DAX-ETF verliert in diesem Fonds-Ranking
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Die meisten Finanzberater wählen „aus dem Bauch“ heraus. Man hat einen Vortrag des Fondsmanagers gehört, der Vertriebsmitarbeiter der Fondsgesellschaft war so sympathisch oder man folgt der Empfehlung eines Experten. Manche Institute positionieren auch ausschließlich hauseigene Vehikel. Dieses weiterhin verbreitete Vorgehen ist nachvollziehbar, jedoch nicht besonders professionell und schon gar nicht transparent.
Was es braucht ist ein Prozess und dieser kann, wie in unserem Fall, überraschende Ergebnisse hervorbringen.
Es gibt eine Vielzahl von Kennzahlen um Investmentfonds zu bewerten oder ihre Performance zu messen: Volatilität, Sharpe-Ratio, Rendite, Beta, und und und… Letztlich kann man sich aus der Menge an Bewertungskennzahlen jene auswählen, die am besten zum eigenen Anlageprofil passen. Wer gerne defensiv investiert, favorisiert beispielsweise eher Risikofaktoren. Wer Performance machen möchte, priorisiert Renditekennzahlen.
Ich möchte an der Stelle nicht unerwähnt lassen, dass es einen Standpunkt in der Fondsindustrie gibt, wonach alle diese Kennzahlen nichts taugen. Dieser Flügel argumentiert, dass statistisch-mathematische Kennzahlen nur retrospektiv auf die Historie eines Fonds schauen und damit keinerlei Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen eines Fonds zulassen. Dieser Gedankengang ist gar nicht falsch und es gäbe auch interessante Herangehensweisen, um z.B. Fondsmanager als Person in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Große Dachfonds wie z.B. K2 Advisors aus dem Hause FranklinTempleton oder der Kölner Dachfondsmanager Eckhard Sauren investieren nach der Philosophie der „Manager Selection“. Diese Untersuchungsmethode bedarf aber eines besonders anspruchsvollen Researchs, der bis hin zu regelmäßigen persönlichen Gesprächen mit den Fondsmanagern reicht, um überhaupt erstmal jene „weiche Faktoren“ zu sammeln, die es ermöglichen das Handwerk eines Anlageverwalters bewerten zu können.
Da mir die Expertise, das Netzwerk und die Zeit dafür fehlen konzentriere ich mich auf „harte Fakten“ und die sind in erster Linie vergangenheitsbezogen. Welche Kriterien habe ich in die Untersuchung aufgenommen?
Für meinen persönlichen Fonds-Rating-Prozess wähle ich:
Auflage des Fonds
Umso „älter“ ein Fonds ist, desto sicherer und „besser“ bewerte ich ihn. Ich gehe davon aus, dass ein Fonds mit einer langen Historie für die Kapitalanlagegesellschaft wirtschaftlich rentabel ist und damit einer geringeren Wahrscheinlichkeit unterliegt in Zukunft geschlossen zu werden. Außerdem lässt eine lange Historie eines Fonds längere Auswertungen zu und ich kann mir anschauen, wie sich ein Fonds in bestimmten Marktphasen bewegt hat.
Fondsvolumen
Die Höhe des Fondsvolumens geht in die gleiche Richtung wie die Historie des Fonds. Ich gehe davon aus, dass ein großer Fonds weniger „ausfallgefährdet“ ist als ein kleiner Fonds. Ein Rechenbeispiel dazu: Bei einer Verwaltungsgebühr von 1 Prozent und einem Anlagevermögen von 1 Milliarde EUR verdient das Fondsmanagement 10 Millionen EUR im Jahr. So eine „Cash-Cow“ macht man nicht einfach zu. Wie wir sehen werden, habe ich in der heutigen Betrachtung ausnahmslos sehr große Fonds untersucht. Professionelle Investoren legen ihr Geld selten in Fonds an, die kleiner als 100 Millionen EUR groß sind. Dafür gibt es zwei Gründe: erstens, ist ein kleiner Fonds möglicherweise illiquide, d.h. als Anleger laufe ich Gefahr im Falle eines Abverkaufs des Fonds nicht schnell an mein angelegtes Vermögen zu kommen. Zweitens, ein Fonds ab 100 Millionen EUR ist wirtschaftlich rentabel und wieder weniger ausfallgefährdet.
Managementgebühr
„Günstiger ist besser.“ Diese Philosophie ist nicht immer richtig, aber als Anleger bin ich Wirtschaftsmensch und jedes Promille, das ich nicht bezahlen muss, bedeutet für mich indirekt einen Gewinn. In meiner Untersuchung favorisiere ich daher günstige Fonds mit einer höheren Bewertung.
Rendite p.a.
Natürlich will ich auch Rendite machen. Eine hohe Zehnjahres-Durchschnittsrendite wird bevorzugt.
Volatilität
Die Volatilität ist die Schwankungsbreite meines Fonds. Ich kann das bestimmt nicht so gut wie ein Fachbuch erklären. Wer sich genauer informieren möchte, liest hier nach: Gabler Wirtschaftslexikon. Eine höhere Schwankungsbreite wird von mir „bestraft“, denn im Idealfall möchte ich ja einen Fonds halten, der mir hohe Renditen bei niedrigen Kursschwankungen generiert.
Maximaler monatlicher Verlust
OK, selbsterklärend.
