Kommentar
08:34 Uhr, 20.04.2012

Das Märchen vom stabilen Geld...

Sieht man sich die aktuellen Entwicklungen in unserem Finanzsystem an, und hört man sich dazu bei den „Leuten auf der Straße“ um, dann bemerkt man immer öfter eine Art diffuse Verunsicherung. Immer mehr Menschen scheinen das Gefühl zu haben, dass da „irgendetwas kommt“ - ohne genau sagen zu können, was das sein könnte.

Noch vor zwei oder drei Jahren wurden kritische Kommentatoren schief angesehen, wenn sie die Möglichkeit einer Währungsreform zur Diskussion stellten. Ist es das, was uns bevorstehen könnte? Spüren die Menschen intuitiv, dass sie auch heute wieder in ganz großem Stil betrogen werden? Es heißt, die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Gegen wir also einmal der Frage nach, wie das alles angefangen hat:

Seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 wird regelmäßig das Versagen der Märkte beklagt. Das System freier Marktkräfte sei gescheitert. So erklären es uns die Politiker mit sorgenvoller Miene. Die Märkte müssten deshalb an die Kette gelegt und reguliert werden, dabei müsse man mit harter Hand durchgreifen...

Was Medien und Politik verschweigen: Es gibt überhaupt keine freien Märkte. Wäre dem nicht so, gäbe es viele der heutigen Probleme überhaupt nicht: Weite Teile des Bankensektors wären längst pleite und abgewickelt. Griechenland und Portugal hätten den Euro nie bekommen...

Stattdessen wird nun das Bankensystem „gerettet“. Stattdessen werden ganze Staaten auf Kosten der Allgemeinheit vor der Pleite bewahrt. Und die Politiker tun so, als sei dies im Interesse des Volkes. Die Wahrheit ist: Gescheitert sind nicht die freien Märkte. Gescheitert ist ein System der Regulierung, der staatlichen Eingriffe und der Verflechtung von Banken, Medien und Regierungen.

Gescheitert ist vor allem aber ein System, in dem Schulden, billiges Geld und ein Übermaß an Krediten zum Allheilmittel stilisiert wurden. Doch anstatt den Menschen die Wahrheit zu sagen und die Probleme anzugehen, wird die Entwicklung mit immer mehr billigem Geld und noch mehr Regulierung auf die Spitze getrieben.

Nun könnte man annehmen, das alles sei in der Geschichte ein einmaliger Vorgang. Wir Menschen neigen ja dazu, uns selbst und unsere eigenen Erfahrungen besonders wichtig zu nehmen. Doch ein Blick in die Geschichte des Geldes zeigt, dass der großangelegte Betrug an der Allgemeinheit eine lange Tradition hat.

Geld und Betrug: Zwei Seiten einer Medaille...

Schon im antiken Rom begann eine Entwicklung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht: Bis heute lassen die regierenden Klassen nichts unversucht, um die Bevölkerung mit dem jeweils umlaufenden Geld zu betrügen. Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Durch schleichende Münzverschlechterungen, einer Frühform der Inflation, bei der die römischen Kaiser den Gold- oder Silbergehalt der umlaufenden Münzen heimlich verringerten, sank der Wert des Geldes unaufhaltsam. Mit der Einführung des Papiergeldes sollte dieses System sehr viel später zur Perfektion entwickelt werden.

Was ist der Grund für dieses Vorgehen? Und warum werden die Menschen betrogen, wenn der Wert des Geldes immer weiter sinkt? Ursache des staatlichen Betruges an der eigenen Bevölkerung ist die Tatsache, dass der Kapitalhunger von Regierungen grundsätzlich unerschöpflich ist. Zu Zeiten der römischen Regenten, die mit dem Geldbetrug ihren aufwendigen Lebenswandel und kostspielige Feldzüge finanzierten, war das nicht anders als im Zeitalter von „Rettungspaketen“ für wankende Volkswirtschaften der Euro-Zone. Die Gründe, warum Regierungen die eigene Bevölkerung über eine Abwertung des Geldes betrügen, sind vielfältig und variieren im geschichtlichen Ablauf. Das Ergebnis ist jedoch immer das Gleiche: Am Ende zahlen die Bürger die Zeche für Schuldenwahnsinn, Misswirtschaft und Kriegstreiberei.

