Kommentar
14:44 Uhr, 24.05.2018

Der Schwarze Schwan vom Bosporus…

Am türkischen Beispiel können Anleger eine Menge lernen, denn wenn im weltweiten Papiergeldcasino die Rechnungen präsentiert werden, dürfte sich der Verlauf so ähnlich abspielen...

Ereignisse, die kaum jemand auf der Rechnung hat, gelten als besonders tückisch für die Finanzmärkte. Derzeit gilt das womöglich für die Lage in der Türkei:

Wegen der sich immer weiter beschleunigenden Währungsabwertung droht eine "Finanzkrise Teil zwei", denn insbesondere französische und spanische Banken sind stark auf dem türkischen Anleihemarkt investiert.

Gut 270 Milliarden US-Dollar, rund 255 Milliarden Euro, haben die Banken weltweit der Türkei geliehen. Vor allem spanische Geldhäuser müssen zittern: Immerhin führen sie mit 87 Milliarden Dollar (82 Milliarden Euro) die Liste der Gläubiger an. Französische Häuser haben rund 42 Milliarden Dollar im Feuer, deutsche Institute rund 15 Milliarden Dollar und italienische immerhin noch rund elf Milliarden Dollar.

Im folgenden Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung verdeutlicht der Volkswirt und Makroökonom Russell Napier den Ernst der Lage.

Kurz zusammengefasst: Napier rechnet mittelfristig mit einer Staatspleite der Türkei. Wegen der engen Verzahnung der Finanzmärkte werde dieses Ereignis auf ganz Europa übergreifen. Der Dollar werde zunächst "massiv" erstarken, was vor allem die aufstrebenden Märkte unter Druck bringen werde. Und die EZB werde die Märkte mit "Helikoptergeld" fluten...

Im folgenden Artikel beleuchtet mein Kollege Clemens Schmale die aktuelle Lage in der Türkei.

Bedenklich ist außerdem, dass derzeit auch einige andere aufstrebende Volkswirtschaften wie Argentinien oder Brasilien immer stärker unter Druck geraten - kaum bemerkt von der breiten Öffentlichkeit.

Dass dort gerade einiges in Bewegung gerät, wird deutlich, wenn man sich ansieht, wie sich der Goldpreis in den Währungen dieser Länder entwickelt hat. Die folgenden Zahlen zeigen, was wir an dieser Stelle in den vergangenen Jahren immer wieder formuliert hatten:

In einer wirklichen Finanzmarktkrise trotzt am Ende nur das Gold allen Stürmen. Wie ein Fels in der Brandung steht es dann im Orkan und bietet Anlegern jene Sicherheit, die in den vergangenen Jahren nur vermeintlich verloren gegangen war. In Wahrheit ist das Gold so lebendig wie eh und je...

Konkret:

In argentinischen Pesos bewertet, hat sich der Goldpreis seit dem Jahr 2000 ver90facht. Achten Sie auf die linke Seite in der folgenden Grafik.

Noch „etwas dynamischer“ war die Entwicklung im krisengeschüttelten Venezuela: In der Heimatwährung Bolivar hat sich der Goldpreis seit der Jahrtausendwende, Achtung, ver440.000facht.

Mit anderen Worten: Aus 200 Bolivar wurden 88 Millionen! Das Land ist ein treffendes Beispiel dafür, was sozialistische Katastrophenregierungen seit Jahrhunderten immer wieder anrichten. Das aber nur am Rande…

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Die Entwicklung des Goldpreises in türkischer Lira bewertet zeigt die folgende Abbildung: Seit dem Verlaufshoch im Jahr 2011 hat sich der Goldpreis für die Menschen in der Türkei glatt verdoppelt. Zur Einordnung: Das wäre in etwa so, als würde das Gold auf den Weltmärkten derzeit mit rund 4.000 US-Dollar je Unze gehandelt.

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Die Beispiele illustrieren, was auf Anleger zukommt, sobald die weltweite Papiergeldkrise auch Dollar und Euro erfasst. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das geschieht.

