Kommentar
17:25 Uhr, 24.09.2020

Big Oil schreibt sich selbst ab

Für viele ist Big Oil nicht mehr investierbar. Es geht nicht nur um Klimaschutz. Der Ausblick für den Sektor ist einfach zu schlecht.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 39,97500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • BP PLC
    ISIN: GB0007980591Kopiert
    Kursstand: 2,339 £ (Chi-X) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 39,97500 $/bbl. (FXCM)
  • BP PLC - WKN: 850517 - ISIN: GB0007980591 - Kurs: 2,339 £ (Chi-X)
  • Exxon Mobil Corp. - WKN: 852549 - ISIN: US30231G1022 - Kurs: 34,070 $ (NYSE)

Die Ölindustrie steckt seit Jahren in der Krise und es wird nicht besser. Zuletzt setzte BP ein Ausrufezeichen. Mit dem jährlichen Energieausblick schreibt sich der Ölriese selbst ab. Selbst unter einem Szenario, in dem die Welt einfach weitermacht wie bisher (business as usual Szenario), gehen die globalen CO2 Emissionen zurück. Das ist eine geradezu radikale Neueinschätzung. Ölliebhaber konnten bis vor kurzem noch darauf zählen, dass Regierungen die Wende einfach nicht schaffen werden. An diesen Strohhalm kann man sich inzwischen nicht mehr klammern. Es ist vermutlich unrealistisch, dass die Welt bis 2050 Nettonullemissionen schafft. Das ist aber gar nicht notwendig, damit Big Oil auf dem Abstellgleis endet. Grafik 2 zeigt dazu, wie weil Energie aus welcher Energiequelle gewonnen wird. Bis 2018 handelt es sich um tatsächliche Werte. Bis 2050 handelt es sich um eine Prognose unter dem Szenario „beschleunigter Wandel.“


Kohle verschwindet fast vollständig von der Bildfläche. Öl, das aktuell noch über ein Drittel des Energiebedarfs stillt, fällt auf einen Anteil von weniger als 20 % zurück. Das bedeutet, dass der Ölverbrauch deutlich sinken wird. Selbst unter dem Business as usual Szenario dürfte der Ölverbrauch praktisch nicht mehr steigen (Grafik 2).

Realistischer ist eine Halbierung des Ölverbrauchs bis 2050. Das hat weitreichende Konsequenzen. Beim aktuellen Verbrauch von knapp 100 Mio. Barrel/Tag ist der Markt bereits überversorgt. Sinkt der Verbrauch in den nächsten Jahren kontinuierlich, bleibt kein Platz mehr für Hochpreisproduzenten.

Die meisten arabischen Ländern und Russland können zu niedrigen Preisen produzieren. Tiefpreisproduzenten können fast 100 % des Bedarfs im Jahr 2050 decken. Für Unternehmen wie Exxon, BP und Chevron ist da kein Platz mehr.

Manche Ölunternehmen bereiten sich darauf vor. Andere tun das nicht und ignorieren die Zeichen der Zeit. Dazu gehört Exxon. BP versucht zumindest einen Wandel. Bis 2030 will das Unternehmen nicht mehr 2,6 Mio. Barrel Öl pro Tag fördern, sondern nur noch 1,5 Mio. Es wird weniger in Öl investiert, da es ohnehin keine Zukunft hat.


Das, was am Öl noch verdient wird, soll in erneuerbare Energie fließen. BP will aber mehr als nur zum Stromproduzenten zu werden. Es will auch im Bereich Wasserstoff stark sein. Das bisherige Tankstellennetz kann zum Versorger für Wasserstoff und Elektrizität für Autos werden.

BP hat damit zumindest einen Plan und will bis 2050 netto keine Emissionen mehr tätigen. Anleger glauben daran noch nicht. Die Aktie steht wieder dort, wo sie bereits 1990 stand. Irgendwann werden Anleger vielleicht an den Wandel glauben. Bis es soweit ist können noch Jahre vergehen. Big Oil bleibt vorerst auf dem Abstellgleis.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Insb. wenn 50% des Energiebedarfs Wärme zum Heizen ist. Hier brauchen wir Gas und Öl. Wenn 20% Strombedarf und 30% Transportbedarf sind, ist eine Elektrifizierung des Transportsektors offenbar keine Option, jedenfalls nicht ohne massiven Ausbau der Kernkraft !

    14:10 Uhr, 28.09.2020
  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    Tot geglaubte Leben länger. GAS ist weit umweltfreundlicher wie Kohle. Was ist also näherliegend als Kohlekraftwerke auf Gaskraftwerke um zu bauen! Gas wird noch viele Jahre mit steigender Tentenz eingesetzt werden!

    00:27 Uhr, 25.09.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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