Geld, und das wird gerne vergessen, ist im ursprünglichen Sinne ja kein Geschöpf des Staates, es ist vielmehr ein Produkt des wirtschaftlichen Warenverkehrs: Geld ist der aus einer Leistung entstandene Rechtsanspruch auf eine gleichwertige Gegenleistung. Und genau an dieser Stelle setzt das an, was wir heute Inflation nennen. Der betrügerische Trick, den die Regierungen seit Jahrhunderten anwenden, liegt darin, dass der Maßstab Ware gegen Geld heimlich verändert wird:

Die Menschen erhalten nur noch halb so viel reale Gegenleistung für ihre Arbeit, wenn der Wert des Geldes heimlich um die Hälfte gesenkt wird. Erst allmählich spricht sich herum, dass das Geld weniger Kaufkraft besitzt. Deshalb steigen die Preise für reale Güter und deshalb verlangen die Menschen irgendwann doppelt so viel Geld für ihre Arbeit. Doch die Regierung hat den Wert des Geldes schon wieder unbemerkt gesenkt - und die Bürger werden erneut betrogen...

Geldentwertung, und das ist für das historische Verständnis wichtig, hat immer nur eine Ursache: Eine willkürliche, künstliche Vermehrung der umlaufenden Geldmenge. Und sie hat immer nur eine Auswirkung: Die Kaufkraft des Geldes geht verloren, was zu einem scheinbaren Anstieg der Preise führt. Scheinbar deshalb, weil in Wahrheit ja nicht die Preise steigen, sondern der Wert des Geldes verfällt. Inflation ist deshalb eine indirekte Steuer des Staates und eine unbemerkte, weil meist schleichende Konfiszierung des Vermögens der arbeitenden und sparenden Bürger.

Auf diese Weise war schon im alten Rom der Silbergehalt des seinerzeit gängigen Denar innerhalb weniger Jahrhunderte von 100 auf etwa fünf Prozent gesunken. Ganz ähnlich verhält es sich heute mit unserem Papiergeld, etwa dem US-Dollar oder dem Euro: Die reale Kaufkraft sinkt kontinuierlich, aber auch dies geschieht so langsam, dass es kaum jemandem auffällt. Am Ende dieses Prozesses stehen oftmals Währungsreformen und Staatsbankrotte. Doch auch das ist überhaupt nichts Neues:

Die erste Währungsreform...

Schon lange vor dem Ende des alten Römischen Reiches war das Vertrauen in das römische Geld durch die kontinuierliche Abwertung derart zerstört, dass nur noch eine Währungsreform helfen konnte. Im Jahr 309 führte Kaiser Constantin den „Aureus Solidus“ ein. Dieser trug anders als sein Vorgänger den lateinischen Zusatz „fest, zuverlässig, solide“. Auch dies erinnert an neuzeitliche Gepflogenheiten: Mit der neuen Bezeichnung sollte gleichzeitig eine Wende in der katastrophalen Geldpolitik der römischen Kaiser signalisiert werden.

Ab dem Jahr 324 wurde der „Aureus Solidus“ zur Standardgoldmünze im gesamten Römischen Reich. Geändert hatte sich dadurch freilich nichts, und von einer soliden Geldpolitik konnte schon gar keine Rede sein: Historiker gehen heute davon aus, dass die fortgesetzte Verschlechterung des Geldes einer der wichtigsten Gründe für den Untergang des antiken Römischen Reiches im 7. Jahrhundert war.

