Kommentar
11:48 Uhr, 23.11.2017

BITCOIN: Wie realistisch sind 6-stellige Kursziele?

Bitcoins sind nicht kleinzukriegen. Die Rallye scheint überhaupt kein Ende zu nehmen. Nicht zum ersten Mal werden da Kursziele von mehr als 100.000 herumgereicht, doch was ist da überhaupt dran?

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Bevor man Kursziele von mehr als 100.000 Dollar je Bitcoin als Größenwahn vom Tisch wischt, lohnt ein Blick auf die Details. Die Kursziele fallen nicht vom Himmel. Sie wirken zwar auf den ersten Blick ziemlich arbiträr, sind es aber nicht. Dahinter steckt eine einfache Rechnung.

Um Bitcoin oder andere Kryptowährungen zu generieren, muss gerechnet werden. Für die Rechenpower werden diejenigen, die sie zur Verfügung stellen, mit Bitcoin belohnt. Heute werden ungefähr 1.800 Bitcoin pro Tag neu generiert. Diese Zahl wird mit der Zeit immer geringer. Die Zahl an Bitcoins ist auf 21 Mio. begrenzt. Derzeit können noch 4,3 Mio. neue Bitcoins generiert werden.

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Für viele ist allein das schon (begrenztes Angebot) ein Grund, weshalb der Preis steigen sollte. Persönlich kann ich dem Argument zwar etwas abgewinnen, doch inzwischen kommen täglich neue Kryptowährungen auf den Markt. Das Angebot an Bitcoin mag begrenzt sein. Das Angebot an Kryptowährungen generell ist es allerdings nicht.
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Viel relevanter ist da ein ganz anderes Argument. Die Rechenpower fällt nicht vom Himmel. Inzwischen sind es große Rechenzentren, die herumstehen und nichts anderes tun als Bitcoin zu generieren. Das braucht viel Energie und Energie kostet.

In einem anderen Artikel habe ich darüber geschrieben, wie viel Energie das Bitcoin Mining derzeit verbraucht und wohin der Verbrauch steigen könnte. Bis Anfang der 20er Jahre dürfte der Jahresverbrauch auf über 1.000 TWh steigen.
Der Energieverbrauch des Bitcoin Mining steigt fast exponentiell. Gleichzeitig werden immer weniger Bitcoins generiert. Die Kosten pro Bitcoin steigen daher. Aktuell beträgt die Stromrechnung für einen neuen Bitcoin bereits mehr als 1.000 Dollar. Bis 2022 könnten diese Kosten auf 300.000 Dollar steigen.

Einige Analysten gehen sogar von einer Stromrechnung von mehr als 1 Mio. aus. In meiner eigenen Rechnung komme ich auf den Wert von 300.000 Dollar. Die Unsicherheiten rund um diese Rechnung sind groß. Es ist daher ein ganz grober Richtwert. Es könnten ebenso gut 100.000 oder 700.000 Dollar sein.

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Wenn die Stromrechnung in fünf Jahren bereits 300.000 USD pro neuen Bitcoin beträgt, werden Bitcoin Miner kaum niedrigere Preise akzeptieren. Steigt der Preis der Währung nicht über diesen Wert, kann Bitcoin auf Dauer nicht funktionieren.

Die Rechnung ist daher einfach. Der Bitcoin Preis muss mindestens die Kosten decken. Das macht durchaus Sinn, doch bevor man sich die Hände reibt und seine Pensionsvorsorge in Bitcoin steckt, sollte man noch einmal scharf nachdenken. Die Kosten steigen so schnell und exorbitant an, dass es eben diese Kostensteigerungen sind, die Bitcoin zu Fall bringen können.

Derzeit haben die meisten Kryptowährungen das gleiche Kostenproblem. Die Kostenfalle ist aber kein unumgängliches Schicksal. Es gibt Möglichkeiten die Kosten deutlich zu senken, indem die Logik, wie ein neuer Coin entsteht, geändert wird. Bisher ist dazu noch kein optimales Konzept gefunden worden, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis es kommt. Die Original-Bitcoin werden dann plötzlich ziemlich unattraktiv und der Kurs könnte in sich zusammenfallen.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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