Kommentar
19:49 Uhr, 09.11.2014

CFD oder Future? Eine Fallstudie – Teil 1

Im Teil 1 dieser Artikel-Serie befassen wir uns mit dem CFD als Produkt und beurteilen seine Einsatzfähigkeit im Handel.

Erwähnte Instrumente

Irgendwann stellt sich für jeden angehenden Day-Trader mal die Frage, ob und wenn ja wann, ein Umstieg auf Futures sinnvoll ist. Meist handelte derjenige im Vorfeld mit CFDs oder Optionsscheinen oder sammelte erste Erfahrungen im sogenannten „Paper-Trading“.

Aus meinem Blickwinkel heraus ist ein Umstieg auf Futures, sofern man das Day-Trading ernsthaft in all seinen sich bietenden Facetten betreiben will, durchaus sinnvoll – in manchen Trading-Ansätzen nur konsequent und (fast) alternativlos. Doch gehen wir der Reihe nach vor.

Wir müssen einer Entscheidung allerdings verschiedene Überlegungen voranstellen, denn, egal wie man sich festlegt: es sind Konsequenzen zu berücksichtigen. Da hier auch kaum eine sinnvolle Gewichtung an Prioritäten durchgeführt werden kann, beginnen wir das Abwägen der Pros und Contras bei der Beurteilung der beiden wohl am häufigsten für Day-Trading-Aktivitäten eingesetzten Produkten, dem Future und dem CFD. Danach wollen wir uns die jeweiligen Vor- und Nachteile beider Handelsprodukte im Hinblick auf die gängigsten Day-Trading-Ansätze ansehen und schließlich die Risiken und somit die dadurch resultierenden Kapitalbedürfnisse beleuchten.

Schlussendlich wollen wir auch noch das Thema „Paper-Trading“ unter die Lupe nehmen, denn auch hier gibt es gewisse positive, wie auch negative Argumente. Am Ende muss jedoch jeder Trader für sich selbst eine Entscheidung treffen, welche Vorgehensweise für ihn persönlich die Richtige ist, denn auch hier gilt: am Ende ist man allein da draußen und folglich auch allein für alles verantwortlich, was man macht.

Die Produktbetrachtung

Als CFD (Contract for Difference) wird ein Handelsprodukt bezeichnet, welches einzig und allein eine Wette auf die Preisveränderung eines Basiswertes (Aktie, Index, Währung, Rohstoff, Edelmetall usw.) darstellt und als eine Individualvereinbarung zwischen zwei Parteien angesehen werden kann. Dieses Produkt zeichnet sich aus durch eine sehr transparente Preisermittlung und ist auf Grund seiner Einfachheit eine überaus interessante und preiswerte Alternative für alle tradingorientierten Börsenbegeisterte, die sich bis jetzt noch immer auf unübersichtliche Derivate stützen oder viel Kapital in Aktien, Renten und Devisen binden. Aber CFDs sind auch Produkte, welche nicht für jede Art des Handels geeignet sind – diese Tatsache muss vor ihrem jeweiligen praktischen Einsatz unbedingt beachtet werden. Wir werden diesen Sachverhalt noch vertiefen.

Was ist ein CFD?

Stellen Sie sich vor, Sie möchten an der Preisveränderung einer Aktie partizipieren, möchten diese aber nicht effektiv erwerben, da Sie das Geld für den Erwerb der Aktie nicht aufbringen wollen. Alles was Sie interessiert, ist lediglich eine direkte Partizipation an der Preisänderung der Aktie, Stimmrecht und Teilnahme an einer Hauptversammlung ist für Sie dagegen uninteressant.

Stellen Sie sich weiterhin vor, Sie finden einen Gleichgesinnten, der genau das gleiche Interesse verfolgt. Sie einigen sich mit ihm dahingehend, dass Sie mit Ihrem Kontrahenten lediglich die Preisdifferenz der gewählten Aktie ausgleichen, sofern sich diese bewegt. Steigt die Aktie, erhalten Sie von Ihrem Kontrahenten genau diesen Betrag gutgeschrieben, fällt die Aktie, erstatten Sie ihm die Differenz.