Die erste Währungsreform im alten Rom brachte den Menschen neues Geld: Der „Aureus Solidus“ sollte besonders solide sein. Leider war das ein Märchen, wie so vieles in der Geschichte des Geldes...

Vom frühen Mittelalter unter der Regentschaft Karls des Großen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Menschen in Europa auf diese oder ähnliche Weise immer wieder um ihre Ersparnisse gebracht: Nachdem die Regierungen anfangs noch den Edelmetallgehalt der Münzen mühsam verringert hatten, etwa, indem an den Rändern der Münzen ein wenig Metall abgetragen oder den Silbermünzen Kupfer beigemischt wurde, ging man später dazu über, die Münzen einfach einzuziehen und für ungültig zu erklären. Die Münzen kamen „in Verruf“, wie man das nannte. Um die Staatskasse aufzufüllen, wurden solche als „Münzreform“ bezeichneten Währungsreformen zur damaligen Zeit mitunter mehrmals im Jahr durchgeführt.

Die erste Hyperinflation...

Das Papiergeld war noch gar nicht erdacht, da erlebten Teile der deutschen Bevölkerung einen ersten Vorgeschmack auf kommende Entwicklungen: In den Jahren von 1457 bis 1460 kam es zur ersten großen monetär bedingten Inflation der deutschen Geldgeschichte. Aufgrund notorisch leerer Kassen und weil Silber knapp geworden war, wurden in Österreich und Bayern minderwertige, also stark kupferhaltige Pfennige in größeren Stückzahlen geprägt. Bis in das Jahr 1458 war der Wertverlust dieser Pfennige noch im Rahmen geblieben, abzulesen an der Kursentwicklung zum ungarischen Goldgulden: Um 1455 kostete der Goldgulden 240 Pfennige, Ende 1458 waren es 300 Pfennige. Aber schon anderthalb Jahre später erreichte die Geldentwertung dramatische Ausmaße: Am 17. April 1460 mussten 3.686 Pfennige für einen Goldgulden getauscht werden.

Die Geldentwertung hatte rasante Preissteigerungen bei den Gütern des täglichen Bedarfs zur Folge. Brot, Salz und Mehl wurden für viele Bürger unbezahlbar. Es kam zu Hungersnöten und Aufständen. Für die Menschen war das eine völlig neue und schockierende Erfahrung. Bislang waren Preisanstiege allenfalls durch Missernten oder andere nicht-monetäre Ereignisse ausgelöst worden. Jetzt aber war die praktisch täglich spürbare Münzverschlechterung verantwortlich für die immensen Preissteigerungen. Schließlich wollte niemand mehr die kupfernen Pfennige annehmen, der Handel stockte, weite Teile der Bevölkerung verarmten.

Geld - ganz ohne Wert!

Mit dem Papiergeldexperiment des Schotten Jon Law in Frankreich wurde das Kapitel der mühsamen Münzverschlechterung zu den Akten gelegt. „Geld muss nicht aus Gold sein“, sagte Jon Law. Man kann dafür genauso gut Papier verwenden. Und weil sich diese unglaubliche Idee wie ein Lauffeuer über die ganze Welt verbreitete, kann man sagen, dass der moderne Kapitalismus, dass die Finanzkrise und die Rettungspakete für den Euro an jenem 21. April 1671 ihren Ursprung haben, an dem Jon Law auf die Welt kam.

Bei seinem Vater, einem Goldschmied, hatte der kleine Jon seltsame Dinge beobachtet: Wenn ein Kunde knapp bei Kasse war, dann half der Vater manchmal mit ein paar Pfund aus. Doch was passierte plötzlich? Das, was wir heute einen Kredit nennen, ermöglichte es dem Kunden seinerseits Waren zu kaufen, obwohl er selbst gar kein Geld hatte. Das besaß er erst, wenn er seine Waren mit Gewinn weiterverkauft hatte. Davon beglich er die Schulden bei Jons Vater, der dafür den Zins kassierte. Einen Teil des Gewinns behielt der Kunde für sich selbst, hatte plötzlich also Geld...

