Kommentar
12:39 Uhr, 27.07.2022

Airlines: Gewinne sprudeln, Kurse fallen

Die Aktien von Fluggesellschaften gehören in diesem Jahr nicht gerade zu den Anlegerfavoriten. Ein Irrtum?

Erwähnte Instrumente

  • United Airlines Holdings Inc. - WKN: A1C6TV - ISIN: US9100471096 - Kurs: 35,340 $ (Nasdaq)
  • Delta Air Lines Inc. - WKN: A0MQV8 - ISIN: US2473617023 - Kurs: 30,640 $ (NYSE)
  • American Airlines Group Inc. - WKN: A1W97M - ISIN: US02376R1023 - Kurs: 13,430 $ (Nasdaq)

Airlineaktien sind nicht erst mit dem Aufkommen von Rezessionsängsten unbeliebt geworden. Der Abwärtstrend begann bereits im März 2021. Seither geht es mit den Kursen unter größeren Schwankungen bergab. Gleichzeitig steigen die Passagierzahlen immer weiter an. Es kommt zu einer diametralen Entwicklung. Inzwischen stehen die Kurse wieder dort, wo sie im April 2020 standen. Zugegeben, es ging auch noch etwas tiefer. Der Airline-ETF Jets erreichte im Tief einen Preis von 12 Dollar. Da erscheinen Preise von 17 Dollar wie jetzt gar nicht mehr so schlimm. Zeitweise erreichte der ETF jedoch fast wieder das Vorkrisenniveau. Bevor der jetzige Abwärtstrend begann, wurden fast 29 Dollar erreicht. Vor Pandemiebeginn ging es jahrelang zwischen 27,50 und 32,50 Dollar seitwärts.


Die Passagierzahlen haben sich erholt und haben das Vorkrisenniveau in den USA wieder erreicht. Dass die Aktienkurse da nicht mitziehen, hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste Grund sind Rezessionsängste. Diese spielten jedoch im März 2021, als der Abwärtstrend begann, noch keine Rolle. Es muss mehr dahinterstecken.

Es steckt auch mehr als Inflation dahinter. Der Verbraucherpreisindex für Airlinetickets erreichte im Juni ein neues Allzeithoch (Grafik 2). Hohe Ticketpreise senken über kurz oder lang die Nachfrage. Hohe Preise sind aber notwendig, um die höheren Kerosinpreise zu kompensieren. Fluggesellschaften müssen sich entscheiden, ob sie die höheren Kosten zur Gänze weitergeben und Kunden verlieren oder ob sie ihre Marge opfern wollen.


Derzeit wird keine Marge geopfert, zumindest nicht freiwillig. Die Gewinne sprudeln wieder. Sie sprudeln nicht ganz so wie vor der Krise, doch die drei größten Gesellschaften konnten im zweiten Quartal immerhin wieder 1,5 Mrd. an Gewinn ausweisen. Das Schlimmste ist überstanden.

Die Gewinne sind stark im Sommerhalbjahr konzentriert. Die Feriensaison spült viel Geld in die Kassen. Im Winterhalbjahr, wenn weniger geflogen wird, fallen Verluste an bzw. sinkt der Gewinn drastisch. Der Beweis, dass Airlines über ein Gesamtjahr profitabel sein können, steht noch aus.

Dennoch erscheint der Pessimismus der Anleger nachvollziehbar. Nach der Finanzkrise dauerte es viele Jahre bis wieder dauerhaft Gewinne geschrieben wurden. Von 2010 bis 2013 wechselten sich Gewinne und Verluste regelmäßig ab. Die Branche war mehr oder weniger Breakeven, nicht mehr.

Im Gegensatz zur Erholung nach der Finanzkrise ist dieses Mal vieles anders. Die Branche leidet nicht unter Überkapazitäten. Im Gegenteil, es fehlt an allen Ecken und Enden an Personal. Die Nachfrage kann nicht bedient werden. Wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, können die Margen steigen. Eine Preisschlacht um Marktanteile macht keinen Sinn, da man zusätzliche Marktanteile gar nicht bedienen kann.


Die Ausgangslage ist eine andere und bessere als 2009. Dafür mussten Airlines höhere Schulden aufnehmen, um die Pandemie zu überstehen. Bei schnell steigenden Zinsen und schlechten Bonitätsratings sind Schulden teuer. Wenn die Krise jedoch eines gezeigt hat, dann dass Fluggesellschaften zu den systemrelevanten Unternehmen gehören. Serienbankrotts wird es nicht geben. Die Erholung nach der Pandemie geht zudem deutlich schneller als ursprünglich gedacht.

Ist der übergeordnete Trend abwärts gerichtet, hilft das wenig. Langfristig erscheinen die Kurse auf interessantem Niveau. Bevor der Trend nicht dreht, muss man nicht kaufen. Deutet sich ein Boden an, hat der Sektor deutlich bessere Chancen als der Gesamtmarkt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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