Kommentar
14:10 Uhr, 20.10.2016

Die Gewinner der Krise…

Schon heute zu erkennen, was morgen wichtig werden könnte, ist eine der wichtigsten Übungen für Kontra-Anleger. Ganz besonders gilt dies in diesen turbulenten Zeiten...

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Sie tun würden, sollte unser Geldsystem tatsächlich zusammenbrechen? Also, was Sie dann beruflich machen würden? Nehmen wir einmal den Fall Lehman Brothers: Von heute auf morgen wurden seinerzeit zehntausende Bankangestellte arbeitslos. Viele waren zuvor „steinreich“ gewesen, jedenfalls auf dem Papier, weil die üppigen Gehälter in Aktien ausbezahlt worden waren. Und diese Aktien waren plötzlich beinahe wertlos.

Heute sind es Commerzbank-Mitarbeiter und die Angestellten der Deutschen Bank, denen ein ähnliches Schicksal droht. Doch weil sich die Anteilsscheine dieser Kellerkinder in dieser Woche etwas erholt haben, scheinen viele Kollegen das Problem schon wieder abzuhaken.

Das dürfte sich als fataler Irrtum erweisen:

Die Lage erinnert stark an den Sommer 2007 als die Masse auch glaubte, die Probleme auf dem US-Immobilienmarkt würden sich „irgendwie“ in Luft auflösen. So wie viele Kollegen das wohl auch heute vermuten, wie ein Blick in deren Depots verrät: Da wimmelt es nur so vor ungesunden Finanzwetten, die einen finanziellen Wirbelsturm nicht überleben werden.

Was diese Kollegen ihren Kunden wohl sagen werden, wenn dieser Ernstfall eintritt? Und was werden sie dann selbst tun? Beruflich dürfte es schwierig werden, nach so einem Super-GAU als „Finanzberater“ wieder Fuß zu fassen.

Ich selbst habe mich in den vergangenen Monaten mit dieser Frage öfter beschäftigt. Denn meiner Einschätzung nach steht der gesamte Finanzsektor vor Umwälzungen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Da empfiehlt es sich, einen Plan zu haben, was zu tun ist, sollte sich die eigene vertraute Welt von heute auf morgen vollständig ändern.

Am sinnvollsten erscheint mir aus heutiger Sicht, in die eigenen Fähigkeiten zu investieren, solange noch Zeit dazu ist: Sich darüber klar zu werden, was man gerne und mit Begeisterung tut, könnte schon bald wichtiger werden, als ein paar Goldmünzen oder ein Bargeldbündel unterm Kopfkissen. Denn letztlich geht es nicht um „Haben“, sondern um „Sein“ - und darum, was der Einzelne für die Gemeinschaft tun kann, um einmal ein geflügeltes Wort von John F. Kennedy zu bemühen.

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Etwas komplizierter wird die Sache bei Unternehmen: Wäre ich heute Vorstand einer Bank oder eines Finanzdienstleisters, der andere Menschen mit Arbeit versorgen möchte, würde ich mich zügig darum bemühen, mein Geschäftsmodell auf eine ethische Grundlage zu stellen. Hierzu gehört beispielsweise, jenen Geschäftspartnern die Zusammenarbeit aufzukündigen, die solche Grundsätze mit Füßen treten.

Dass ethisches Verhalten gegenüber Mensch, Natur und Umwelt nicht nur in die Politik, sondern ganz besonders auch in die Finanzwirtschaft gehört, wird nach meiner persönlichen Einschätzung eine der wichtigsten Erkenntnisse der kommenden Jahrzehnte werden. Ethikbanken, die es schon heute gibt, könnten daher als die ganz großen Gewinner aus dem heranrollenden Finanztsunami hervorgehen.

Das Wichtigste muss in den Keller...

Davon abgesehen empfiehlt es sich natürlich, das Tagesgeschehen nicht aus den Augen zu verlieren. Dass man die wachsende Bedrohung einer finanziellen Kernschmelze nicht unter den Teppich kehren sollte, macht schon die jüngste Empfehlung der Bundesregierung deutlich, die Menschen in Deutschland sollten sich für etwa zehn Tage mit Wasser und Lebensmitteln bevorraten.