Das ist es! Ein Kredit, das hat Law sofort begriffen, lässt Wohlstand dort entstehen, wo vorher überhaupt nichts ist. Und je mehr Kredit gegeben wird, desto größer wird der daraus entstehende Wohlstand. Im Jahr 1705, Law ist 34 Jahre alt, entwirft er daraus einen revolutionären Plan für eine neue Wirtschaftsordnung, der sich in einem Satz zusammenfassen lässt: Papier soll zu Geld werden, und eine staatliche Bank soll die Scheine dafür drucken!.

Die französische Regierung, die wegen der zerrütteten Staatsfinanzen mit dem Rücken zur Wand steht, wagt das Experiment. Das Vorhaben scheitert vor allem daran, dass ganz ähnlich wie bei späteren Gelegenheiten viel zu viel Geld in Umlauf gebracht wird. Am Ende ist nicht nur der Staat bankrott, sondern auch fast alle seine Bürger. Doch schon bald sollte die Idee wieder aufgegriffen werden: Der Gedanke, Geld aus Papier zu erschaffen war so verlockend, dass die Regierungen bis heute an dem System festhalten. Künftig sollte allerdings ein Federstrich genügen, um Papiergeld in beliebiger Menge herzustellen...

Ein kleines Hindernis war auf dem Weg dorthin allerdings noch zu beseitigen: Das Gold als stabilisierender Anker einer ungebremsten staatlichen Schulden- und Enteignungspolitik. In der letzten Phase des staatlichen Geldbetruges fiel auch diese Hürde. Weil die ungezügelte Ausweitung der Geldmenge und die Enteignung der Bürger über Inflation staatlich gewollt sind, wurde im Jahr 1971 die Deckung des Geldes durch Gold endgültig abgeschafft. Seither ist nicht mehr das Gold der Maßstab für „solides Geld“, sondern der US-Dollar.

Damit haben wir heute einen Punkt erreicht, an dem Geld nur noch einen „Wert“ hat, solange die Bürger darauf vertrauen, dass der Staat die „Gültigkeit“ seines „Gesetzlichen Zahlungsmittels“ sicherstellt. Doch wie wir gesehen haben, hat der Staat genau daran überhaupt kein Interesse. Eine solide staatliche Geldpolitik ist sozusagen kontraproduktiv, weil sie dem staatlichen Zugriff auf das Vermögen der Bürger entgegensteht.

Fassen wir also zusammen:

In der ersten Phase des staatlichen Geldbetrugs wurde der Wert der umlaufenden Münzen immer weiter verringert. Dies geschah durch Absenkung des Edelmetall-Gehalts oder indem die Münzen vollständig für wertlos erklärt wurden.

Mit der Erfindung des Papiergeldes im 18. Jahrhundert wurde die zweite Phase des staatlichen Geldbetrugs eingeleitet: Der Staat sorgte jetzt dafür, dass mehr Kredit ausgegeben wurde als Gold vorhanden war. Viel mehr. Auf diese Weise wurden später die beiden Weltkriege finanziert.

Schließlich wurde die Bindung des Geldes an das Gold vollständig aufgegeben. Dem staatlichen Geldbetrug an der Allgemeinheit sind jetzt keine Grenzen mehr gesetzt. Natürlich hat die Häufigkeit von Währungsreformen und Staatsbankrotten seither weltweit stark zugenommen. Besonders gravierend wirkten sich dabei jeweils starke Erhöhungen der Geldmenge aus, weil sich die Wirtschaft auf diese starken Geldmengenausweitungen nicht mehr wie in früheren Jahrhunderten langsam anpassen konnte.

