Analyse
09:45 Uhr, 18.01.2023

Der letzte Ölgigant zu Schnäppchenpreisen

Die Kurse von US-Ölriesen eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Der Kurs des einzig wahren Ölgiganten aber hat ein Viertel verloren. Das sieht nach einer Chance aus.

Erwähnte Instrumente

  • Exxon Mobil Corp. - WKN: 852549 - ISIN: US30231G1022 - Kurs: 112,930 $ (NYSE)
  • Chevron Corp. - WKN: 852552 - ISIN: US1667641005 - Kurs: 180,490 $ (NYSE)

Die zwei größten US-Ölunternehmen, Exxon und Chevron, haben eine Marktkapitalisierung von 460 Mrd. und 340 Mrd. Das ist stattlich, doch selbst in Summe weniger als die Hälfte der Marktkapitalisierung von Saudi Arabian Oil Co. (Saudi Aramco), welches es auf eine Kapitalisierung von knapp 1,9 Billionen Dollar bringt.

Exxon Mobil Corp.
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Chevron Corp.
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Der Kurs erreichte im vergangenen Mai ein Hoch bei 43,35 Saudi Riyal. Aktuell liegt der Kurs bei 32. Der Rücksetzer ist bemerkenswert, da von Rücksetzern bei Exxon und Chevron nichts zu bemerken ist. Exxon erreichte erst unlängst ein neues Allzeithoch.

Saudi Aramco sollte dabei eigentlich attraktiver sein. Es hat die niedrigsten Produktionskosten. 2022 steht unterm Strich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gewinn von mindestens 160 Mrd. Dollar. Die Bewertung, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, ist nicht höher als bei US-Firmen. Die Dividendenrendite ist mit 4 % gleich um ein Drittel höher als etwa bei Chevron.

Die Aktie wird möglicherweise deswegen abgestraft, weil Aramco nicht wie westliche Ölunternehmen Investitionsdisziplin zeigt. Aramco will expandieren. Die Ölproduktion und Kapazität ist heute dort, wo sie bereits in den 70er Jahren war. Bis 2027 soll nun ausgebaut werden (Grafik 1).


Aramco ist eines der wenigen Ölunternehmen, die Großes vorhaben. Die Produktion soll bis 2027 im Durchschnitt um 5 % pro Jahr steigen. Es ist der konsistenteste Anstieg seit Jahrzehnten (Grafik 2). Kurzfristig senken Investitionen den frei verfügbaren Cashflow. Aramco geht damit einen anderen Weg als westliche Unternehmen.

Diese bleiben diszipliniert. Sie wollen so viel Gewinn wie möglich von den bestehenden Investitionen abschöpfen. Keiner weiß, wie lange Öl noch eine Zukunft hat. Das Geschäftsmodell wird diversifiziert. Es wird in erneuerbare Energien und Direct Air Capture investiert, um CO2 aus der Luft abzuscheiden und zu speichern.

Aramco setzt voll auf Öl. Es sieht sich als letzten Ölgiganten, welcher auch in 30 Jahren noch Öl produzieren wird. Angesichts der Reserven und der niedrigen Produktionskosten macht die Annahme Sinn. Zudem ist Aramcos CO2 Intensität bereits jetzt niedrig. Kein Land kann mit dem niedrigen Ausstoß von Saudi-Arabien konkurrieren (Grafik 3). Der niedrige Ausstoß ändert nichts daran, dass lediglich 15 % der Emission von Öl bei der Förderung entstehen und der Rest beim Verbrennen.

Ob man Öl gut findet oder nicht, die Welt wird noch lange Öl benötigen. Dies gilt nicht nur für den Straßenverkehr, sondern mehr noch beim Flug- und Schiffsverkehr. Nicht zuletzt kann auf Ölprodukte in der Industrie und im alltäglichen Konsum kaum verzichtet werden. Bis Plastik der Vergangenheit angehört, wird es noch lange dauern.

Wenn ein Unternehmen den zukünftigen Bedarf decken kann, dann ist es wohl Aramco. Das Unternehmen selbst sieht es geradezu als seine Pflicht an, möglichst viel Öl zu produzieren. Immerhin ist es das günstigste bei gleichzeitig geringsten Emissionen in der Förderung.

Der Expansionskurs wird von Anlegern nicht gutgeheißen. Anders lässt sich die Korrektur des Aktienkurses, während andere weiterhin steigen, kaum erklären. Ein Jahrhundertschnäppchen ist Aramco deswegen nicht. Langfristig gedacht wirkt die Divergenz zu den US-Unternehmen interessant.

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3 Kommentare

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  • Bigdogg0806
    Bigdogg0806

    nur direkt in Saudi-Arabien an der Börse in Riad, Ableger gibt es keine. Keine Ahnung ob es Zertis gibt, die die Entwicklung abbilden. Aber ich denke eher nicht.

    12:52 Uhr, 19.01.2023
  • Fearless Girl
    Fearless Girl

    Ist Saudi Aramco invesierbar? Man findet leider keine WKN…

    12:55 Uhr, 18.01.2023
  • Fearless Girl
    Fearless Girl

    Leider findet sich zur Aktie Saudi Aramco keine WKN/ISIN … ist diese Aktie investierbar?

    12:53 Uhr, 18.01.2023

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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