Kommentar
12:10 Uhr, 21.10.2025

Das Altersvorsorgedepot könnte doch noch kommen

"Als zusätzlicher Teil der Rentenreform wird die Reform der privaten Altersvorsorge (Nachfolge-Riester) noch in 2025 im Kabinett beschlossen", heißt es in einem Koalitionsbeschluss vom Oktober.

Das Altersvorsorgedepot könnte als Riester-Nachfolger im nächsten Jahr im Bundestag verabschiedet werden und dann rückwirkend zum 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Nicht zuletzt die massiven Kündigungen in der weitgehend missratenen Riester-Rente machen den Reformbedarf überdeutlich.

Über die von der alten Ampel-Regierung geplante Reform der privaten Altersvorsorge hatte stock3 detailliert berichtet, in den Artikeln Aktien und ETFs statt Null-Rendite: Gesetzentwurf zum Altersvorsorgedepot ist da! und Altersvorsorgedepot: Beginnt 2026 ein neuer Börsenboom in Deutschland?

Das für die Bürger rundum sinnvolle Gesetz wurde leider nicht rechtzeitig verabschiedet, bevor die Ampel auseinanderfiel.

Gut für die "neue" Regierung: Es liegt ein fertiger Entwurf der alten Regierung vor, auf dem man aufbauen kann.

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Schon im Koalitionsvertrag hieß es:

"Wir werden die bisherige Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt überführen, von bürokratischen Hemmnissen befreien und mit dem Verzicht auf zwingende Garantien sowie der Reduzierung der Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten reformieren. Wir prüfen eine Ausweitung des Kreises der Förderberechtigten. Wir wollen dieses neue Produkt mit einer möglichst einfachen staatlichen Förderung für Bezieherinnen und Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen begleiten. Kern der reformierten Riester-Rente wird ein Anlageprodukt sein, das es auch in Form eines Standardproduktes geben soll."

Der Kern des Altersvorsorge-Depots

Im alten Entwurf gab es folgende Eckpunkte, die sicherlich nicht 1 zu 1 übernommen werden, aber eine gute Basis darstellen.

  • Zertifiziertes renditeorientiertes Altersvorsorgedepot ohne Garantien, als Alternative zu den sicherheitsorientierten Garantieprodukten. Bei den Garantieprodukten Auswahlmöglichkeit zwischen 80 und 100 Prozent Beitragserhaltungszusage.

  • Vereinfachung und Standardisierung der Kriterien für die Zertifizierung, dies ermöglicht simplere Produkte, die leichter verglichen werden können.

  • Schaffung einer unabhängigen, kostenlosen, digitalen Vergleichsplattform für die neuen Produkte

  • Günstige Wechselmöglichkeiten zwischen Anbietern. In der Ansparphase nach 5 Jahren Anbieterwechsel ohne Wechselkosten möglich sein (davor max. 150 Euro Wechselkosten), ebenso Wechselmöglichkeit vor der Auszahlungsphase.

  • Altersvorsorgedepot soll bei ganz normalen Brokern, auch Neobrokern, geführt werden können - separiert von anderen dort geführten Depots.

  • Flexible Gestaltung der Auszahlungsphase. Neben der Möglichkeit einer lebenslangen Rente als Alternative auch Auszahlungspläne bis zum 85. Lebensjahr. In der Variante wird das angesparte Kapital plus Erträge also nicht verrentet, sondern etappenweise ausgezahlt, aber keine Möglichkeit zur einmaligen Kapitalabfindung zum Rentenbeginn.

  • Altersgrenze für die Rentenzahlung steigt auf 65 - Riesterrente kann man ab 62 beziehen (bei Verträgen vor 2012 sogar ab 60).

  • Zulagenförderung würde künftig grundsätzlich beitragsproportional ausgestaltet. Die Grundzulage soll bei 20 Cent pro Euro Eigensparleistung liegen, 2026 bis 2029 bis zu einem Höchstbetrag von 3000 Euro, ab 2030 bis zu 3500 Euro pro Jahr. Bei Riester liegt der Höchstbetrage bei 2100 Euro im Jahr, auch Altverträge werden auf die neuen Grenzen "upgegradet".