Historisch betrachtet ist der offene Staatsbankrott allerdings eher die Ausnahme. Auch Währungsreformen, in Wahrheit handelt es sich dabei ja um eine Entschuldung des überschuldeten Staates und eine Enteignung der arbeitenden und sparenden Bevölkerung, sind keine alltäglichen Ereignisse. Das ist auch vollkommen logisch, denn die schleichende Enteignung über Inflation ist für die Regierungen weitaus praktischer weil viel unauffälliger.

Meist bevorzugen Regierungen deshalb den Weg des verdeckten Staatsbankrotts: Durch die Münzverschlechterungen früherer Jahrhunderte oder das Drucken von Papiergeld heute wird das Ereignis so lange wie nur irgend möglich hinausgezögert. Das kommt Ihnen bekannt vor? Das sollte es auch. Denn erst wenn die Geldillusion zerplatzt ist, räumen die Regierungen ein, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können, so etwa im Jahr 1923 in Deutschland.

Ein weiteres frühes Beispiel hierfür ist China: Während der Ming-Dynastie kam es zur Papiergeldinflation mit dem nachfolgendem Staatsbankrott von 1425. In den Jahren 1921 und 1939 ging China noch zweimal pleite – seither allerdings nicht mehr. Und mit einer Staatspleite Chinas ist auch weiterhin nicht zu rechnen: In keinem anderen Land der Welt wird so viel Gold angehäuft wie im Reich der Mitte. Und Reichtum, auch das zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher, sammelt sich dort an, wo Gold angehäuft wird.

Untersucht man die Staatspleiten der vergangenen acht Jahrhunderte in Großbritannien, China, Frankreich, Portugal,Spanien, Island, Griechenland,Österreich, Deutschland, der Türkei,Russland, Afrika, Indien und Lateinamerika, dann kommt man zu erschütternden Ergebnissen: Seit dem ersten großen Staatsbankrott in Großbritannien im Jahr 1340 und der ersten chinesischen Staatspleite im Jahr 1425 mussten diese Staaten sage und schreibe 138 Mal ihre Zahlungsunfähigkeit erklären.

Spitzenreiter in Europa ist Spanien. Die Iberer haben in den vergangenen Jahrhunderten 13 Staatspleiten hingelegt. Bis 1800 war Spanien sechs Mal zahlungsunfähig, allein im 19. Jahrhundert sieben Mal. Frankreich folgt mit acht Staatpleiten zwischen 1500 und 1812. Der französische Finanzminister Abbe Terray, von 1768 bis 1774 im Amt, soll der Regierung sogar geraten haben, mindestens alle 100 Jahre den Staatsbankrott zu erklären, um wieder ein "Gleichgewicht" herzustellen.

Internationale Spitzenreiter sind die Länder Lateinamerikas, die im 19. und 20. Jahrhundert unglaubliche 61 Staatsbankrotte anhäuften. Allein Mexiko, Argentinien und Brasilien kommen zusammen auf 22 Staatspleiten. Deutschland war übrigens „nur“ fünfmal pleite: In den Jahren 1807, 1813, 1923, 1932 und 1948.

In unseren Tagen ist damit zu rechnen, dass Staatsbankrotte etwas anders ablaufen werden als in der Vergangenheit. Die Bestrebungen in der Europäischen Union deuten darauf hin, dass der Staatsbankrott heute auf eine internationale Ebene verschoben werden soll: Nicht mehr das einzelne Land geht pleite, sondern eine ganze Staatengemeinschaft.

Es gilt der Grundsatz: Alle Staaten haften für die Schulden der Gemeinschaft und kein Staat haftet für seine eigenen Schulden. In einem Umfeld der allgemeinen Überschuldung dürfte Inflation ein noch attraktiverer „Ausweg“ sein als im Zeitalter der Nationalstaaten.

