Analysteneinschätzung
17:46 Uhr, 09.07.2019

DEUTSCHE BANK: Niedrige Bewertung ist gerechtfertigt

Die Deutsche Bank beschließt umfangreiche Umbaumaßnahmen; weniger Investment Banking und dafür stärkere Fokussierung auf Privat- und Firmenkundengeschäft

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  • Deutsche Bank AG
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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Deutsche Bank wird sich in Zukunft gemäß ihrer Kernkompetenzen in vier operative Segmente aufteilen. In die neue Unternehmensbank, die als zentrale Einheit für Firmenkunden agiert, werden die Transaktionsbank (bisher: Investment Banking) und die Gewerbekunden (bisher: Privat- und Firmenkundenbank) integriert. Nach dem Umbau soll sich die Investmentbank auf die traditionelle Stärke im Finanzierungs-, Beratungs- und Zins- und Währungsgeschäft fokussieren. Dagegen trennt man sich von großen Teilen des Aktiengeschäfts und verkleinert den Anleihebereich.

Darüber hinaus werden die Risikoaktiva um 40 Prozent reduziert und in eine Abbaueinheit ausgelagert. Durch die beschleunigte Zusammenführung von Deutscher Bank und Postbank entsteht die Privatkundenbank; konzernweit zuständig für Privatkunden und kleinere Geschäftskunden. Das vierte Geschäftssegment Asset Management wird von der DWS dominiert, die zu einem der zehn größten Vermögensverwalter der Welt ausgebaut werden soll. Darüber hinaus werden ertragsschwache oder nichtstrategische Vermögenswerte im Volumen von 288 Mrd. Euro (74 Mrd. Risikoaktiva) in eine Abbaueinheit (CRU) konzentriert, die bis Ende 2022 den Großteil der Verwertung abgeschlossen haben soll.

Die Transformation der Geschäftsfelder geht einher mit einer Veränderung der Führungsstruktur, die den Kontakt des Vorstands mit den operativen Einheiten verstärken soll. Insbesondere Vorstandschef Sewing übernimmt die direkte Verantwortung für die neue Unternehmensbank sowie die Investmentbank, deren bisheriger langjähriger Vorstand, Garth Ritchie, die Bank verlassen wird.
Im Rahmen des neuen Strategieprogramms bis Ende 2022 plant die Bank mit einer materiellen Eigenkapitalrendite nach Steuern (ROTE) von 8 Prozent, einer harten Kernkapitalquote (CET1) von mindestens 12,5 Prozent und einer Verschuldungsquote von 5 Prozent. Im gleichen Zeitraum sind Investitionen in Technologie im Volumen von 13 Mrd. Euro sowie 4 Mrd. in verbesserte Kontrollmechanismen vorgesehen.

Um die Ziele erreichen zu können, werden Vermögenswerte von 288 Mrd. Euro innerhalb der CRU abgebaut und die Verwaltungskosten um ein Viertel bzw. um 6 Mrd. auf 17 Mrd. Euro gesenkt, wobei eine Verringerung der Vollzeitstellen um 18.000 auf dann noch 74.000 vorgesehen ist. Trotz der deutlichen Reduzierung der Bilanzsumme ist die Bank zuversichtlich, die Erträge bis 2022 bei 25 Mrd. Euro gegenüber 2018 fast stabil halten zu können.

Obwohl Restrukturierungskosten von insgesamt 7,4 Mrd. Euro vom Management erwartet werden, möchte die Bank ohne eine erneute Kapitalerhöhung auskommen. Allerdings wird für 2019 und 2020 auch auf Dividendenzahlungen verzichtet. Gleichzeitig soll durch den Konzernumbau auch Eigenkapital im Volumen von 5 Mrd. freigesetzt werden, das den Aktionären ab 2022 in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen zugutekommt.

Angesichts des miserablen Track Records der Deutschen Bank hinsichtlich Restrukturierungen in den letzten Jahren verteile der Markt diesmal keine Vorschusslorbeeren an das Management, schrieb NordLB-Analyst Michael Seufert in einer am Dienstag vorgelegten Studie. Die Bank werde sich dagegen Quartal für Quartal eine bessere Bewertung an der Börse hart erarbeiten müssen und zwar über tatsächliche Fortschritte im Umbau und einer Verbesserung der Kennzahlen des Konzerns. Aufgrund des ausgeglichenen Chance/Risiko-Verhältnisses rät die NordLB zum Halten der Aktie der Deutschen Bank.

Die Credit Suisse bewertet die Deutsche Bank nach dem angekündigten Konzernumbau mit "Underperform" und einem Kursziel von 6 Euro. Die Probleme der Bank sollten trotz des eingeleiteten Umbaus weiterhin zur Zurückhaltung ermahnen, schrieben die Analysten. Die niedrige Bewertung sei angesichts der Rendite und der Unsicherheiten gerechtfertigt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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