Fundamentale Nachricht
17:59 Uhr, 19.02.2019

Bank of Japan bewegt sich auf schmalem Grat

Eine noch lockerere Geldpolitik in Japan? Wo die jetzige schon zwei Jahrzehnte währt, aber keine Inflation erzeugen konnte? Das geldpolitische Instrumentarium in Japan gibt nicht mehr viel her, um im Notfall handeln zu können. Gouverneur Kuroda steht zugespitzt formuliert vor einem Scherbenhaufen.

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Tokio (Godmode-Trader.de - Bank of Japan-Gouverneur Haruhiko Kuroda kündigte am Dienstag an, die Geldpolitik weiter zu lockern, wenn eine scharfe Yen-Aufwertung der Wirtschaft schaden sollte und das Ziel einer Inflationsrate von gut zwei Prozent außer Reichweite gerät. Der Yen gab im Nachgang der Ankündigungen leicht zum Dollar nach, konnte sich zum Euro aber behaupten.

Bereits zwei Jahrzehnte ist es her, seit sich die japanische Notenbank für eine Nullzinspolitik entschieden hat. Die Inflation - ein Ziel der lockeren Geldpolitik - wollte sich dennoch bisher nicht einstellen. Die Bank of Japan will „sorgfältig den Nutzen und die Kosten einer weiteren Lockerung der Geldpolitik abwägen“. Dies deutet darauf hin, dass neue Stimuli auch auf ihre Neben- und Begleiterscheinungen hin überprüft werden sollen. Beispielsweise sind die negativen Folgen der Nullzinspolitik im Bankenbereich unübersehbar.

Kuroda wiederholte, dass mögliche Lockerungsinstrumente, die die BoJ einsetzen könnte, die Senkung der kurz- und langfristigen Zinssätze, die Ausweitung des Ankaufs von Vermögenswerten oder das Anwerfen der Gelddruckmaschine seien. „Was auch immer wir tun, wir müssen den Nutzen und die Kosten des Schrittes sorgfältig abwägen, wie etwa die Auswirkungen auf die Finanzintermediation und das Funktionieren des Marktes," sagte er.

Die BoJ steht vor einem Dilemma. Die Jahre der Geldschwemme haben die Marktliquidität ausgetrocknet und die Gewinne der Geschäftsbanken geschmälert, was die Besorgnis über die steigenden Risiken des anhaltenden Quantitative Easings schürt.

Die gedämpfte Inflation hat die BoJ im Gegensatz zu der US-Notenbank zu keiner Zeit aus dem Krisenmodus entlassen. Die Zentralbank hat sozusagen ihr Pulver verschossen und keine Pfeile mehr im Köcher, um im Notfall bei einer abrupten Yen-Aufwertung handeln zu können.

Die Befürchtungen einer globalen Verlangsamung haben die Sorgen der BoJ verstärkt. Der Markt erwartet nicht mehr, dass die Notenbank ihren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik vorbereitet. Viele Zentralbanken haben sich in den letzten Monaten in Richtung einer akkommodativen Haltung bewegt.

Kuroda zufolge hat die BoJ keine Pläne, ihre Käufe von Exchange Traded Funds (ETF) zu stoppen oder zu überprüfen, obwohl Marktteilnehmer zunehmend kritisierten, dass die Präsenz der Zentralbank den Markt verzerrt. Er fügte hinzu, dass die BoJ die am besten geeigneten Mittel zur Abwägung der Vor- und Nachteile ihrer Geldpolitik prüfen wird. „Wir werden unsere Käufe von ETFs unter Berücksichtigung der Marktbewegungen und der Auswirkungen auf die Finanzinstitute sowie der Wirtschafts- und Preisentwicklung fortsetzen", sagte Kuroda.

Im Rahmen einer so genannten Renditekurvenkontrolle (YCC) rechnet die BoJ mit einem kurzfristigen Zinssatz von minus 0,1 Prozent und langfristigen Zinssätzen von etwa Null Prozent. Im Rahmen ihres massiven Konjunkturprogramms kauft sie auch Staatsanleihen und riskante Anlagen wie ETFs.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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