Um wirklich sicherzugehen, dass die Differenz auf jeden Fall auch bezahlt werden kann, hinterlegen sowohl Sie, als auch Ihr Kontrahent einen geringen Kapitalbetrag als sogenannte Sicherheits-Marging, welche (je nach Liquidität der Aktie) in etwa 5 Prozent des tatsächlichen Preises der Aktie ausmacht.

Aus der Konstruktion heraus wird deutlich, ein CFD ist kein börsengehandeltes Produkt, sondern es ist praktisch ein Geschäftsabschluss, welcher zwischen zwei Kontrahenten geschlossen wird und damit die Rechtsgrundlage eines OTC Geschäftes erfüllt (over the counter).

In der realen Praxis müssen Sie heute keinen Geschäfts- oder besser „Wettpartner“ mühevoll suchen. Der Handel von CFDs wird heute von Brokern organisiert, welche als sogenannte Market-Maker agieren und Ihnen als Kunden rund um die Uhr Kauf- und Verkaufskurse auf Aktien, Zinsen, Indizes, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle stellen, solange die zu Grunde liegenden effektiven Basiswerte auch tatsächlich gehandelt werden. Der Market-Maker des Brokers ist Ihr jederzeit bereitstehender Gegenpart.

Ein Hinweis zum „wording“ in den folgenden Ausarbeitungen: der Einfachheit halber und zum besseren Verständnis, werden wir vom Kauf und Verkauf eines CFDs sprechen. Das ist allerdings nur „bildhaft“ gemeint. In der Realität kaufen oder verkaufen weder Sie noch Ihr Gegenpart (Market-Maker des Brokers) CFDs. Anders als bei Aktien oder anderen Wertpapieren, bei denen effektives Geld die Seite wechselt, handelt es sich bei einem CFD nur um einen OTC-Vertrag, den Sie mit Ihrem Broker eingehen und das einzige, was mit Ihrem Geld passiert, ist die „Einfrierung“ des entsprechenden Margin-Kapitals auf Ihrem Konto. Erst wenn der Vertrag endet, also wenn Sie mit Ihrem Gegenpart das Gegengeschäft durchführen, fließt effektiv Geld, nämlich in Form des Differenzausgleiches. Der Einfachheit halber und für das bessere Verständnis möchten wir im Folgenden dennoch von Kauf und Verkauf sprechen. Bitte beachten Sie diesen Hinweis im Folgenden.

Das Handelsprinzip eines CFD

Das Handelsprinzip eines CFD ist einfach und transparent, anders als das Prinzip der meisten gängigen Optionen und Zertifikate.

Der Market-Maker stellt Ihnen auf einer elektronischen Handelsplattform während der Handelszeit des zu Grunde liegenden Basiswertes einen Kauf- und einen Verkaufspreis auf den diesen Basiswert. Dieser Basiswert kann z.B. eine Aktie der Gesellschaft xyz sein, es kann aber auch ein Edelmetall, ein Rohstoff, eine Währung, ein Index oder ähnliches sein.

Der „Preis“ des CFD ist fair, wenn er dem des Basiswertes entspricht. Je mehr dieser „Preis“ abweicht, umso „unfairer“ wird er. Ein guter Market-Marker orientiert sich preiseng am Basiswert, arbeitet aber dennoch mit einer Spanne zwischen Geld und Brief (Kauf- und Verkaufskurs), aus der heraus er sich „finanziert“. Diese Spanne nennt man Spread.

Der Market-Maker vertritt in der Regel keine eigene Marktmeinung, sondern ist bereit, im Rahmen seines Spreads, dem Kunden die jeweilig gewünschte Gegenseite zu stellen. Wollen Sie kaufen, stellt er (der Market-Maker des Brokers) den Verkaufskurs, zu dem er bereit ist, die entsprechende Gegenseite einzugehen. Wenn Sie verkaufen wollen, steht der Market-Maker mit seiner Geldseite bereit. WICHTIGER EINSCHUB: Sie handeln immer (!) gegen den Market-Maker, nur dieser ist Ihr jeweiliger Geschäftspartner.

Unmittelbar bei Geschäftsabschluss gehen beide Seiten ins Risiko. Der Kunde gewollt, der Market-Maker in seiner Funktion als Gegenpart. Während Sie als Kunde das Positionsrisiko bewusst und gewollt eingehen und vorerst halten werden, ist der Market-Maker bemüht, das Risiko am Markt abzusichern. Dies geschieht im Prinzip so, dass er die mit Ihnen getätigte Transaktion am Markt mit dem realen Basiswert nachvollzieht.

