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13:57 Uhr, 11.03.2011

Basel III: Unterschiede zwischen Banken nehmen weltweit zu

Frankfurt/ Den Haag (BoerseGo.de) - Anleger künftig genau darauf achten, wo eine internationale Bank ihren Sitz hat. Dies könnte nach der Einführung der neuen bankenaufsichtsrechtlichen Regelungen (Basel III) von Bedeutung sein. Dies ist die Einschätzung von Paul Vrouwes, Manager des ING (L) Invest Banking and Insurance Fonds. Die nationalen Regierungen haben laut Vrouwes bei dem drohenden Zusammenbruch des Bankensektors in der Kreditkrise ganz klar als einzige Akteure über ein hinreichendes Gewicht verfügten, um das Fortbestehen der international tätigen Banken in ihren jeweiligen Ländern garantieren zu können. Die Banken wendeten die derzeit geltenden Basel-II-Regelungen an. Die Kreditklemme zeigte jedoch, dass sowohl die Qualität als auch Quantität des Kernkapitals erhöht werden müssen.

Die neuen Regeln wurden von der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr in Basel aufgestellt und laufen unter dem Begriff "Basel III". Diesen Regelungen zufolge soll das Kernkapital ab dem 1. Januar 2013 bei 3,5 Prozent liegen und ab dem 1. Januar 2019 auf 7 Prozent angehoben werden. Wenn eine Bank ihr Darlehensportfolio erheblich ausweitet, kann danach auch ein zusätzlicher Puffer in Höhe von 2,5 Prozent (insgesamt 9,5 Prozent) verlangt werden. "In Europa werden alle Länder die Regeln je nach ihrem jeweiligen Bedarf anders anwenden". In Deutschland werde man die Kernkapitalquote für Banken wahrscheinlich bei 7 Prozent belassen. "Eine Anhebung der Kernkapitalquote auf über 7 Prozent ist in Deutschland nicht zu erwarten, weil die Größe des Bankensystems im Vergleich zum deutschen BIP tragbar erscheint zumal Deutschlands wirtschaftliche Situation derzeit günstig ist".

Wegen der enormen Größe der beiden wichtigsten Schweizer Banken im Vergleich zum BIP des Landes sieht die Situation in der Schweiz allerdings anders aus. Entsprechend will die Schweizer Regulierungsbehörde den Kapitalpuffer für UBS und CS zum 1. Januar 2019 auf 19 Prozent heraufsetzen. Zu dem Zeitpunkt müssen die Bilanzen von UBS und CS neben einer Kernkapitalquote von 10 Prozent auch ein Nachrangkapital von 9 Prozent aufweisen. Um diesen Puffer von 19 Prozent zu erzielen, muss die UBS ihr Kapital noch um 6 Prozent erhöhen.

Die Beziehungen zwischen dem Sitz der Bank und ihren Aussichten sind auch in Spanien zu erkennen. Vrouwes führt aus: "Spanische Banken sind wegen ihrer Herkunft im Nachteil, da Spanien - wie die USA - eine Immobilienkrise durchmacht. Spanische Banken halten Hypothekendarlehen in beträchtlicher Höhe in ihren Büchern, bei denen sie aufgrund des Wertverfalls der zugrunde liegenden Immobilien erhebliche Abschreibungen vornehmen müssen. Deshalb gelten spanische Banken als relativ hohes Risiko. Dies schlägt sich wiederum in höheren Refinanzierungskosten nieder.

Es bestanden immer schon Unterschiede zwischen den einzelnen Banken in ein und demselben Land. Doch nach Vrouwes Einschätzung könnten sich diese Unterschiede infolge der geplanten Neuregelung vertiefen. "Die meisten europäischen Banken beginnen gerade erst damit, ihr Kernkapital auf den notwendigen Wert anzuheben. Einige Banken in kleinen europäischen Ländern sind dabei im Nachteil. Die großen Schweizer Banken sind im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ihres Heimatlandes riesig. Gleichwohl würden sie im Falle eines Falles den Schweizer Staat um Hilfe angehen. Insofern ist es verständlich, dass die Schweiz überdurchschnittlich hohe Solvenzanforderungen an ihre Banken stellt. Aber dadurch werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach die Dienstleistungen dieser Banken verteuern."

Der ING (L) Invest Banking & Insurance Fonds ist derzeit in Banktiteln übergewichtet, die die Kreditkrise in solidem Zustand überstanden haben. Dazu gehören US-Banken, weil sie bereits auf die neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen reagiert und genügend neues Aktienkapital aufgebracht haben. Der Fonds ist außerdem in Schwellenländerbanken übergewichtet, denen es nicht an Kapital mangelt und die eine kräftige Zunahme ihres Geschäfts erleben, das vom hohen Wirtschaftswachstum noch angeheizt wird. Europäische Werte insgesamt gewichtet der Fonds neutral, übergewichtet allerdings Frankreich und Norwegen, u.a. wegen niedriger Bewertungen. Auch japanische Banken sind leicht übergewichtet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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