Kommentar
07:30 Uhr, 22.10.2025

Die Gemüter sind nachhaltig beruhigt – vorerst

Trump sorgte nur für einen kurzzeitigen Rücksetzer in den US-Indizes. Inzwischen sind wieder neue Allzeithochs erklommen worden.

Die Aktienmärkte haben ihre Rekordjagd wieder aufgenommen. Der Nasdaq 100 konnte im Montags-CFD-Handel (bei JFD Brokers) schon wieder ein neues Rekordhoch markieren, wenn auch nur knapp (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).

Dem Dow Jones ist dies im gestrigen Handel sogar nachhaltiger gelungen – und zwar wieder einmal mit einem fahnenstangenartigen Anstieg.

Vor genau einer Woche hatte ich geschrieben, es bleibe abzuwarten, "ob die Märkte den Kursrutsch vom Freitag aktuell lediglich abschütteln, um dann in wieder ruhigeren Bahnen die Aufwärtsbewegung wieder aufzunehmen, oder ob die Bären durch die Kurseinbrüche doch (endlich) für etwas längere Zeit die Oberhand gewinnen" (siehe "Ersetzt Trump die Saisonalität?"). Nun wissen wir: Die Bären haben erneut schon nach kürzester Zeit wieder aufgegeben und die Übertreibung bzw. inzwischen sogar "amtliche" KI-Blase der US-Börsen setzt sich fort, weiterhin ohne größere Korrekturen.

Übrigens: Es ist das erste Mal in der Geschichte der Umfrage von BofA Global Research, über die Torsten Ewert am Mittwoch vergangener Woche berichtete, dass Anleger eine KI-Aktienblase als größtes Risiko ansehen.

Handelskonflikt zwischen USA und China – Die Zeit wird knapp

Und ich finde es mit Blick auf den Konflikt zwischen den USA und China interessant, dass im Oktober nur noch 5 % der befragten Anleger den Handelskrieg als größtes "Tail Risk" nannten.

Derzeit unterliegen chinesische Waren US-Zöllen in Höhe von immerhin 30 %. China erhebt im Gegenzug Zölle in Höhe von 10 %. Sollte Trump allerdings seine Drohung wahrmachen, würden ab 1. November auf chinesische US-Importe 130 % fällig, was den Handel wohl zum Erliegen bringen würde. Zumal China laut Experten ähnlich hart zurückschlagen dürfte. Und bis zum 1. November sind es nur noch 11 Tage! Zudem wurde der offene Handelsstreit am 11. August nur für 90 Tage ausgesetzt. Daher drohen auch ab dem 9. November wieder höhere Zölle.

Es wird also sehr spannend, ob es zu einem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Kollegen Xi Jinping am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea Ende des Monats kommen wird. Möglich ist natürlich, dass man sich nach einem solchen Treffen zunächst wieder versöhnlich gibt und die Frist im Handelsstreit verlängert wird. Damit könnten sich beide Präsidenten weiterhin als harte Hunde präsentieren und sich Zeit verschaffen. Die Märkte setzten genau darauf – und sollten wohl besser nicht enttäuscht werden.

Kurs-Buchwert-Verhältnis auf Rekordhoch

Denn interessant ist auch ein Bericht des Handelsblatts. Demnach ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) für die Aktien der 500 Konzerne im S&P-Index auf knapp 5,5 gestiegen. Das ist so viel wie noch nie. Bei den "Magnificent 7" lag das KBV sogar bei 24,0, ebenfalls ein Rekord.

Der DAX notiert dagegen mit einem KBV von "nur" 2,08 relativ moderat. Allerdings liegt dieser Wert immerhin rund 25 % über seinem 20-Jahres-Mittel, so das Handelsblatt. Die Redaktion weist in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass der DAX ab 1999 und bis März 2000 ein KBV von sogar mehr als 2,5 erreicht hatte, ehe er erst von diesem Niveau aus fiel – dann jedoch um 75 % in den folgenden drei Jahren.

Vor diesem Hintergrund sei noch die Bilanz des jüngsten Kurseinbruchs vom 10. Oktober erwähnt: 2 Billionen USD an Marktkapitalisierung verpufften, wobei 770 Milliarden USD davon auf die großen Tech-Werte entfielen. Das waren die größten Kursverluste an den US-Aktienmärkten seit dem "Liberation Day" Anfang April. Und wenn man sich den aktuellen Kursverlauf anschaut (siehe Chart oben), dann erinnert dieser sehr stark an das damalige Geschehen. Fraglich ist nur, ob sich jetzt erneut eine Rally anschließen kann. Der jüngste Einbruch zeigt jedenfalls erneut eindrucksvoll, wie schnell es mit den Kursen auch in die andere Richtung gehen kann.

