Kommentar
08:20 Uhr, 11.11.2014

Big Oil will kleiner werden

Der Ölboom bringt die Preise unter Druck. Das ist aber nur ein Problem der großen Ölfirmen. Stagnation oder sogar ein Schrumpfkurs lässt sich kaum vermeiden.

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Die fetten Jahre des Ölbooms sind vorbei. Das klingt zunächst widersprüchlich, ist es aber nicht. Der aktuelle Ölboom basiert vor allem auf vielen kleinen Projekten, die von zahllosen kleineren Unternehmen betrieben werden. Die ganz großen Ölproduzenten sind da nicht ganz außen vor, sie fokussieren sich aber auf ganz andere Projekte. Der Grund dafür ist schnell umschrieben: die Ölgiganten wie Exxon oder Shell brauchen Masse. Bei mehreren hundert Milliarden Umsatz im Jahr hilft es ihnen nicht, wenn sie über ein Frackingprojekt ein oder zwei Milliarden verdienen können.

Ölriesen wie Exxon fokussieren sich daher auf die Erschließung großer Vorkommen, bei denen nicht nur wenige Milliarden, sondern Dutzende Milliarden zu holen sind. Diese großen Vorkommen werden immer weniger und teurer zu erschließen. Sie liegen oft in der Tiefsee oder in anderen entlegenen Gebieten, in denen es kaum Infrastruktur gibt.

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Diese teuren Großprojekte verschlingen nicht nur Unsummen, sondern drücken auch die Gesamtmargen der Konzerne. Obwohl Öl heute so viel kostet wie vor 10 Jahren sind die Margen deutlich geringer. Die Bruttomarge von Exxon ist seit den Hochs bei knapp 50% um 15 Prozentpunkte gesunken. Bei Total beträgt der Rückgang 10 Punkte. Bei Shell ist er nicht so groß, dafür ist die Marge insgesamt geringer.

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In einer ersten Maßnahme haben die großen Produzenten seit Beginn vergangenen Jahres Investitionen von 200 Mrd. USD auf Eis gelegt oder Projekte ganz gestrichen. Das ist eine beträchtliche Summe, die nicht investiert wird. Die großen drei Produzenten Exxon, Shell und Chevron haben von 2009 bis 2013 insgesamt 500 Mrd. investiert. Die 200 Mrd. sind insgesamt ungefähr das Volumen von 2 Jahren.

Trotz der immer noch enormen Investitionen sinkt die Produktion. Der Umsatz stagniert seit Jahren. Wachstum scheint nicht mehr möglich. Die Investitionen halten gerade so das aktuelle Produktionsniveau. Wachstum ist nur möglich, indem wirklich große Vorkommen erschlossen werden. Das kostet Geld. Bisher haben die Konzerne das Geld in die Hand genommen. Damit könnte nun aber so langsam Schluss sein. Ein erster Schritt ist der Aufschub von Investitionen. Ebenso könnten andere Kosten reduziert werden, um wenigstens die Profitabilität zu steigern.

Die hohen Investitionen dienten dazu Anlegern zu zeigen, dass Wachstum noch möglich ist. Es wird nun aber immer mehr deutlich, dass dem nicht so ist. Neues Ziel von z.B. Shell ist nicht mehr unbedingt Wachstum in der Produktion, sondern Steigerung der Profitabilität. Shell hat in der Vergangenheit in Projekte investiert, die kaum Rendite gebracht haben. In Zukunft gilt wieder eine Mindestanforderung von 10% Return on Investment.

Ein solches Umdenken ist dringend notwendig. Die Konzerne haben in den vergangenen Jahren Aktionäre vor allem durch Aktienrückkäufe und Dividendensteigerungen zufrieden gestellt. Das alles hat aber auch irgendwann seine Grenzen. Einige Konzerne haben trotz hoher Einnahmen seit vielen Quartalen keinen positiven Cash Flow mehr, weil sie so viel Geld in Aktienrückkäufe und Dividenden stecken.

Das Blatt wird sich sicherlich wieder wenden. Keiner weiß, wann die Preise wieder anziehen und die Margen wieder steigen können. Das kann ein Jahr, aber auch 5 Jahre dauern. Große Kursgewinne sind da nicht abzusehen. Kurzfristig korrelieren die Aktien sehr stark mit dem Ölpreis. Eine Erholung des Preises bringt auch die Aktien zum Steigen. Das kann man mit einem kurz- bis mittelfristigen Zeithorizont traden. An der Story für ein langfristiges Investment würde ich zweifeln. Die Kurse wurden durch Aktienrückkäufe nach oben getrieben, die Ausschüttungen sind auf Rekordniveaus und trotzdem ist die Dividendenrendite im 2-3% Bereich. Ohne langfristig steigende Kurse ist diese Rendite eigentlich zu wenig.

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2 Kommentare

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  • Finanzmarktstratege
    Finanzmarktstratege

    ​ich möchte auf zwei konzerne verweisen die von ihnen nicht erwähnt wurden, aber fundamental weit besser dastehen als die bereits genannten. einerseits eine BP und andererseits kein "big play", aber die wirklich billige omv. gerade bei BP wird ein merger mit anderen großen konzernen immer realistischer dank der absoluten unterbewertung. LG aus wien. ronald mühl

    16:06 Uhr, 11.11. 2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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