Zur Erinnerung: In der Vergangenheit haben große Finanzmarktkrisen schon öfter in den Emerging Markets begonnen, etwa die Russland- oder die Asien-Krise. Beide Krisenherde boten antizyklisch agierenden Anlegern seinerzeit übrigens veritable Jahrhundertchancen: Die Aktien von Lukoil oder Samsung Electronics etwa wurden gegen Ende der 1990er Jahre regelrecht verschleudert.

Gut in Erinnerung ist mir noch eine Szene aus Südkorea: Es muss im Herbst 1998 gewesen sein, als in den Börsennachrichten berichtet wurde, die Einwohner der Hauptstadt Seoul würden der Regierung jetzt ihr privates Gold spenden, um eine Staatspleite abzuwenden.

DAS war ein Kaufsignal, wie man es nur selten geboten bekommt – doch nach Lage der Dinge ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Ähnliches in den kommenden Jahren erneut geschieht.

Das Pikante daran:

Mit einer solchen Entwicklung rechnet derzeit so gut wie niemand, dabei zeigt die rasante Abwertung diverser EM-Währungen, dass sich dort gerade gewaltige Unruheherde bilden.

Somit wird auch klar, warum der türkische Präsident Erdogan die beiden deutschen Fußball-Legionäre Özil und Gündogan jüngst für Wahlkampfzwecke missbraucht hatte:

Erdogan weiß natürlich, dass der Türkei das Wasser ökonomisch gesehen bis zum Hals steht. Sollten sich die Entwicklungen weiter zuspitzen, werden die Wähler dies bei der Abstimmung in gut vier Wochen der amtierenden Regierung anlasten.

Das Manager Magazin schreibt dazu:

„Für Erdogan kommt die Talfahrt der türkischen Lira zu einem denkbar schlechten Moment. Am 24. Juni stehen in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an, bei denen Erdogan auf ein weiteres Mandat hofft. Die positive Entwicklung der Wirtschaft war in den vergangenen Jahren stets ein wichtiger Faktor für seinen Erfolg an den Urnen. Die Währungskrise droht nun, Erdogan Schwierigkeiten zu bereiten“. (…)

"Für Türken kommt eine schwache Währung einer schwachen Wirtschaft gleich", sagt der Analyst Atilla Yesilada von Global Source Partners. "Es ist kaum anzunehmen, dass dies nicht Erdogan und seine AKP treffen wird."

Bemerkenswert ist außerdem, dass die Zinsanhebung der türkischen Zentralbank vom Mittwoch in der Folge sofort wieder verpufft ist. Schon am Donnerstag setzte sich der Absturz der Währung fort. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Notenbanken vollkommen hilflos sind, wenn die Investoren die Flucht ergreifen, weil das Vertrauen in die Brüche geht. Dieser Punkt scheint in der Türkei jetzt erreicht zu sein...

Am türkischen Beispiel können Anleger daher eine Menge lernen, denn wenn im weltweiten Papiergeldcasino die Rechnungen präsentiert werden, dürfte sich der Verlauf so ähnlich abspielen.

Und womöglich ist dieser Tag schon näher als Viele vermuten…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

61 Kommentare

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  • Chamäleon
    Chamäleon

    der alter Schweizer Lokführer will uns schon wieder endlos bekehren....gib`s endlich auf...

    es wird langweilig....sagte doch schon ....kann man nicht für Voll nehmen....das galt auch

    damals als er noch H. Sudkamp hieß.....immer noch die gleiche Leier .....bla, bla.......

