lohnen. http://gebert-trade.weebly.com/goldaktienmaximieru...

    08:38 Uhr, 19.09. 2017
  • nodey88
    nodey88

    Linksdrall in der Gesellschaft? Manche meinen eben, wenn sie sich auf einem Karussell drehen, dass es die Welt sei, die sich um sie dreht ...

    00:34 Uhr, 19.09. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Nachfolgend das Statement von Prof. Dr. Max Otte auf WO, mit seinen persönlichen Beweggründen, die AFD zu wählen. Man kann vor Männern wie Max Otte und Thorsten Schulte nur den Hut ziehen.

    https://www.wallstreet-online.de/nachricht/9903012...

    22:28 Uhr, 18.09. 2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    @Andreas Hoose

    Ich finde den Passus zu den Vuvuzelas auch nicht. Aber es ist auch vollkommen egal: Es gibt kein sachliches Erfordernis, diesen Passus zu löschen.

    19:12 Uhr, 18.09. 2017
    1 Antwort anzeigen