Der letzte Hort der Stabilität: Gold!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Seit Bekanntgabe des umfassenden EU-Rettungspaketes im Gesamtvolumen von 750 Milliarden US-Dollar inklusive dem Ankauf von Staatsanleihen der Euroländer durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich der Goldpreis völlig von seinen bisherigen Relationen entkoppelt. Da wäre zum einen der Gleichlauf mit anderen Rohstoffen. Vor allem zwischen Rohöl und Gold ist dies schön erkennbar. Gingen die beiden üblicherweise Hand in Hand passierte in der vergangen Woche das Gegenteil. Stieg die Unsicherheit und fielen die Aktien, fiel auch der Preis für ein Barrel Rohöl, während der Goldpreis zulegte. Das gleiche Bild zeigte sich in Bezug auf den Euro. Gestern Morgen, als der Euro aufgrund der Beschlüsse am Wochenende über den Rettungsschirm sich bis auf über 1,30 US-Dollar erholte, gab das Gold zunächst bis auf unter 1.185 US-Dollar nach. Anschließend erholte er sich jedoch wieder bis auf über 1.200 US-Dollar, weil der Dollar wieder nachgab, und setzte diese Erholung heute bis kurz unter das bisherige Allzeithoch von 1.226 US-Dollar fort. Noch bis vor ein paar Tagen konnte Gold eigentlich immer zulegen, wenn der Euro stieg. Zwar glaube ich, dass jede stärkere Erholung des Euros nach spätestens ein paar Tagen auch steigende Goldpreise auf Dollarbasis nach sich ziehen würde, zunächst aber muss mit Rückschlägen beim Gold immer dann gerechnet werden, wenn die Krise in Europa sich entschärft und umgekehrt.
Das Edelmetall hat damit klar den Status des sicheren Hafens für sich reklamiert. Noch mehr aber dürften die Preisanstiege vor allem damit zu erklären sein, dass die Anleger nun voll die Inflationskarte spielen. Das deckt sich mit dem, was von Händlern physischen Goldes vernehmbar ist. Die Nachfrage zieht deutlich an. Die Vereinnahmung der EZB durch die Politik in deren Folge sie ihre Prinzipien im Wochentakt über Bord wirft, verunsichert vor allem die deutschen Anleger. Wann immer ich auf Vorträgen wie auch in meinem Buch prognostiziert habe, dass auch die EZB auf den Weg der amerikanischen wie auch der britischen Notenbank einschwenken und Staatsanleihen aufkaufen werde, wurde mir entgegen gehalten, dass die EZB dies nicht dürfe. Der Glaube an die Unabhängigkeit der EZB und ihrer Grundsätze war stark. Entsprechend groß sind nun die Enttäuschung, die Verunsicherung und die Angst vor Inflation. Vor allem hierzulande ist diese besonders ausgeprägt, weil zwei Generationen von Deutschen ihr Vermögen in den jeweiligen Hyperinflationen nach den Weltkriegen verloren haben.
Die Investition in Gold ist richtig und nach wie vor sinnvoll. Seit 2005 spreche ich von der Inflationsgefahr, die sich aufgebaut hat. Bei Kursen von unter 500 US-Dollar habe ich zum ersten Mal empfohlen, ins Gold zu investieren oder auf steigendes Gold zu spekulieren. Je höher der Preis stieg, desto häufiger folgte die Frage, ob es denn überhaupt noch lohne einzusteigen. Gäbe es da nicht schon eine Blase, formulierten andere. Zuletzt wurde ich nach einem Vortrag am Samstag gefragt, ob der Goldpreis nicht nochmals korrigieren werde? Was der Fragesteller damit implizierte ist klar. Er ist nicht dabei, will aber nicht zum höchsten Kurs einkaufen. So dürfte es vielen gehen. Natürlich gab es in den vergangen fünf Jahren auch immer wieder größere Rückschläge und wird es auch zukünftig immer wieder Rückschläge geben, doch längerfristig kann der Preis pro Feinunze Gold noch in ganz andere Regionen vordringen. Denn die Mehrheit der Anleger da draußen, die sich längst auf Festgeld zurückgezogen haben, nach zwei Aktiencrashs in den vergangen zehn Jahren, die wird erst noch ins Gold strömen, spätestens, wenn die Inflationsraten anziehen. Das Angebot dürfte dann kaum ausreichen. Der Gegenwert einer Gold-Jahresproduktion ist mit rund 90 Milliarden Euro deutlich geringer, als das was die Industrieländer momentan pro Woche an neuen Staatsanleihen emittieren.
CFDs eigen sich zur Spekulation in Gold besonders gut. Mit einem geringen Hebel von nur drei auf das eingesetzte Kapital, lassen sich hervorragend langfristige Positionen aufbauen, da die erzielten Gewinne bei CFDs wieder zu Re-Investitionen zur Verfügung stehen. So gibt es auch beim Gold eine Art Zinseszinseffekt.
Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, liegt aktuell auf Platz 2 der Manager-Magazin Bestsellerliste
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.