  • Günstigerprüfung, also die Prüfung, ob die Steuerminderung durch Absetzung der Beiträge als Sonderausgaben höher als die Zulage ist, bliebe erhalten. Die Zulage selbst ist auch Teil der steuerlichen Sonderausgabe und kommt dabei im Gegensatz zur Regelung im alten Riester bei den Sonderausgaben auf die Grenze on top (bei Riester ist die 2100-EUR-Grenze incl. der Zulage). Bei 3000 EUR Eigensparleistung kommen also alleine mit der Grundzulage schon 3600 EUR Sonderausgaben zusammen.
    Im Spitzensteuersatz (42%) liegt die theoretische Steuerersparnis daher bei 1512 EUR (plus ggf. Solizuschlag), 600 EUR Zulage fließen direkt in das Sparvermögen, die Differenz (1512 plus ggf. Soli - 600 EUR Zulage = 912 EUR) erhält man daher im Rahmen der Günstigerprüfung als Steuererstattung !

  • Wer Kinder hat, würde mit einer beitragsproportionalen Kinderzulage gefördert, 25 Cent für jeden Euro Eigensparleistung (maximal 300 Euro pro Kind).

  • Feste Erhöhungsbeiträge unterstützen Menschen mit geringen Einkommen (Bonuszulage 175 Euro für Geringverdiener) und Berufseinsteiger (200 Euro pro Jahr, drei Jahre lang).

  • Die Kapital-Entnahme für selbstgenutztes Wohneigentum (Eigenheimrenten-Förderung) würde vereinfacht.

Leider wird es ganz so wohl nicht kommen

Wenn man sich die bisher vernommenen Verrenkungen bei der Frühstart-Rente anschaut ist klar, dass das Altersvorsorgedepot ein wenig gestutzt werden wird. Noch ist nichts beschlossen, aber zuletzt konnte man z.B. lesen, dass nicht alle Kinder ab 6 die 10 EUR im Monat kriegen sollen, sondern ab 2026 auch nur wirklich die, die dann 6 werden. Alle, die dann schon 7 sind, würden leer ausgehen - aus Haushaltsnöten heraus.

Aus dem gleichen Grund - miese Finanzlage - könnte also auch der Entwurf von Lindner bei der Zulagenförderung kastriert werden. Das ist aber bisher reine Spekulation, wie alles andere zu dem Thema auch.

Christian Lindner sah umfassende Freiheiten vor, was die Ausgestaltung des Altersvorsorgedepots angeht (so sollte man auch Einzelaktien kaufen dürfen). Ob das so kommen wird, ist unklar. Vielleicht darf man auch nur Fonds/ETFs in ein gefördertes Depot kaufen.

Lindner hatte zudem die Option einer Auszahlungsphase bis zum 85sten Geburtstag vorgesehen, mit Klingbeil als Finanzminister ist aber die Zwangsverrentung des angesparten Vermögens am Ende der Sparphase eher wahrscheinlich.

Fazit

Die Ampel hat ein sehr sinnvolles Geschenk hinterlassen, einen fertigen Gesetzentwurf für ein Altersvorsorgedepot, das die Deutschen der Aktie noch näher bringen könnte. Die Riester-Rente war vielleicht gut gemeint, aber der Zwang zu Garantien hat viel Rendite gekostet, sehr viel Geld ist zudem in Provisionen der Berater geflossen. Deswegen fände ich auch die Möglichkeit ideal, das Altersvorsorgedepot komplett selbst zu verwalten. Man darf gespannt sein, Details dürften schon bald die Runde machen.

2 Kommentare

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  • TaxManBavaria
    TaxManBavaria

    wenn ich das schon lese: Förderung für "kleine und mittlere Einkommen"....Sozialismus halt.

    12:55 Uhr, 21.10.
  • Bernie
    Bernie

    Wird zu 100% nix sinnvolles dabei rauskommen.

    12:30 Uhr, 21.10.