Abu Dhabi will Ölmarkt revolutionieren
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New York (Godmode-Trader.de) - Die Staaten am Persischen Golf pumpen täglich fast 20 Mio. Barrel Öl aus ihren sandigen Böden. Aufgrund dieser Marktgröße liegt es nahe, dass die Förderer auch bei der Bepreisung ihres Produkts ein Wörtchen mitreden wollen. Solch einen Vorstoß wagt nun Abu Dhabi. Das Emirat beginnt heute damit, Terminkontrakte für sein Öl zu verkaufen. Die Fässer sollen dann von der Hafenstadt Fujairah aus verschifft werden. Erklärtes Ziel ist es, dass die Futures für die Vorzeige-Sorte Murban zur wichtigsten Benchmark in der Region werden, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Mit dem Vorstoß stellt sich das Emirat bei seiner Ölpolitik radikal neu auf. Es soll nicht mehr und nicht weniger als die Art und Weise geändert werden, wie fast ein Fünftel des weltweiten Rohöls bepreist wird. Die größten Produzenten am Golf - darunter Saudi-Arabien, der Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Hauptstadt Abu Dhabi ist - haben ihre Preise traditionell auf der Grundlage von Benchmarks aus anderen Regionen festgelegt. Sie haben ihr Rohöl meist direkt an Raffinerien oder internationale Unternehmen mit Anteilen an ihren Feldern verkauft. Dadurch wurde verhindert, dass diese Kunden das Öl weiterverkaufen und von den Arbitragemöglichkeiten auf den Energiemärkten profitieren konnten.
Jetzt hebt Abu Dhabi diese Beschränkungen auf, um sein Öl sowohl für Finanz- als auch für physische Händler zu öffnen, schreibt Bloomberg. Die Kombination aus hohem Angebot, einfachem Zugang zu ölverbrauchenden Märkten von Fujairah aus und dem Fehlen von Handelsbeschränkungen solle viele Käufer an die Börse locken, heißt es in dem Bericht. Nach dem Verkauf an der Börse soll die Sorte Murban per Pipeline nach Fujairah geschickt werden, wo Abu Dhabis Felder physisch mit den globalen Märkten verbunden sind.
„Wenn sie erfolgreich sind - und ich denke, die Chancen stehen gut - könnten die Murban-Futures ein entscheidender Faktor für die Preisbildung im Nahen Osten werden", sagte Vandana Hari, Gründerin des in Singapur ansässigen Unternehmens Vanda Insights, das Ölanalysen erstellt, zu Bloomberg. Wenn „ein beträchtlicher Teil des Rohöls aus dem Nahen Osten frei auf dem Spotmarkt gehandelt wird", könnte das andere regionale Produzenten dazu bewegen, dem Beispiel Abu Dhabis zu folgen.
Der Staatskonzern Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) gibt laut der Finanzagentur zu diesem Zweck etwa 900 Mio. Dollar aus, um 40 Mio. Barrel an Lagerraum in unterirdischen Kavernen in der Nähe von Fujairah zu errichten. Dies und die Tanks, die Adnoc bereits im Hafen lagert, sollen sicherstellen, dass genügend Murban-Öl zur Verfügung steht, um zukünftige Lieferunterbrechungen zu bewältigen, wie Khaled Salmeen, Leiter der Marketing- und Handelsabteilung des Unternehmens, in einer Pressekonferenz Anfang des Monats ankündigte.
Adnoc, das etwa 2 Mio. Barrel Murban pro Tag fördert, hat sich verpflichtet, die Börse im nächsten Jahr mit der Hälfte dieser Menge zu versorgen - was dem Angebot der heutigen großen Öl-Benchmarks wie Brent und WTI entspricht oder dieses sogar teilweise übertrifft.
Die Installierung einer neuen Öl-Benchmark ist kein leichtes Unterfangen. „Ölhändler mögen keine Veränderungen, besonders wenn sie glauben, dass die Märkte bereits einen guten Job bei der Abstimmung von Angebot und Nachfrage machen“, schreibt Bloomberg mit Blick auf S&P Global Platts. Der Preis-Informationsdienst für den Handel mit Rohstoffen sorgte jüngst für Aufruhr, weil er ankündigte, den Dated Brent, den wichtigsten Rohölpreis der Welt, zu überarbeiten. Das Unternehmen wurde gezwungen, den Plan auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Murban wird demnach auch auf regionaler Ebene Konkurrenz bekommen. Platts veröffentlicht Preisbewertungen für Dubai-Öl und die Dubai Mercantile Exchange handelt mit Futures für omanisches Rohöl. Beide fungieren als Benchmark für Lieferungen aus dem Nahen Osten nach Asien.
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