Tradingpsychologie: Die Lust, Amok zu laufen!
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Als ich selbst sehr intensiv mit dem Trading anfing, fiel mir irgendwann auf, dass ich in manchen Situationen sehr gegen meinen Überzeugungen gehandelt habe. Ich lief gerade zu Amok gegen mich selbst: stieg bei vollem Bewusstsein gegen den Trend in den Markt ein, um endlich auch mal Recht zu haben. Kaufte Positionen, die mehr und mehr in den Verlust liefen, um damit die vorhandene Position zu verbilligen. Setzte keine Stopps, schließlich wollte ich selbst bestimmen, wann ich Geld verliere! Zudem wollte ich mir mit einem Minustrade nicht bestätigen lassen, dass ich wohl etwas falsch gemacht hatte. Außerdem entschied ich bei jedem Trade neu, wie viel Geld ich riskieren sollte.
Die zahlreichen Gespräche mit den Besuchern meiner Vorträge beweisen – es geht fast allen so, die mit dem Trading anfangen. Sind wir also verdammt dazu, an der Börse zu verlieren? Scheinbar ja, je intensiver wir uns mit der Thematik beschäftigen. Umso mehr wir wollen, desto weniger erreichen wir. Der Grund dafür ist, dass unsere Prägungen, die seit Millionen von Jahren in unserem Gehirn aktiv sind uns steuern, ob wir wollen, oder nicht.
Siegen bedeutet die Chance aufs Überleben
Jeder der an der Börse aktiv ist, will Erfolg. Etwas erreicht zu haben weckt die Hoffnung auf mehr. Denn der innere Zustand des Verlangens ist der Vorgeschmack auf das Siegesgefühl. Und siegen bedeutet die Chance aufs Überleben.
Dahinter verbirgt sich die Macht der Hormone, allem voran Dopamin, welches im Volksmund auch als „Glückhormon“ bezeichnet wird. Dopamin aktiviert das Wollen, die Absicht eines Menschen. Zum Beispiel mit einem Trade Geld verdienen zu wollen. Aber auch die Vorstufe davon: endlich mit dem Börsengeschäft die Möglichkeit gefunden zu haben, den Durst seiner Sehnsüchte und Wünsche nach finanzieller Unabhängigkeit stillen zu können, die Aussicht darauf, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ein Leben, das frei ist von Druck und Abhängigkeiten anderer. Fragen Sie sich dazu gerne einmal selbst, wozu Sie eigentlich traden?
Wollen sie vielleicht gar kein erfolgreicher Trader sein?
Vorfreude ist die schönste Freude. Jeder kennt das – mit jedem Trade aufs neue. Das dabei mächtige Systeme in unserem Gehirn aktiv werden, darüber sind sich die meisten nicht im Klaren. Sie glauben, dass das Wollen alleine ausreicht um Erfolg beim Traden zu haben. Vor allem Männer, die gewohnt sind um ihren Erfolg bis zum Sieg zu kämpfen. Warum haben Sie ihn dann nicht schon längst? Wollen Sie nicht ausreichend genug ein erfolgreicher Trader sein? Wohl kaum!
Man muss wissen, dass man als Trader nicht gegen etwas kämpft, sondern gegen sich selbst. Hier geht es nicht um strategische Maßnahmen, mit denen man seinen Gegenspieler austricksen kann. Es geht nicht um Fleiß – wer mehr macht, bekommt auch mehr. Man muss nicht schlauer sein als andere. Mobbing und anschwärzen sind beim Traden ebenso sinnlos wie Überstunden und ein paar Auslandsaufenthalte oder ein Harvard Studium.
Hier geht es eher um den Umgang mit der Selbststärke und den sinnvollen Einsatz von Selbstwirksamkeit, Ausdauer, Geduld und den Mut, sich seiner Unzulänglichkeiten zu stellen. In einem normalen Job ist das Vertuschen von Schwäche vielleicht eine gute Maßnahme, beim Traden bedeutet es nicht selten den Tod des Kontos. Wer vor sich selber wegläuft, hat beim Traden keine Chance auf Erfolg.
Kann man seine Hormone nun sinnvoll für den Tradingerfolg steuern? Nicht direkt, außer man injiziert sich Dopamin selbst, aber dann werden wir auch keine Lust mehr verspüren, Geld an der Börse verdienen zu müssen. Beim Börsengeschäft geht es eher darum sich vom Sog des schnellen Geldes frei zu machen. Nützliches Fachwissen und mentale Kompetenz sind die Stellschrauben für konstanten Tradingerfolg. Im Gegensatz zum Fachwissen reicht es bei der mentalen Stärke nicht aus, die Zusammenhänge zu kennen, man muss sie für sich anwendbar machen können. Und hier hat jeder seinen ganz eigenen Weg, denn jeder ist ein Individuum. Die eigenen Hindernisse zu erkennen ist die eine Seite, erwünschtes Verhalten auch dauerhaft anwenden zu können, die andere.
Viele Antworten auf Ihre Fragen finden Sie sicher am kommenden Wochenende auf der WOT in Frankfurt. Natürlich finden Sie dort auch mich auf dem Stand von Godmode-Trader.
Änderung meiner Vortragszeiten: Freitag, 15.11.2013 um 14:00 und Samstag, den 16.11.2013 um 10:45.
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie
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