Der Medienwirbel über diese Regierungsnachricht vom August dieses Jahres ist nur in einem Land nachvollziehbar, dessen Bevölkerung längst zu abhängigen, willenlosen, unselbständigen und wehrlosen Bürgern mutiert ist. Noch für unsere Großeltern war Vorsorge für die Wechselfälle des Lebens eine Selbstverständlichkeit – auch ohne Ermahnung durch den Innenminister.

Heute ist dies mehr denn je gefordert: Die komplexe Wirtschaftsstruktur moderner Volkswirtschaften wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter „optimiert“. Wegen des weitverbreiten „Just-in-time“-Verfahrens können kurzfristige Lieferengpässe kaum noch abgefedert werden. Fallen daher auch nur kurzzeitig die Geldautomaten aus, sind leere Supermarktregale vorprogrammiert.

Das Landwirtschaftsministerium denkt deshalb darüber nach, im Notfall auch Bauernhöfe und Betriebe der Lebensmittelindustrie zu beschlagnahmen bzw. Produktionsvorgaben zu machen. Krise im Verbund mit bürokratischer Planung wird selbstredend jeden noch so robusten Wirtschaftszweig in die Knie zwingen. Umso bedeutender ist es, schon jetzt selbst vorzusorgen.

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In Venezuela etwa lernen die Menschen gerade, was „Versorgungsengpässe“ in der Praxis bedeuten. 80 Prozent aller Grundnahrungsmittel waren dort laut USA Today im Sommer dieses Jahres nicht verfügbar.

Wegen des geringen Angebots sind die Menschen gezwungen, auf dem Schwarzmarkt einzukaufen. Angebot und Nachfrage Regeln auch dort die Preise, was im Einklang mit einer Inflation von bis zu 600 Prozent zu anschaulichen Beispielen führt, welche Szenarien in einer echten Krise schon bei ganz normalen Alltagseinkäufen zu bewältigen sind.

So kosten vier Rollen Toilettenpapier dann eben 20 anstelle von drei Euro. Ein Kilogramm Zucker schlägt mit 60 Euro zu Buche, ein Kilogramm Mehl mit 4,50 Euro.

Ein Bargeldvorrat, insbesondere aber ein möglichst umfassender Lebensmittelvorrat, bekommen bei solchen Zahlen ein ganz anderes Gewicht: Damit lässt sich im Ernstfall jede Menge Geld für andere Dinge einsparen.

Im Übrigen sind der Nachlieferung gerade auf dem Schwarzmarkt natürliche Grenzen gesetzt. Deshalb werden nicht immer alle Produkte verfügbar sein.

Nachfolgend 31 Produkte, die man für Krisenzeiten bevorraten sollte:

  1. Trinkwasser
  2. Mehl
  3. Haferflocken, Müsli
  4. Spaghetti und Nudelgerichte
  5. Reis
  6. H-Milch
  7. Eier
  8. Zucker
  9. Salz
  10. Pfeffer
  11. Gewürze
  12. Brotkonserven
  13. Knäckebrot
  14. Hartkäse
  15. Trockenfrüchte
  16. Obstkonserven
  17. Kaffee
  18. Tee
  19. Honig, Marmelade
  20. Butter oder Margarine
  21. Speiseöl
  22. Salami, Wurstkonserven
  23. Toilettenpapier
  24. Damenbinden
  25. Babywindeln
  26. Shampoo
  27. Zahnpasta
  28. Seife
  29. Feuerzeuge
  30. Streichhölzer
  31. Batterien

Als „Schwarzmarktwährung“ haben sich darüber hinaus Zigaretten bewährt. Für alle Produkte, insbesondere Lebensmittel, gilt: Möglichst große Vorräte schaffen und Produkte kaufen, die sehr lange haltbar sind. Getrocknete Pflaumen etwa, das kann ich aus eigener Anschauung berichten, sind praktisch unbegrenzt haltbar. Ähnliches gilt für Honig und Roggenvollkornbrot-Konserven.

Unterm Strich dürften all jene Zeitgenossen als Gewinner aus dieser Krise hervorgehen, die sich vom allfälligen Mediengedudel nicht einlullen lassen und stattdessen schon heute an morgen denken…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de