Wir wollen diesen Sachverhalt an einem Beispiel darstellen:

Sie interessieren sich für eine Aktie der Gesellschaft XYZ und erwarten dort einen baldigen Kursanstieg. Die Aktie wird an der Börse mit 35,40 EURO zu 35,45 EURO quotiert. Das heißt, Sie könnten jetzt an der Börse die Aktie zu 35,40 EURO verkaufen bzw. zu 35,45 EURO kaufen.

Auf beiden Seiten stehen je 500 Aktien zum oben genannten Quote. Sie entscheiden sich, 500 CFDs auf die XYZ Aktie zu erwerben, der Market-Maker verkauft Ihnen 500 CFDs (mögliche Splits sind in diesem Beispiel unberücksichtigt, wir unterstellen, dass ein CFD dem Wertveränderungsrisiko einer Aktie entspricht). Im Börsenvokabular sind Sie nach getätigtem Geschäft 500 CFDs „long“, der Market-Maker ist diese Position „short“. Steigt jetzt die Aktie XYZ um eine Geldeinheit, muss Ihnen der Market-Maker diese Differenz zum Abwicklungspreis voll (ohne Abzüge) erstatten (sofern Sie jetzt Ihre Position wieder schließen) , somit hat der Market-Maker ein „ungewolltes“ Risiko. Um sich abzusichern, wird der Market-Maker eine Gegenposition am realen Aktienmarkt durchführen und 500 Aktien der XYZ Gesellschaft kaufen. So ist sein Risiko „gedeckt“, denn er ist Ihnen gegenüber 500 CFDs short (was einem Kursrisiko von 500 Aktien short entsprechen würde) und hat im Buch auf der Gegenseite nun 500 Aktien long. Damit ist sein Risiko mathematisch neutralisiert.

Kurze Zeit später entscheiden Sie, 300 CFDs wieder zu verkaufen. Der Market-Maker führt Ihre Transaktion aus (er kauft Ihnen 300 CFDs wieder ab) und „deckt“ sein nun wieder neu übernommenes Risiko, indem er 300 reale Aktien am Markt verkauft.

Auf Grund dieser sehr engen und direkten Beziehung eines CFDs zu einem Basiswert, entsprechen Preis und Stückzahl der durch den Market-Maker gequoteten CFDs in der Regel auch Preis und Stückzahl der jeweiligen Aktie am Markt.

Die Theorie ist klar, wie ist die Praxis?

Die eben beschriebene Theorie bildet den Idealfall ab, in der Praxis finden wir dagegen mitunter auffällige Abweichungen dieses Prinzips vor. Diese Abweichungen sind jedoch nicht „böswillig“ provoziert, sondern ergeben sich aus dem Bestreben des Market-Makers, sein jeweiliges Gegengeschäft nicht mit Verlust für sich beschließen zu müssen. Ich will die jetzt folgende Beschreibung der Vorgehensweise nicht gutheißen oder rechtfertigen, ich möchte sie neutral abbilden und damit eine Begründung dafür liefern, warum ein CFD nicht ein geeignetes Produkt für ganz kurzfristig geführte Day-Trading-Positionen ist, wie z.B. für Scalping-Transaktionen, da Ihnen immer ein Dritter dazwischen steht, der für seine „Dienste“ als Gegenpart auch „entlohnt" werden will – über seinen Spread, ggf. über eine Gebühr.