    20:28 Uhr, 27.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    nur für die Normalos, explizit nicht für the S... denn wer glaubt das in einer Volkswirtsschaft die

    Mehrheit aus Abteilungsleitern, Angestellte des höheren Dienstes, Ärzten und Freiberuflern

    und Selbstständigen besteht, kann man bein Besten Willen nicht für Voll nehmen.

    http://www.spiegel.de/wirtscha...

    https://www.gehaltsvergleich.c...

    https://www.finanzen100.de/fin...

    http://www.spiegel.de/wirtscha...

    http://www.spiegel.de/wirtscha...
    http://www.sueddeutsche.de/karriere/laender-vergleich-wo-ingenieure-am-besten-verdienen-1.501624

    3800 netto sind übrigens gar nicht so schlecht ( ~ 80 000 Brutto p.a. )

    https://www.zeit.de/wirtschaft...

    19:51 Uhr, 27.05.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Der Schwarze Schwan vom Bosporus ist ein schon recht stattliches Exemplar und auch für unbedarfte Zeitgenossen eigentlich nicht zu übersehen. Recep Tayyip Erdogan, seines Zeichens Chef-Osman, hat nicht nur Respekt vor dem Schwanentier, bei ihm macht sich im Hinblick auf die demnächst in der Türkei stattfindenden Wahlen inzwischen Panik breit und so kann es nicht verwundern, dass er seine Landsleute gestern aufrief, ihre Euro- und Dollarbestände in Lira zu tauschen. Dies erinnert ein wenig an unselige Zeiten unter der Überschrift: Gold gab ich für Eisen, soweit ist es zwar noch nicht in der Türkei, aber was nicht ist, kann ja noch werden, je mehr sich die Währungsschlinge um den Hals des machtbewussten Erdogan zuzieht. Die Kriegskarte zu spielen dürfte in absehbarer Zeit für so manche Staaten eine Verlockung sein, um die Wähler von hausgemachten Problemen abzulenken. Schaut man genau auf die geopolitischen Entwicklungen der Gegenwart, dann zeichnet sich unübersehbar eine völlig neue „Achse des Bösen“ ab, oder ist sie vielleicht gar nicht neu? Ist es die „Achse des Bösen“ welche seit langer Zeit das Weltgeschehen steuert?

    Vom Bosporus in die EU ist es in Zeiten der Globalisierung nur ein Katzensprung und die Pipi Langstrumpf-Politik der EU-liten (Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt) könnte schneller als es „Pinoccio Nase“Jean-Claude Juncker lieb sein kann, einem echten Härtetest unterzogen werden. Vielleicht hat der Schwarze Schwan vom Bosporus bereits heimlich einige Eier in der EU gelegt? Etwa in Italien und in Spanien? Vielleicht sogar völlig undenkbar, bereits im Land der linksgrünen, wirklichkeitsfernen, gutmenschelnden GröKaZ und deren Gefolge?

    Es ist eigentlich ganz einach zu überprüfen ob schwarze Schwaneneier bereits in Deutschland darauf warten, dass die Jungen schlüpfen.........aber es ist nicht leicht. Leicht ist es deshalb nicht, weil die Politik unterstützt von den „Qualitätsmedien“ alles in ihrer Macht stehende unternimmt, den Wähler hinter die Fichte zu führen. Dieses Vorhaben war bis zur BTW im Herbst 17 von einem geradezu durchschlagenden Erfolg gekrönt, seither verflüchtigt sich dieser „Erfolg“ der Deutschland-Abschaffer jedoch zusehends, denn gar mancher Wähler scheint bemerkt zu haben, dass ihm der liebe Gott ein Gehirn geschenkt hat, dass doch tatsächlich auch zum Denken benutzt werden kann.

    Verflüchtigen tun sich übrigens auch mit Donnerhall die Abonennten besagter Qualitätsmedien, ganz wie die Wählerschaft der Blockparteien.

    http://www.mmnews.de/politik/69146-zeitungen-im-todeskampf

    Hier wie dort gilt das alte Bibelwort: Wer Wind sät, wird Sturm ernten und der aus dem Unterlassen, Lügen und Betrügen der Eliten voraussichtlich entstehende Sturm in der Politik und an den Finanzmärkten, hat das Potential wirklich alles in den Schatten zu stellen, was diese Welt nach 1945 an Katastrophen erlebt hat.

