Kommentar
10:10 Uhr, 11.03.2020

Airline-Aktien im Luftloch

Kaum eine Branche befindet sich so sehr im freien Fall wie die Luftfahrtindustrie. Ist das eine Chance?

Erwähnte Instrumente

  • Deutsche Lufthansa AG - WKN: 823212 - ISIN: DE0008232125 - Kurs: 10,685 € (XETRA)
  • American Airlines Group Inc. - WKN: A1W97M - ISIN: US02376R1023 - Kurs: 17,000 $ (NASDAQ)
  • Delta Air Lines Inc. - WKN: A0MQV8 - ISIN: US2473617023 - Kurs: 45,470 $ (NYSE)
  • Southwest Airlines Co. - WKN: 862837 - ISIN: US8447411088 - Kurs: 45,560 $ (NYSE)
  • United Airlines Holdings Inc. - WKN: A1C6TV - ISIN: US9100471096 - Kurs: 52,530 $ (NASDAQ)
  • Ryanair Holdings PLC - WKN: A1401Z - ISIN: IE00BYTBXV33 - Kurs: 11,665 € (XETRA)
  • EasyJet PLC - WKN: A1JTC1 - ISIN: GB00B7KR2P84 - Kurs: 11,720 € (XETRA)
  • Air France-KLM S.A. - WKN: A3EJGH - ISIN: FR001400J770 - Kurs: 5,150 € (L&S)

2020 wird für die Luftfahrtindustrie ein historisches Jahr. Es dürfte selbst die Finanzkrise in den Schatten stellen. Wenn etwas schlimmer als die Finanzkrise ist, dann weiß man, es ist richtig schlimm. Der globale Wachstumseinbruch 2008 und 2009 führte dazu, dass der Tourismus einbrach und viele Geschäftsreisen gestrichen wurden. Unterm Strich stagnierte die Zahl an Fluggästen.

Dass es schlimmer geht, wissen die Airlines. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ging das Passagieraufkommen von 1,67 Mrd. auf 1,63 Mrd. zurück. Das dauerte zwei Jahre. 2020 dürfte es anders kommen. Lufthansa kündigte gerade erst an die Kapazitäten um 50 % zu kürzen.

Die IATA (International Air Transport Association) geht davon aus, dass das Passagieraufkommen im Gesamtjahr in einigen Regionen um ein Viertel sinken könnte. Davon ist auch Europa betroffen. Einen so starken Einbruch gab es noch nie. Für die Passagierzahlen sieht es düster aus. Auch der Umsatz lässt sich da nicht halten. IATA schätzt, dass mit einem Rückgang von 63 Mrd. USD gerechnet werden muss. Eskaliert die Lage weiter, könnten noch einmal 50 Mrd. USD wegfallen (Grafik 1).

Airline-Aktien-im-Luftloch-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Die Lage ist richtig düster. Die Luftfahrtbranche wird aber nicht verschwinden. Früher oder später kommt es zum Comeback. Doch auf welche Aktie sollte man setzen?

Groß ist nicht immer auch gleich gut. Die größten Airlines sind amerikanische. Mit über 200 Mio. Passagieren pro Jahr liegen American Airlines und Delta Airlines an der Spitze (Grafik 2). Sie machen auch mehr als 40 Mrd. USD Umsatz im Jahr. Ryanair transportiert zwar viele Passagiere, doch man merkt anhand der Umsatzzahlen, dass es sich um eine Billigfluglinie handelt.

Airline-Aktien-im-Luftloch-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Es kommt aber nicht auf die Passagierzahlen und den Umsatz an. Vielmehr geht es um die finanzielle Verfassung der Unternehmen. Hier gibt es eine große Bandbreite. American Airlines werden von fast 30 Mrd. USD Schulden gedrückt (Grafik 3). Die jährlichen Zinszahlungen liegen bei mehr als 1 Mrd. USD. Der operative Cashflow lag 2019 bei lediglich 3,8 Mrd. USD.

Das ist eine gefährliche Kombination. Die Schulden sind im Verhältnis zur Ertragskraft viel zu hoch. Am besten schneiden Southwest Airlines, Air China, Lufthansa, Air Canada und Ryanair ab. Hier stimmt das Verhältnis von Schulden, Zinszahlungen und Ertragskraft am besten. Die Aktie von Lufthansa liegt 50 % unter ihrem 52-Wochenhoch und 65 % unter ihrem Allzeithoch.

Wie schnell die Aktie wieder steigt, kann man zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Die Aktie schwankt allerdings seit Jahrzehnten zwischen 8 Euro und 20 Euro, mit Ausreißern auf der Ober- und Unterseite. So stieg die Aktie kurzfristig Ende 2017 auf 30 Euro und fiel 2003 bis auf 6 Euro. Für ein Schnäppchen aus der Luftfahrtbranche muss man als Anleger jedenfalls nicht weit schauen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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