Der Market-Maker (ob Mensch oder Maschine) prüft in der Regel vor Geschäftsabschluss mit Ihnen als Kunde, ob es die notwendigen Stücke für seinen Hedge der mit Ihnen einzugehenden Position auch im Markt, möglichst mit einem leichten Gewinn gibt. Auf jeden Fall prüft er, ob er den Hedge mindestens schadlos realisieren kann. Um an unser obiges Beispiel anzuknüpfen: stellen wir uns vor, Sie wollen jetzt 500 CFDs der XYZ Aktie zu 35,45 Euro kaufen. Der Market-Maker muss jetzt prüfen, ob er in diesem entsprechenden Moment und genau zu diesem Preis die 500 XYZ-Aktien auch wirklich bekommt, im Idealfall nicht zu 35,45 Euro, sondern möglichst billiger. Ist dies nicht der Fall, sondern könnte genau in diesem Moment der Market-Maker z.B. nur noch 250 Aktien zu 35,45 Euro an der Börse kaufen und müsst für die restlichen 250 Aktien 35,46 Euro bezahlen, würde er ein Verlustgeschäft eingehen. Um dieses zu umgehen, bleiben dem Market-Maker zwei Optionen: (a) er verkauft Ihnen die 500 CFDs zu 35,46 Euro – deckt das Risiko ein mit dem Kauf von 250 Aktien zu 35,45 Euro und 250 Aktien zu 35,46 Euro, womit für ihn ein kleiner Transaktionsgewinn im Buch verbleibt oder (b) er verkauft Ihnen 500 CFDs zu 35,45 Euro, deckt selbst nur 250 Aktien zu 35,45 Euro ein und hält spekulativ die verbleibenden 250 Aktien offen, in Erwartung auf günstigere Eindeckungskurse. In der Regel wird Variante (a) durchgeführt.

Das heißt: in der Realität erfolgt das Gegengeschäft des Market-Makers VOR dem Geschäft mit Ihnen, auch wenn Sie der auslösende Teil des Geschäftes gewesen sind. Folglich ist besonders in hektischen Marktphasen, wenn das Eindeckungsrisiko des Market-Makers naturgemäß steigt, die Ausführungsqualität ungünstiger (erhöhte Slippage), als in ruhigen Phasen. Dieses Problem ergibt sich auch bei sehr hohen Stückzahlen, welche Sie als CFD Kunde handeln wollen. Findet der Market-Maker die Gegenseite nicht am Markt, wird sich das in der Ausführungsgeschwindigkeit und –qualität niederschlagen.

Heute arbeiten nur noch sehr wenige Broker mit menschlichen Market-Maker. In der Regel sind es Maschinen und / oder die Orders werden an Sammelstellen (größere Market-Maker) weitergegeben. Hinzu kommt, dass (sofern möglich) gegenteilige Orders unterschiedlicher Kunden des gleichen Brokers gegenseitig „gematcht“ werden und nur die Spitzen gehen noch in den Markt. Ein solches Vorgehen verbessert die Ausführungsqualität erheblich. Prüfen Sie also im Vorfeld, ob der CFD-Broker Ihrer Wahl selbst als Market-Maker auftritt (weniger gut) oder seine Orders im eigenen Hause und / oder mit größeren Häusern „matcht“, also gegeneinander ausführt (schon besser).

Einige Broker verlangen eine Gebühr für den CFD-Handel. Was auf den ersten Blick als Wettbewerbsnachteil gegenüber einem Broker, der ausdrücklich keine Gebühr verlangt aussieht, muss in Wirklichkeit kein solcher Nachteil sein. Im Gegenteil. Die risikofreie Einnahme einer Gebühr, setzt den Market-Maker weniger unter Druck, sich seine Gebühr über den Spread hineinholen zu müssen.

Die Hebelwirkung eines CFDs

Da Sie einen CFD nicht wirklich kaufen, sondern lediglich eine Marging hinterlegen, die in der Regel nur wenige Prozent des realen Preises des Basiswertes ausmacht, ergibt sich aus dieser Konstellation ein nicht unerheblicher Hebel.

Dieser Hebel macht ein CFD für einen spekulativ orientierten Anleger sehr interessant, birgt aber auch erhebliche Risiken, denn so wie der Hebel auf der Oberseite wirkt, wirkt er auch auf der Unterseite.

Um eine Aktie zu erwerben, müssen Sie den vollen Preis bezahlen. Für einen CFD hinterlegen Sie lediglich eine Margin im unteren Prozentbereich, z.B. drei oder 5 Prozent, je nach Aktie. Auf jeden Fall ist der von Ihnen wirklich aufgebrachte Kapitalbetrag für ein CFD deutlich kleiner, als bei einem realen Kauf der echten Aktie.