    Nachhilfeunterricht in Sachen selbständiges Denken, geben auch untadelige Zeitgenossen wie Prof. Dr. Hans-Werner Sinn. Sinn hat das Ei des Schwarzen Schwans vom Bosporus bereits entdeckt und zwar im finanziellen Herz Deutschlands, in der Bilanz der Bundesbank, das Ei des Schwarzen Schwans trägt ganz im euphemistischen Zungenschlag „Der Sekretärin für Agitation und Propaganda“ den Namen „Target 2-Salden“. Darunter können sich selbstverständlich nur die allerwenigsten etwas vorstellen und das ist auch genau Sinn und Zweck der Übung. Schlüpft der Schwan aus dem Target-2 Salden-Ei ist es mit dem Euphemismus ganz schnell vorbei und dann dürfte es auch mit den supertheoretischen Endlos-Diskussionen ein Ende haben, welche sich seit Jahren darum drehen, ob Goldbesitz Sinn macht. Denn der unvorbereite Bürger wird leiden und er wird die Weisheit erkennen die in dem Sprichwort liegt: Leb Wohl sagt das Geld, wenn es spricht.

    https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/das-geld-ist-weg/

    Fazit:

    In Zeiten überbordender „Political Correctness“ die in ihren schlimmsten Auswüchsen bereits den Eindruck einer Diktatur vermittelt, ist es wichtig, das mutige Zeitgenossen, wie Sinn, Hoose, Dirk Müller und andere kein Blatt vor den Mund nehmen und die Dinge beim Namen nennen. Denn man fühlt sich gelegentlich an die McCarthy-Ära in den USA erinnert, nur sind heute nicht Kommunisten die Zielscheibe von Agitation und Propaganda, sondern alle Zeitgenossen, die sich ihren gesunden Menschenverstand bewahrt haben.

    13:30 Uhr, 27.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • AgroBaer
    AgroBaer

    Alter, was hast du ueber's Wochenende geraucht?! Such dir Hilfe!

    11:48 Uhr, 27.05.2018
  • wolp
    wolp

    Wenn Du hier mal querliest kriegst Du das kalte Grausen. Der Sekunden labert endlos Käse und die anderen...na ja. Der Germane ist eigentlich immer konstruktiv, Gold short stammt von ihm!

    23:42 Uhr, 26.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Fuer alle die spaeter in Brd bleiben wollen oder nach Thailand oder Kambodscha wollen als Rentner gilt nichts von alle dem was ich schrieb !!

    Die Wlt ist Bingo und Gott hat die Erde jur einmal gekuesst......... Genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist :-)

    17:05 Uhr, 26.05.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ich kenne auch einen Chirurgen in New York der den Ny Giants playern die Knie operiert ................. 65,000 usd fuer ihn pro Op !!! Op Tag im Krankenhaus mit allen Beteiligten kommt so auf 200,000 usd ! So macht man Kohle und nicht mit 2000€ Monat als Assistenzarzt auf Station und 5000€ Monat als Chefarzt ! Laecherlich!

    12:12 Uhr, 26.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • amateur
    amateur

    Herrlich die Goldbugs hier. 99,99 % aller Deutschen (und auch Leser bei GMT) interessieren sich einen Furz, ob man in Venezuela mit Goldklumpen um sich schmeißen kann; hier geht es nicht...

    11:57 Uhr, 26.05.2018
  • German2
    German2

    der ekelhafte Ami verdirbt einen mal wieder das WE ..Gold geht auf Tagestief aus dem Handel... danke Drasghi und Co....

    21:49 Uhr, 25.05.2018
  • German2
    German2

    wie man sieht wird im US-Handelsverlauf das Gold wieder massiv unten gehalten bzw auch die Minen hewruntermanipuliert damit nur keiner auf die Idee kommt dahin auszuweichen.., völlig irrational .... Kupferwerte auch 2-3% im Minus obwohl das Metall an sich grün aus dem Handel ging.. geht auf keine Kuhhaut...

    21:41 Uhr, 25.05.2018
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