Kommentar
17:59 Uhr, 25.05.2016

Diese Unternehmen operieren nahe am Realitätsverlust

Einfach die Tatsachen ignorieren und weitermachen wie bisher? Dieses Phänomen gibt es vor allem in einer Branche!

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Mit dem Klimawandel haben viele ein Problem. Sie glauben nicht an ihn. Der Klimawandel sollte allerdings keine Glaubensfrage sein. Es ist eine Tatsache, dass sich das Klima seit jeher wandelt. Wie viel der Mensch mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe zum derzeitigen Klimatrend beiträgt, ist gewiss schwer festzustellen, doch den Einfluss komplett zu leugnen ist gewagt.

Wenn es darum geht den Klimawandel zu leugnen oder zumindest zu ignorieren, dann sind Ölunternehmen ganz vorne mit dabei. Insbesondere die großen US-Unternehmen Exxon und Chevron zeichnen sich immer wieder dadurch aus.

Es geht dabei nicht darum, dass die Unternehmen ihr eigenes Geschäftsmodell gleich totreden, doch von Managern dieser Unternehmen darf man schon erwarten, dass sie sich mit der Thematik auseinandersetzen. Wie real der vom Mensch verursachte Klimawandel ist, ist unerheblich. Politik und auch Gesellschaft sind mehr und mehr zur Energiewende bereit.

Die Energiewende wird nicht von heute auf morgen umsetzbar sein. Es ist eine Sache von Jahrzehnten. Als Eigentümer eines Ölunternehmens - als Aktionär - würde ich mir vom Management dennoch wünschen, dass sie die Sache aktiv angehen. Immerhin bedroht die Energiewende das Geschäftsmodell.

Solar- und Windenergie sind auf dem Vormarsch. Der Durchbruch von Elektrofahrzeugen ist nur noch eine Frage von Jahren und Fahrzeuge sind nun einmal ein großer Verbraucher von Öl. Was tun Chevron und Co., um auch in 10 oder 30 Jahren noch relevante Unternehmen zu sein?

Viele Unternehmen tun wenig. Ausnahme ist Total, die eine langfristige Strategie für die Energiewende haben. Andere Unternehmen wie Shell und BP beginnen sich damit zu befassen. Eine dritte Gruppe wie Exxon und Chevron weigern sich, sich ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Im vergangenen Jahr forderten Aktionäre vom Management eine Aussage darüber, wie sie dem Wandel begegnen wollen. Einerseits geht es darum festzustellen, wo die Gewinne zukünftig herkommen, andererseits auch darum wie viel die Vermögenswerte noch wert sind, wenn die Ölnachfrage sinkt. Es handelt sich dabei um sogenannte Asset-Stresstests.

Chevron und Exxon verweigern bisher solche Stresstests. Sie halten sie einfach nicht für relevant. Sie stellen sich dadurch gegen die Forderung der Eigentümer der Unternehmen für Transparenz zu sorgen. Als Eigentümer sollte man eigentlich das Recht haben zu erfahren, ob die Vermögenswerte in Zukunft überhaupt noch etwas wert sind, wenn die Ölnachfrage sinkt.

Das Top Management der Unternehmen interessiert das wenig. Sie sehen darin für die kommenden Jahrzehnte überhaupt keine Relevanz, sondern vielleicht auf Sicht von 100 Jahren. Das ist schon ein starkes Stück.

Öl wird auch in 10 oder 20 Jahren noch in großen Mengen verbraucht werden. Nichtsdestotrotz kann technologischer Fortschritt die Energiewende extrem schnell vorantreiben. Dann stehen diese Unternehmen plötzlich ohne Plan und Geschäftsmodell da. Die Wahrscheinlichkeit, dass Öl in naher Zukunft an Relevanz verliert, ist gering. Doch wenn es dazu kommt, dann sind die Auswirkungen umso dramatischer. Dieses Risiko einfach zu ignorieren und naiv die Augen davor zu verschließen ist schon mehr als grenzwertig.

Einige Eigentümer stört diese Herangehensweise gehörig. Dazu zähle auch ich mich. Es ist einfach schlechtes Management, wenn man existenzbedrohende Risiken ignoriert. Die Mehrheit von Anlegern scheint das nicht so zu sehen. Die Aktien von Chevron und Exxon laufen hervorragend. Exxons Allzeithochs sind schon wieder fast zum Greifen nahe. Chevron muss noch deutlicher steigen, doch auch hier ist der Kurs wieder auf Höhen, die weder durch das Management noch die derzeitigen Ölpreise zu rechtfertigen sind.

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Das Thema Klimawendel ist ein langfristiges und hat wenig mit dem heutigen Aktienkurs zu tun. Mittel- und langfristig wird es mehr und mehr zum Thema werden. Unlängst kündigten selbst die legendäre Rockefellers an, ihre Investments im Ölbereich einzustellen. Dass nun gerade eine der reichsten Familien, die ihr Vermögen durch Öl erworben haben, fossilen Brennstoffen den Rücken kehren, sagt viel aus.

Ölunternehmen bleiben interessante Tradingskandidaten. Einige können auch als Investment interessant sein. Bei Exxon und Chevron habe ich da so meine Zweifel. Für die Rentenvorsorge erscheinen mir die Unternehmen mit derzeitigem Management wenig geeignet.

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3 Kommentare

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  • Calimaro
    Calimaro

    Natürlich kann man den menschlichen Einfluss nicht komplett leugnen. Aber wegen einem eventuellen theoretischen Anteil von 0,000000001 % die komplette Menschheit auf den Kopf zu stellen, ist kompletter WAHNSINN !!!

    02:49 Uhr, 26.05.2016
  • kopfsache
    kopfsache

    die sonne ist vor über 4 mrd. jahren entstanden. optimisten glauben, sie "brennt" noch ca 6 mrd. jahre. durch druck und temperatur verschmilzt wasserstoff zu helium. die kernfusion lässt die sonne immer stärker brennen, da sich das helium im mittelpunkt sammelt, die verdichtung nimmt zu. die sonne wird also wärmer und heller. in ca 3 mrd. jahren wird sie so heiss sein, dass die meere verdampfen. am "ende" - nach 6 mrd. jahren - wird sich die sonne mangels wasserstoff zu einen roten riesen ausdehnen. um das über 100 fache der heutigen grösse. wenn letztlich die meisten gase ausgestossen wurden, fusioniert helium zu schweren elementen, die äussere hülle wird abgestossen, übrig bleibt ein weisser zwerg. später erkaltet er.

    verdammt noch eins, wir sollten massive in thermowesten und hv-schutzbrillen investieren. das könnte uns vermutlich noch retten.

    *grübel*

    23:11 Uhr, 25.05.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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