Steigt jetzt die Aktie um eine Geldeinheit, wird Ihnen genau diese Geldeinheit vollständig (ohne Abzüge) gutgeschrieben. Im Vergleich zum Marginkapital ist dies ein gewaltiger prozentualer Zuwachs, was als Hebel bezeichnet wird. Zu bedenken gilt aber auch, dass dieser Hebel auch auf der Unterseite im gleichen Maße wirkt. Hier kann die Margin rasch zu 100 Prozent verloren werden.

Preisbildungsbeispiel

Sehen wir uns ein Preisbildungsbeispiel an:

- Eine Aktie der Gesellschaft ABC kostet am Markt 150 EURO.

- Für den Kauf eines CFDs auf die Aktie ABC werden dem Anleger 5% Margin belastet, das entspricht 7,50 EURO.

- Wir unterstellen, die Aktie steigt auf 151 EURO.

- Der Zugewinn von einem EURO geht voll zu Gunsten des CFD Käufers. Damit erzielt dieser auf den real eingesetzten Kapitalbetrag von 7,5 EURO einen Wertzuwachs von 13,33 Prozent.

Die Margin

Mittlerweile fiel der Begriff Margin des Öfteren. Damit wird es Zeit, die Margin klar zu definieren:

Unter der Margin versteht man eine Sicherheitshinterlegung, die der Börsianer auf dem Konto seines Brokers zur Verfügung stellen muss. Der Anteil, den die Margin am Gesamtwert der Transaktion ausmacht, variiert in verschiedenen Märkten. Über die Margin kann ein Anleger sein Investitionskapital hebeln.

Gebühren

Die Teilnahme am CFD Handel kann mit Gebühren verbunden sein, diese fallen jedoch nicht wirklich ins Gewicht. Dennoch wollen wir diese berücksichtigen. Transaktionsgebühren können in absoluten Euro-Beträgen anfallen oder prozentual, bezogen auf den ausmachenden Gesamtbetrag der Position anfallen. So könnte z.B. die Geschäftsbedingung eines Brokers lauten: „Die Transaktionsgebühr beträgt acht Basispunkte (0,08%), bezogen auf den ausmachenden Gesamtbetrag der Position, mindestens jedoch 8,-- EURO. Diese Gebühren fallen sowohl im Kauf, wie auch im Verkauf der Position an.“

Beispiel:

Sie entscheiden sich, 500 CFDs einer Aktie zu „erwerben“, die am Markt 45,00 EURO kostet. Der ausmachende Positionsbetrag liegt demnach bei:

500 x 45,00 = 22.500,00 EURO

Bei einer unterstellten Gebühr von 0,08 Prozent, zahlen Sie jetzt

22.500,00 x 0,08% = 18,00 EURO

Unterstellen wir weiter, die Aktie steigt auf 48,00 EURO und Sie stellen die Position wieder glatt. Sie realisieren:

500 x 48,00 = 24.000,00 EURO.

Bei einer unterstellten Gebühr von 0,08 Prozent, zahlen Sie jetzt

24.000,00 x 0,08% = 19,20 EURO

Unter dem Strich haben Sie 37,20 EURO als Gebühr bezahlt und im Gegenzug 1.500 EURO Ertrag erwirtschaftet. Bei einer hinterlegten Margin von 5% betrug Ihr realer Kapitaleinsatz 1.125,00 EURO (22.500 x 5% = 1.125,00 EURO). Ihr erzielter Kapitalzuwachs (ohne Berücksichtigung der Gebühren) betrug 133,33 Prozent.

Finanzierungskosten

Finanzierungskosten sind ein weiterer Faktor, den es zu berücksichtigen gilt. Finanzierungskosten fallen nur an, wenn Sie CFDs auf Aktien über Nacht halten und werden Ihrem Konto täglich belastet.

Was müssen wir uns unter Finanzierungskosten vorstellen?

Nehmen wir an, Sie kaufen 500 Aktien der Gesellschaft ABC zu je 45,00 EURO. Sie müssten jetzt 22.500,00 EURO bezahlen. „Erwerben“ Sie dagegen 500 CFDs auf diese Aktie, hinterlegen Sie nur 1.125,00 EURO Margin. Effektiv geben Sie kein Geld aus, wenn wir einmal die Gebühren der Vereinfachung halber vernachlässigen.