Korrelation zum DAX
Die Untersuchung der Korrelation eines Fonds zum Gesamtmarkt, in meinem Fall zum DAX, ist nicht uninteressant. Diese Bewertungskennzahl sagt mir, wie nahe ein Fonds sich am DAX bewegt. Denn ich möchte ja einen Fonds, bzw. einen Fondsmanager, auswählen, der die Aktien so selektiert, dass mein Fonds sich nicht so sehr verhält wie der breite Aktienmarkt. Denn ansonsten könnte ich auch einfach einen Indexfonds, wie den im Teilnehmerfeld ebenfalls untersuchten DAX-ETF von iShares kaufen. Der ETF hat folglich eine Korrelation von 1, bewegt sich eins zu eins wie der DAX-Index, der der ETF abbildet. Spannend ist, dass sich viele aktive Fonds sehr nahe an ihren Vergleichsindizes bewegen. Ich habe dazu schonmal hier etwas geschrieben: Viele aktive Fonds investieren heimlich passiv
Beta
Der Beta-Faktor sagt mir als Investor, wie sich mein Finanzinstrument in Relation zum Gesamtmarkt verhält. Diese Analyse ist wieder vor allem für aktive Fonds hochinteressant, denn ich möchte ja am liebsten einen Fonds im Depot haben, der in Abwärtsphasen oder gar in einem Crash nicht so hohe Kursverluste wie der Gesamtmarkt hat, z.B. weil der Fondsmanager rechtzeitig die Aktienquote reduziert hat.
Sharpe-Ratio
Die Sharpe-Ratio ist die komplexeste der hier vorgestellten Kennzahlen. Sie bewertet Rendite und Volatilität im Verhältnis zum risikolosen Zinssatz. (Für die interessierten Leser geht’s hier weiter: Risikoanalyse: So bewerten Sie Ihr Depot richtig!)
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Nun geht’s in die Auswertung.
Als quantitativer Analyst muss ich natürlich erstmal „Data-Mining“ betreiben, d.h. ich sammele alle mir zur Verfügung stehenden Informationen. Das ist manchmal gar nicht so einfach und nicht immer bekomme ich zu jedem Produkt die Informationen, die ich benötige. Das ist aber gar nicht schlimm, denn ich bewerte ja nicht nur eine Kennzahl pro Fonds, sondern möglichst viele. Steht mir einen Datenpunkt nicht zur Verfügung, bewerte ich diesen einfach mit „neutral“.
Zur Veranschaulichung habe ich die Top-Ten-Fonds im Vertrieb in Deutschland, per Stand Februar 2018, gewählt. In diese Fonds legten Anleger besonders gerne an. Das ist keine sonderlich smarte Eingrenzung des Teilnehmerfeldes, aber sie sorgt hier zu Demonstrationszwecken dafür, dass zumindest die meisten Fonds geläufig sein dürften. Zusätzlich habe ich als elften Fonds, einen DAX-ETF von iShares mit dazu genommen.
In der folgenden Grafik habe ich meinen Auswahlprozess visualisiert. Die Tabelle ist prinzipiell selbsterklärend, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht ganz einfach wirkt. So erhält rein theoretisch ein Fonds mit einem Volumen größer 50 Milliarden Euro eine volle Punktzahl von 10 in dieser Kategorie. Ein Fonds der 3 Prozent Kosten pro Jahr hätte, würde in dieser Kategorie nur 0 Punkte bekommen.
Am Ende werden dann alle Sub-Ratings addiert und ich berechne ein Gesamtrating je Fonds, das später die Fondsauswahl vergleichbar macht.
Let’s Go.
Der Übersichtlichkeit halber habe ich alle anderen Einzelrankings auf meinem Guidants-Expertendesktop hochgeladen. Sie können die Folien im entsprechenden (aktuell obersten) Beitrag auf meinem Guidants-Stream anschauen. Hier gehts direkt zum Stream-Beitrag: http://gmtr.ly/4k_BPkhLE
Ergebnis
Die Ergebnisliste ist weniger überraschend, als man vielleicht zu Beginn erwartet hätte. Im oberen Quintil befinden sich Fonds, die vorrangig in Immobilien und Anleihen investiert haben. Diese beiden Anlageklassen haben sich in den letzten zehn Jahren besonders gut entwickelt und haben dabei noch wenig geschwankt. Im Teilnehmerfeld der Misch- und Aktienfonds profitierten vor allem jene Fonds von der Auswertung, die ihren Anlegern hohe Renditen mit einer niedrigen Aktienquote generierten, denn diese sorgte durch die Schwankungen der letzten Jahre hindurch immer wieder für hohe Volatilitäten im Depot und damit letztlich für Unbehagen bei den Fondsinvestoren. Unser DAX-ETF hat in diesem Umfeld leider das Nachsehen, was ihn natürlich nicht per se zu einem schlechten Investment macht.
Fazit
Zeigt mir diese Untersuchung den besten Fonds aus dem Teilnehmerfeld an? Nun, es kommt darauf an, wie ich „gut“ definiere. Eine Studie fällt eben immer so aus, wie sie ihr Auftraggeber intendiert. Nicht weil die Zahlen falsch sind, sondern weil die Antworten oftmals von den Fragen abhängen. In unser heute durchgeführten Untersuchung habe ich den Schwerpunkt auf Risikokennzahlen und auf die Unabhängigkeit vom DAX gelegt. Die Analyse zeigt mir die besten Fonds des Teilnehmerfeldes an, die mich schwankungsarm und unabhängig vom deutschen Aktienmarkt in den letzten 10 Jahren mit einer Rendite belohnt haben. Ob das gut oder schlecht ist, hängt von der Betrachtung des Investors ab.
Letztlich geht es weniger um die Ergebnisse, als um den Weg dahin. Mit einer quantifizierten Analyse schaffe ich messbare und objektive Resultate, die es mir erlauben meine Entscheidungen begründbar und später (vielleicht für Dritte z.B. Kunden oder Investoren) nachvollziehbar machen zu können. Denn eine Garantie für gute Ergebnisse gibt auch der beste Auswahlprozess leider nicht.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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