Kommentar
08:56 Uhr, 20.03.2023

Aktionäre und Bankkunden zahlen die Zeche

Die Credit-Suisse-Aktien brechen am Montag um weitere rund 60 % ein. Aktionäre und Bankkunden zahlen die Zeche für die am Wochenende ausgehandelte Übernahme durch die UBS.

Erwähnte Instrumente

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  • Credit Suisse Group AG - Kurs: 0,696 Fr (SIX)

Für die Aktionäre der Credit Suisse handelt es sich bei der am Wochenende auf Druck der Politik beschlossenen Übernahme der Credit Suisse durch die UBS letztlich um eine kalte Enteignung: Nachdem die Credit-Suisse-Aktien am Freitag mit 1,86 Franken aus dem Handel gingen, zahlt die UBS noch einmal rund 60 % weniger. Wie viel die UBS genau zahlt, ist dabei aber nicht einmal sicher, denn sie bezahlt in eigenen Aktien (für jeweils 22,48 Credit Suisse-Aktien gibt es eine UBS-Aktie). Sinkt der UBS-Kurs bis zum Vollzug der Übernahme weiter, was ziemlich wahrscheinlich sein dürfte, sinkt dadurch automatisch auch der Kaufpreis.

Besonders brisant: Die Aktionäre der Credit Suisse, eigentlich die Eigentümer der Bank, müssen der Transaktion nicht einmal zustimmen. Eine Gesetzesänderung soll in diesem Fall die Übernahme ohne die Zustimmung der Aktionäre möglich machen. Ob dieses Vorgehen auch vor Gericht Bestand haben wird, ist keineswegs sicher. Jedenfalls dürften Klagen von Aktionären vorprogrammiert sein, ebenfalls wie von Inhabern der sogenannten Coco-Bonds, die einen Totalverlust erleiden sollen.

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Aber nicht nur für die Aktionäre der Credit Suisse, sondern auch für die Anteilseigner der UBS ist der Deal ein Fiasko. Die UBS holt sich durch die Übernahme Risiken ins Haus, die sie in der Schnelle der Zeit wohl gar nicht ganz überblicken konnte.

Während die Credit Suisse bekannt dafür war, auch nach der Finanzkrise hochriskante Geschäfte zu tätigen, hat die UBS in den vergangenen Jahren ihr Investmentbanking stark auf die Vermögensverwaltung (Asset Management und Wealth Management) ausgerichtet und riskantere Geschäfte deutlich zurückgefahren. Genau diese Aktivitäten holt sie sich jetzt wieder ins Haus, wenn auch nicht auf Dauer.

Zu guter Letzt werden auch die Bankkunden einen Teil der Zeche zahlen: Statt zweier global aufgestellter Universalbanken in der Schweiz, die miteinander konkurieren, wird es künftig nur noch eine geben. Auch aus Wettbewerbsgesichtspunkten ist die Zwangsheirat von UBS und Credit Suisse also ein Problem. Zwar gibt es in der Schweiz noch zahlreiche weitere (Kantonal-)Banken, aber für Schweizer Unternehmen, die global tätig sind, dürfte es künftig nur noch einen Ansprechpartner geben, der dann durchaus höhere Preise verlangen kann.

Fazit: Die auf politischen Druck beschlossene Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist für die Aktionäre beider Banken ein Fiasko. Aber auch Bankkunden in der Schweiz werden in den kommenden Jahren unter den Folgen zu leiden haben. Eine staatliche Rettung der Credit Suisse und anschließende deutliche Verkleinerung der Bank wäre zumindest für Aktionäre und Bankkunden der bessere Weg gewesen.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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