Kommentar
16:08 Uhr, 02.10.2012

Aktuelles Gold Sentiment

Vor exakt einem Jahr schrieb ich hier einen Beitrag mit der Titelzeile „Wie weit geht die Goldkorrektur?“ Zur Erinnerung. Der Goldpreis hatte am 6. September 2011 mit 1.920 US-Dollar ein neues Allzeithoch erreicht und war dann am 23. September bis auf 1.532 Dollar abgestürzt. Auf die Gefahr eines Kurssturzes hatte ich in meinem Blog bereits Mitte August 2011 hingewiesen und nach dem erfolgten Absturz prognostiziert, dass wir die alten Höchststände so bald nicht wieder sehen würden.

Zugegeben, ich habe mit meinen Aktienprognosen zwar insgesamt nicht schlecht, aber auch einige Male falsch gelegen, die Prognosen im Gold waren jedoch ziemlich richtig. Denn genauso ist es gekommen. Während viele Goldfans lange hofften, dass das reinigende Gewitter schon bald wieder von Sonnenschein abgelöst werden würde, trat der Goldpreis nach ein paar Ausbruchversuchen in eine monatelange Seitwärtsphase ein.

Diese war notwendig, um die Geduld der gehebelten Optimisten so lange zu strapazieren, bis sie entnervt aufgeben und das Gold in feste Hände wandert, zu Anlegern, die es als langfristigen Inflationsschutz betrachten. In der Folge sank die Stimmung so tief wie seit 2008 nicht mehr mit gerade noch 41 Prozent Bullen fürs Gold unter den US-Anlageberatern. Der täglich ermittelte Hulbert Gold-Newsletter Sentiment Index (HGNSI) notierte über einen längeren Zeitraum im Minusbereich, was fürs Gold in den vergangenen Jahren eher ungewöhnlich war. In Bezug auf die zeitliche Ausdehnung der sehr tiefen pessimistischen Werte des HGNSI muss man bis 1991 zurückgehen, um Vergleichbares zu finden.

Wie seit Beginn der Edelmetallhausse im Jahr 2002 war die verhaltene Stimmungslage dann aber wieder einmal die richtige Gelegenheit für Käufe. Denn Ende August erfolgte der Ausbruch aus dem zermürbenden Seitwärtstrend. Allerdings sprang die Stimmung gleichzeitig deutlich an. Die Charttechniker, wie auch die Fundamentalisten bliesen gleichzeitig zum Einstieg. Aus stimmungstechnischer Sicht eigentlich negativ. Dass der Markt daraufhin nur kurz wieder zurückfiel, kann als technische Stärke gewertet werden. Aus antizyklischer Sicht ist das Edelmetall nun aber in Bereiche vorgerückt, die nicht direkt zu Gewinnmitnahmen mahnen, aber erhöhte Wachsamkeit erfordern. So werden mittlerweile 75 Prozent optimistische US-Anlageberater gemessen. Der HGNSI steht bei 54 Prozent und lag bereits bei 66,5 Prozent. Das gleiche Bild ergibt sich in Europa, wo Sentix auch rekordhohe Stimmung für das gelbe Metall misst.

Quelle: www.rissesblog.de

Wir haben allerdings gesehen, dass in starken Aufwärtstrends die Stimmungsindikatoren über längere Zeiträume starken Optimismus ausweisen können, ohne dass es bereits zu einem Ende des Trends kommt. So auch im Gold im vergangenen Jahr geschehen. Die sehr treffsichere Prognose im August 2011, dass der Goldpreis vor einem Absturz stehen würde war vor allem der Tatsache geschuldet, dass er bereits zuvor einmal einen massiven Dreitagesabsturz hingelegt hatte. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass dies oft der Vorbote einer größeren und längeren Konsolidierungsphase war. Ein solcher Absturz fehlt bisher. Auch darf nicht vergessen werden, dass wir uns im saisonal begünstigten zweiten Halbjahr befinden. Noch immer geht der größte Teil der Goldproduktion in die Schmuckindustrie und hier nach Indien, wo aktuell die Heiratssaison läuft. Wachsen sollte längerfristig vor allem aber die Investmentnachfrage. Die jüngsten Ankündigungen der Notenbanken in Europa, den USA und Japan, die Geldpresse auf noch höheren Touren laufen zu lassen, bleibt die fundamentale Stütze für den Megazyklus des Edelmetalls. Denn dies ist im Vergleich zum Papiergeld nicht unendlich vermehrbar.

Mehr von und über Stefan Riße erfahren Sie unter www.rissesblog.de

Stefan Riße, ist Fondsmanager des Investmentfonds „Riße Inflation Opportunities UI“ bei der HPM Hanseatischen Portfoliomanagement in Hamburg. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, belegte 2010 erste und zweite Plätze auf den bekannten Wirtschaftsbuch-Bestsellerlisten.

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