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18:12 Uhr, 21.07.2016

Bank of Japan sieht keine Notwendigkeit für Helikoptergeld

Bank od Japan-Chef Kuroda lehnte in einem Interview das sogenannt Helikoptergeld strikt ab. Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, die Notenbank könnte ihre Geldpolitik noch weiter lockern, um die Konjunktur zu unterstützen.

London (Godmode-Trader.de) - Der Chef der japanischen Notenbank, Haruhiko Kuroda, hat mit deutlichen Worten Geldgeschenke im Sinne eines sog. Helikoptergelds als nicht zielführend bezeichnet. Für Helikoptergeld gebe es weder eine Notwendigkeit noch eine Möglichkeit, sagte Kuroda am Donnerstag dem britischen Radiosender der BBC. Derart eindeutig hatte sich Kuroda bisher nicht zu dem Thema geäußert.

Helikoptergeld bedeutet im Endeffekt, dass die Notenbank direkt an die Bürger Geld verschenkt. Entweder über den Kauf ewig laufender Staatsanleihen oder in Form direkter Überweisungen an Verbraucher. Somit landet zusätzliche Liquidität direkt bei den Bürgern anstatt zunächst bei den Banken wie es bei dem laufenden Anleihekaufprogramm vonstatten geht.

Mit den Anleihekäufen wird lediglich das Bankensystem liquide gehalten. Die erwünschten Folgewirkungen haben in Japan bisher auf sich warten lassen: Die Kreditvergabe wurde nicht nachhaltig stimuliert, es bildete sich auch nicht eine stärkere gesamtwirtschaftliche Nachfrage, nicht mehr Wachstum, und die Inflationsrate ist ebensowenig nicht angestiegen. Dies alles liegt aber hauptsächlich an der sehr zurückhaltenden Kreditnachfrage der Unternehmen und nicht am Kreditangebot der Banken.

Landet das Geld direkt bei den Bürgern, könnten diese es im günstigsten Fall sofort ausgeben. Aber auch dann muss sich kein nachhaltiger Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage einstellen, da es sich nur um ein einmaliges Geschenk handelt. Denn nach diesem Ausgabenschub könnte alles schon wieder vorbei sein, die Anbieter von Gütern und Dienstleistungen müssten demnach nicht die Produktion ausweiten oder höhere Preise verlangen. Um überhaupt wirksam zu sein, müsste das Helikopter-Geld dauerhaft geleistet werden. Dass dies auf Dauer nicht gutgehen kann, ist einleuchtend. Der Wert des Gelds verfiele, das Vertrauen in die Währung würde verschwinden, die Inflation in die Höhe schießen.

In den vergangenen Wochen gab es an den Märkten Spekulationen, die japanische Notenbank als erste der großen Notenbanken Helikoptergeld einsetzen könnte. Weiterhin bleibt nun unklar, ob die Bank of Japan kommende Woche noch einen Pfeil im Köcher hat und an der geldpolitischen Schraube drehen wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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