Da Sie über die CFDs jedoch die gleichen Ertragsrechte haben, wie über die Originalstücke und der Market-Maker sein Risiko durch Erwerb der 500 Originalaktien abdecken muss, gibt er Ihnen praktisch einen Kredit über die Höhe Ihres Engagements. Die Differenz zwischen den 22.500,00 theoretisch notwendigen EUROS und den real hinterlegten 1.125,00 EURO könnte ja praktisch am Geldmarkt zur Verzinsung angelegt werden, was Ihnen einen Vorteil verschaffen würde. Der Market-Maker hat dagegen die volle Summe investiert. In der Konsequenz belastet der Market-Maker Ihnen diese Zinsen, sofern Sie die Position über Nacht offen halten. Diese nennt man „Finanzierungskosten“.

Auch hier möchte ich mit einem Beispiel kalkulieren. Zu beachten gilt, dass Finanzierungskosten nur anfallen, wenn Sie Long gehen, d.h., wenn Sie in CFDs positioniert sind. Nur in diesem Falle muss Ihnen der Market-Maker einen Kredit einräumen. Gehen Sie dagegen Short, räumen Sie praktisch dem Market-Maker einen Kredit ein – doch diesen Sachverhalt sehen wir uns im nächsten Beispiel an.

Finanzierungskosten (Long-Position)

Kauf von 300 Aktien der ABC-AG zu 45,00 EURO.

Finanzierungskosten werden auf Basis des Schlusskurses berechnet:

300 x 45,00 EURO = 13.500,00 EURO

Auf diesen Betrag fällt der Fananzierungssatz des Market-Makers an. Unterstellen wir, der Finanzierungssatz errechnet sich Tagesgeld + den Betrag, den der Broker / Market-Maker ohnehin einbehält, sagen wir 4 Prozent. Bewegt sich das Tagesgeld bei 3,5 Prozent, wäre somit der Finanzierungssatz bei 7,5 Prozent p.a..

Die täglich zu leistende Höhe des Finanzierungssatzes läge damit bei:

13.500,00 EURO * 7,5% = 1.012,50 EURO / 360 = 2,81 EURO.

Im Ergebnis würde man Ihnen 2,81 EURO pro Tag von Ihrem Konto belasten, sofern Sie die Position halten.

Finanzierungskosten (Short-Position)

Gehen Sie short, also „verkaufen“ Sie CFDs in Erwartung, diese billiger wieder eindecken zu können, geben Sie praktisch dem Market-Maker einen Kredit, denn er verkauft real Aktien am Markt und erhält dafür den vollen Kapitalbetrag.

Verkauf von 300 Aktien der ABC-AG zu 45,00 EURO.

Finanzierungskosten werden auf Basis des Schlusskurses berechnet:

300 x 45,00 EURO = 13.500,00 EURO

Hier fallen Ihnen nun gegebenenfalls Habenzinsen an. Ob tatsächlich Habenzinsen gutgeschrieben werden, hängt von der Höhe des jeweiligen Tagesgeldzinssatzes ab. Liegt dieser oberhalb des Satzes, den Ihr Broker / Market-Maker ohnehin einbehält, ergibt sich für Sie ein positiver Zinssatz und diese Differenz wird Ihnen täglich ausbezahlt. Liegt der Ihnen gutgeschriebene Tagesgeldzinssatz unterhalb des Satzes, den der Broker / Market-Maker einbehält, erhalten Sie nichts, zahlen aber auch keine Finanzierungskosten.

13.500,00 EURO * 0% = 0 EURO / 360 = 0 EURO.

Der Broker / Market-Maker behält in jedem Falle seinen ausgewiesenen Prozentsatz ein (hier in der Beispielrechnung waren die 4% p.a.). Erst wenn das Tagesgeld höher liegt, als der Satz des Market-Makers, wird die Differenz aus Tagesgeld und dem Satz des Brokers / Market-Makers an Sie täglich ausgezahlt.

Dividenden

Was geschieht mit Dividendenzahlungen auf Einzelaktien? Inwieweit partizipieren Sie als CFD Halter an diesen Ausschüttungen?

Die Antwort ist: wer CFDs über den Dividendentermin hält oder diese short ist, wird von der Dividende tangiert. Eine CFD Long-Position bekommt am Ende des Handelstages einen Teil der Dividende gutgeschrieben (aus steuergründen liegen die Auszahlungen zwischen 85 und 90 Prozent). Bei einer CFD Short-Position wird die Dividende dem Konto belastet (100 Prozent).