Fazit und Empfehlung:

Wir werden Zeugen von historischen Ereignissen. Diesen Satz liest man derzeit öfter. Richtig daran ist: Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gab es ein derart umfassendes weltweites Schuldenproblem. Die Folgen, die daraus entstehen werden, sind jedoch keineswegs historisch einzigartig, sie folgen vielmehr einer langen Tradition: Währungsreformen, Staatsbankrotte und eine mehr oder weniger schleichende Entwertung des Geldes mit dem Zweck, die Staatsschulden zu verringern, sind historisch betrachtet nicht die Ausnahme sondern die Regel.

Am Ende, und das ist bezeichnend in der Geschichte, haben alle künstlich geschaffenen Währungen ihren Wert immer und zu allen Zeiten vollständig verloren. Es gibt keine einzige Ausnahme. Unnötig zu erwähnen, dass Gold und Silber ihren Wert über die Jahrtausende bewahrt haben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die beiden Edelmetalle umso stärker wieder in den Fokus der Menschen rücken werden, je offensichtlicher der staatliche Geldbetrug in den kommenden Jahren werden wird.

Die Frage, ob auch gegenwärtige Generationen Opfer solcher Bestrebungen werden, stellt sich deshalb überhaupt nicht. Eine schleichende Abwertung unseres Geldes findet bereits vor unseren Augen statt, und ob wir Währungsreformen oder Staatspleiten in Europa erleben werden, das ist nur eine Frage des Zeithorizonts. Dass sie kommen werden, steht historisch betrachtet vollkommen außer Frage. Denn die Geschichte des Geldes ist die Geschichte vom Betrug an der Bevölkerung. Zur Überraschung vieler Zeitgenossen wird das diesmal nicht anders sein...

Auf die folgenden Warnsignale sollten Sie deshalb ganz besonders achten. Mit diesen und ähnlichen Maßnahmen haben die Regierungen in der Vergangenheit versucht, einen drohenden Staatsbankrott hinauszuzögern und zu verschleiern:

1. Geld wird „nach Bedarf“ in Umlauf gebracht. Die Banken erhalten dabei einen Zinsaufschlag. Seit einigen Wochen wird genau dies in der Europäischen Union praktiziert: Im Dezember 2011 konnten die Geschäftsbanken Kapital zu niedrigsten Zinsen in beliebiger Höhe bei der EZB abrufen. Dieses Geld können sie nun hochverzinslich anlegen, etwa indem sie Staatsanleihen der europäischen Krisenländer kaufen. Da weitere Schuldenschnitte wie in Griechenland von der Politik bereits ausdrücklich ausgeschlossen wurden, gehen die Banken dabei keinerlei Risiken ein. Im Zweifelsfall haftet der Steuerzahler...

2. Abwertung der nationalen Währungen um bis zu 50 Prozent. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind Russland (1998), Argentinien (2001), Nordkorea (2009) und Venezuela (2010)...

3. Umwandlung von Staatskrediten in langfristige Anleihen (Russland 1998)...

4. Einführung von staatlichen Schuldpapieren, mit denen Staatsdiener entlohnt werden (Argentinien 2001)...

5. Gesetzliche Beschränkungen von Bargeldzahlungen. In der Euro-Zone wird das bereits eingeführt. Vorreiter sind Krisenländer wie Italien, Spanien oder Griechenland...

6. Umwandlung von Geldkonten in festverzinsliche Sparbücher...

7. Umtausch von Dollar-Konten in nationale Währungen...

8. Verweigerung des Zugriffs auf Geldkonten...

9. Höhere Steuern und Sozialabgaben...

10.Verstaatlichung von Rentenansprüchen (Island, Ungarn)...

11.Kürzung von staatlichen Sozialleistungen und Renten (Griechenland, Spanien, Ungarn, Lettland)...

12.Erhöhung von Einkommen- und Mehrwertsteuer (Griechenland)

13.Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst (Griechenland)

14.Schließung von Schulen, Theatern und Kliniken

15. Sondersteuer auf Immobilienbesitz (Griechenland)

16. Verbrauchssteuern auf Privatwagen und Energie (Griechenland)

Andreas Hoose

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