Volatilität abgeschüttelt

Aktuell befinden sich die Börsen allerdings wieder in genau dem Modus, der vor dem 10. Oktober herrschte: Die Volatilität ist äußerst gering und die Kurse tröpfeln dahin, wobei es mit den Notierungen die meiste Zeit in kleinen Schritten kontinuierlich aufwärts oder seitwärts geht.

Zions Bancorporation beruhigt mit Gewinnanstieg

Dazu beigetragen hat, dass die US-Regionalbank Zions Bancorporation mit einem Gewinnanstieg im dritten Quartal 2025 die Gemüter nachhaltig beruhigen konnte. Diese Bank war jüngst mit dafür verantwortlich, dass Sorgen um eine neue Finanzkrise aufkamen. Doch höhere Zinseinnahmen konnten den hohen Verlust aus zwei Krediten (50 Millionen USD) ausgleichen. Die Zinseinnahmen stiegen auf 672 (620) Millionen, der Nettogewinn auf 221 (Vorjahr: 204) Millionen USD, wie das Unternehmen heute im Rahmen der Berichtssaison regulär mitteilte. Das Management bezeichnete dabei den Kreditausfall als Einzelfall.

Na, dann kann die Übertreibung der Märkte ja nun beruhigt weitergehen.

Keine Blase bei Gold

Beim Goldpreis kann man derweil angesichts der rasanten Kursanstiege zwar auch von einer Übertreibung sprechen (siehe auch "Gold und Silber außer Kontrolle", aber wohl noch nicht von einer Blase.

Sicherlich, Gold ist derzeit ähnlich stark nachgefragt wie (teure) Aktien. Das belegt auch die BofA-Umfrage. Demnach waren Long-Positionen auf Gold zum ersten Mal seit Juni am stärksten nachgefragt. Unter Fondsmanagern waren 43 % "long" in Gold, womit das Edelmetall eines beliebtesten Investments war, allerdings nach den "Magnificent 7".

Auf die Frage nach der Allokation in Gold gaben allerdings 39 % der Anleger an, dass ihre derzeitige Goldposition nahe bei 0 % liegt, während 19 % einen Anteil von 2 % und 16 % von 4 % haben. Da wäre also noch viel Luft nach oben.

Ich würde allerdings derzeit weder bei US-Aktien noch bei Gold neue Long-Positionen eingehen. Denn aus Übertreibungen sollte man sich grundsätzlich heraushalten. Und es gibt schließlich noch andere Märkte, in die man investieren kann und auf denen derzeit Normalität herrscht.

Bund-Future mit bullischen Signalen – Long-Trade profitiert

Als Beispiel sei der Anleihemarkt genannt. Zumal dieser, wie Torsten Ewert am vergangenen Mittwoch berichtete, einerseits als nicht überbewertet gilt und andererseits die Anleger in Anleihen noch untergewichtet sind.

Wie passend, dass der Bund-Future vor diesem Hintergrund gerade bullische Signale gesendet hat – und das nach einer Bärenfalle.

Die Kurse waren Im September unter die horizontale Unterstützung bei 128,73 Punkten gerutscht. Passend dazu hatte ich am 2. September geschrieben, dass der Bund-Future zwar an dieser Marke noch Halt fand, doch die Abwärtstendenz intakt war und man daher nach einem frischen tieferen Hoch auch wieder mit einem tieferen Tief rechnen musste (siehe "Schlägt die Saisonalität jetzt auf allen Märkten zu?").

Bereits Anfang Oktober konnte die 128,73er-Marke allerdings zurückerobert werden (siehe grüner Bogen im Chart). Und seitdem geht es mit den Kursen steil bergauf. Es ist also nach einem Fehlausbruch (Bärenfalle) zu einer typischen starken Bewegung in die entgegengesetzte Richtung gekommen. Mit dieser wurde die Abwärtstrendlinie (rot) gebrochen und somit die Abwärtstendenz beendet. Damit liegt im kurzfristigen Bereich eine Reihe bullischer Signale vor.

Und passend dazu hatte ich am 2. September geschrieben: "Solange die Abwärtstendenz aber ihren korrektiven Charakter beibehält und kein höheres Abwärtstempo aufnimmt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es bald wieder aufwärts geht mit den Kursen."

Long-Trade profitiert von den steigenden Kursen

Von diesen steigenden Kursen können die Leser des Trading-Dienstes "Target-Trend-CFD" bereits profitieren. Denn am 8. Oktober sind wir bei 128,87 Punkten einen Long-Trade eingegangen, als die Unterstützung zurückerobert wurde. Dieser wurde vor genau einer Woche schon bei 129,00 Zählern per Stop-Loss abgesichert. Und wenn nun eine Rückeroberung der Seitwärtsspanne (gelb) gelingt, womit sich der Bund-Future zurzeit noch schwer tut (siehe roter Pfeil im Chart), ziehen wir den Stop-Loss weiter nach.

Du siehst also, es gibt Gewinnmöglichkeiten außerhalb von Übertreibungen. Und bei denen ist das Chance-Risiko-Verhältnis auch noch weit besser.

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