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16:31 Uhr, 13.07.2020

Angebotssorgen lassen Kupferpreis in die Höhe springen

Die Metall-Notiz, die oftmals als Konjunkturbarometer herhalten muss, ist seit Mitte März um erstaunliche 45 Prozent gestiegen. Und das, obwohl der Internationale Währungsfonds seine globale Prognose nach unten korrigiert hatte.

London/ Shanghai (Godmode-Trader.de) - Die Kupferpreise sind weiter im Aufwind. Die LME-Kupferpreise sind am Freitag bereits über 6.400 US-Dollar/Tonne gestiegen. Am heutigen Montag wurde die Marke von 6.600 Dollar/Tonne geknackt. An der Rohstoffbörse in London stieg der Preis für eine Tonne des Industriemetalls um 3,3 Prozent auf in der Spitze 6.622,50 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit zwei Jahren.

Die Metall-Notiz, die oftmals als Konjunkturbarometer herhalten muss, ist seit Mitte März um erstaunliche 45 Prozent gestiegen. Und das, obwohl der Internationale Währungsfonds seine globale Prognose nach unten korrigiert hatte und ein Wiederaufflammen der Covid-19-Infektionen Regierungen auf der ganzen Welt zwingt, wieder wirtschaftsschädigende regionale Lockdowns zu verordnen.

Grund der Preissteigerungen sind Angebotssorgen. Die beiden größten Kupferproduzenten der Welt geben dem Markt aktuell Anlass, Versorgungsunterbrechungen einzupreisen. Peru, der weltweit zweitgrößte Kupferminenbetreiber, braucht länger als erwartet, um die Minen nach einem zweimonatigen Lockdown wieder hochzufahren. Zugleich stimmen die Arbeiter von zwei Minen des global größten Produzenten in Chile darüber ab, ob sie in den Streik treten sollen.

In Peru wurde erwartet, dass die Minen bis Ende dieses Monats fast wieder auf dem Stand von vor Ausbruch der Pandemie produzieren würden, aber diese Prognose schien zu optimistisch gewesen zu sein, wie Energie- und Bergbauministerin Susana Vilca in einer Videopressekonferenz sagte. Viele Minenarbeiter hätten sich mit dem Coronavirus infiziert. „Das bedeutet, dass es weniger Arbeiter gibt und wir weniger Produktionskapazität haben. Das bedeutet, dass wir das Ziel nicht erreichen können."

Die Kupferproduktion in Peru brach im März und April ein, nachdem die Industrie coronabedingt alle wesentlichen Tätigkeiten einstellen musste. Der Rückgang verlangsamte sich im Mai, nachdem die Regierung einen schrittweisen Neustart mit einer begrenzten Arbeitskapazität zur Verhinderung von Ketten-Infektionen genehmigt hatte.

In Chile hatten zuvor Arbeiter des Minenbetreibers Antofagasta Plc ein letztes Tarifangebot der Unternehmensführung abgelehnt. Damit droht nach Gewerkschaftsangaben in den kommenden Tagen ein Streik. „Keine der Forderungen der Beschäftigten wurde erfüllt", sagte Guillermo Esquivel von der Gewerkschaft Nr. 1, die rund 900 Beschäftigten der Mine Zaldivar vertritt. Dennoch sieht das chilenische Arbeitsrecht die Möglichkeit einer Schlichtung durch die Regierung vor, bevor ein Streik anläuft. Das würde bedeuten, dass eine Betriebsunterbrechung noch Wochen entfernt sein könnte.

Unterdessen erholt sich die Nachfrage in China, und die Fabriken wurden im zweiten Quartal wieder hochgefahren. „Wir sehen eine ziemlich gute Nachfrage", sagte Bill O'Neill, Partner bei Logic Advisors der Agentur Bloomberg. „Die weltweite Nachfrage nach Kupfer wird in den nächsten sechs bis zwölf Monaten stark anziehen. Dem Markt droht nun ein Angebotsdefizit.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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