Schlussbemerkung

Im Gegensatz zu diversen derivaten Produkten ist ein CFD ein absolut einfaches, überschaubares und transparent gepreistes Produkt. Es ermöglicht sowohl Long-, als auch Short-Positionierungen in nahezu allen wichtigen Basisprodukten zu geringen Kosten mit hohem Hebel. Anders als bei Futures oder Optionen fallen hier keine Verfallsdaten an, Positionen müssen demnach nicht gerollt werden. Folglich werden CFDs auch nicht als „Terminprodukte“ eingestuft und es wird von Ihnen als Kunde somit auch keine Termingeschäftsfähigkeit verlangt.

Was ziehen wir jetzt für praktische Konsequenzen aus dem bisher Geschriebenen?

Pro CFD:

  1. Ein CFD ist ein sehr transparentes und vom Grundprinzip her sehr faires Handelsprodukt.
  2. Ein CFD erfordert auf Grund der Margin-Hinterlegung nur wenig Kapital und ermöglicht so durch seinen hohen Hebel außerordentlich hohe Gewinnmöglichkeiten (im Bezug auf das eingesetzte Kapital).
  3. Ein CFD eignet sich somit für Spekulationen mit angestrebten Kursläufen (z.B. im FDA) von mindestens 10 Punkten aufwärts. Das heißt konkret: ein CFD eignet sich für systembasierte Positionierungen, als auch Kernpositionierungen, in denen wir bis zu 30 Punkte anstreben und mehr.

Contra CFD:

  1. Ein CFD ist ein OTC Contrakt, sie haben einen Dritten zwischen sich und dem Basisprodukt. Dieser Dritte will auf jeden Fall für seine Funktion bezahlt werden (über Gebühr und / oder Spread – meistens Gebühr UND Spread). Für Positionierungen mit Kurs-Ziel von 10 und mehr Punkten, ist dies nicht so dramatisch, für Scalping-Positionierungen ist dieser Sachverhalt ein „no go“.
  2. Ein CFD erfordert auf Grund der Margin-Hinterlegung nur wenig Kapital und ermöglicht so durch seinen hohen Hebel außerordentlich hohe Verlustrisiken (im Bezug auf das eingesetzte Kapital).
  3. Auf Grund der vergleichsweise hohen Finanzierungskosten ist ein CFD für strategische, über viele Tage gehende Positionierungen ungeeignet.
  4. Auf Grund eines dazwischengeschalteten Dritten fallen bei CFDs meist höhere Slippages an, als in Produkten ohne Market Maker (z.B. Futures).

Auf was sollte ich bei der Broker-Wahl achten?

  1. Der Broker sollte enge Quotes um den Preis des Basiswertes und möglichst einen Spread von maximal 1 Punkt garantieren.
  2. Der Broker sollte möglichst nicht selbst als Market-Maker aktiv sein.
  3. Der Broker sollte auch stabil quoten, wenn der Markt hektisch wird und Sie dann nicht wegen „Verweigerung“ fairer Geld- / Brief-Kurse im Regen stehen lassen.

Im Teil 2 werden wir uns mit dem Future befassen. Im Teil 3 diskutieren wir den Wechsel vom CFD zum Future-Handel und analysieren die finanziellen Aspekte dieses Tausches. Ergänzend besprechen wir das Für und Wider des „Paper Tradings“

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5 Kommentare

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  • Arminius09
    Arminius09

    Top Artikel mit viel Substanz!

    20:13 Uhr, 20.12. 2016
  • Simon Pucher
    Simon Pucher

    Super Artikel. Hier gehts weiter zu Teil 2: http://www.godmode-trader.de/artikel/cfd-oder-futu...

    12:53 Uhr, 24.02. 2016
  • Gokarn
    Gokarn

    ​Sehr gut - Danke für die übersichtliche Darstellung!

    17:59 Uhr, 10.11. 2014
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    ​exzellent!

    10:03 Uhr, 10.11. 2014
  • 280a
    280a

    Sehr lehrreicher Artikel wie immer!​

    21:18 Uhr, 09.11. 2014

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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