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14:01 Uhr, 20.04.2022

Der schwache Yen treibt Japans Konsumenten in die Verzweiflung

Der extrem schwache Yen treibt das japanische Handelsbilanzdefizit weiter an. Das Defizit sank zwar im März im Vergleich zum Februar, allerdings nicht so stark wie von Analysten erhofft.

Tokio (Godmode-Trader.de) - Japans Importe sind im März um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und erreichten einen neuen Rekordwert, wie das Finanzministerium am Mittwoch mitteilte. Der Wert der Importe lag mit 412 Mrd. Yen (drei Mrd. Euro) über dem der Exporte. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten für März mit einem deutlicheren Rückgang des Defizits auf rund 70 Mrd. Yen gerechnet. Im Februar hatte das Handelsbilanzdefizit noch bei knapp 670 Mrd. Yen gelegen. Da sich die Importe besser entwickelten als die Exporte, blieb Japans Handelsbilanz den achten Monat in Folge im Minus - die längste Serie seit Anfang 2015.

Der starke Verfall der Währung in diesem Jahr verteuert vor allem die Rohstoffimporte. So zogen die Rohölimporte des rohstoffarmen Inselreiches im März im Jahresvergleich um 70 Prozent auf 865 Mrd. Yen an.

Die Auswirkungen könnten sich noch verstärken, da die Handelsdaten auf einem durchschnittlichen Yen-Kurs von 115,86 gegenüber dem Dollar basierten. Aktuell hat der Yen ein 20-Jahres-Tief gegenüber dem Dollar markiert und liegt bei etwa 130.

Der Rekordwert bei den Einfuhren bedeutet nicht, dass die Inlandsnachfrage robust ist. Das Importvolumen blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert. Engpässe auf der Angebotsseite in Verbindung mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise haben vielmehr den Wert in die Höhe getrieben.

Eine ähnliche Dynamik ist bei den Exporten zu beobachten, die wertmäßig um 15 Prozent stiegen und volumenmäßig um 1,5 Prozent zurückgingen. Craig Botham, Chefvolkswirt für China bei Pantheon Macroeconomics, begründete die schwachen Exporte auch damit, dass die Probleme der zweitgrößten Volkswirtschaft China nun zunehmend auf die Nachbarn wie etwa Japan übergriffen. Die Lockdowns und andere Einschränkungen durch die strikte Null-Covid-Strategie bremsen die Wirtschaft des Landes aktuell spürbar ab. Der Anstieg der Ausfuhren nach China verlangsamte sich im März auf 2,9 Prozent nach 26 Prozent im Februar.

Premierminister Fumio Kishida dürfte den öffentlichen Aufschrei über die gestiegenen Preise im Vorfeld der in einigen Monaten stattfindenden nationalen Wahlen nicht überhören. Experten erwarten, dass Kishida noch in diesem Monat zusätzliche Entlastungsmaßnahmen ankündigen wird, um die Menschen bei der Bewältigung der Lage zu unterstützen. Der Regierung fällt es jedoch schwer, die Talfahrt des Yen zu stoppen, da die höheren Zinsen in den USA und die weiterhin extrem niedrigen Zinsen in Japan den Abwärtsdruck auf die Landeswährung verstärken.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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