Zürich-Axiome: Optimismus und Pessimismus an der Börse
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Die meisten Menschen halten Optimismus für einen der erstrebendsten Charakterzüge. Optimisten sind (zumindest scheinbar) immer fröhlich und verbreiten angenehme Atmosphäre. Das ist schön – aber in finanziellen Angelegenheiten womöglich verheerend.
In positiver Abgrenzung zum Begriff des Optimismus spricht Gunther von der Zuversicht. „Zuversicht erwächst nicht aus der Erwartung des Besten, sondern aus dem Wissen, dass man auch mit dem Schlechtesten fertig werden wird.“
Den Unterschied kann man z.B. am Pokern demonstrieren. Der Zuversichtliche steigt aus, wenn die Wahrscheinlichkeit gegen ihn spricht. Der Optimist sagt: „Vielleicht habe ich Glück“! Vom systematischen Ausnutzen dieser Eigenschaft leben professionelle Glücksspieler.
Natürlich hat der Optimist gelegentlich Glück. Und zwar oft genug, so dass ihm der Optimismus nicht ausgeht. Aber: Mann kann die Wahrscheinlichkeit zwar manchmal, aber nicht beständig überwinden. Gunthers bitter klingender Formulierung lässt sich wenig hinzufügen: „Der Profi wird reich, weil er um den Zusammenhang weiß. Und weil er außerdem weiß, wie leicht man einen optimistischen Trottet dazu verleiten kann, seinen Einsatz weiter zu erhöhen“.
Der Optimist sagt: Die Lage ist nicht so schlecht, wie sie aussieht. In spekulativen Situationen ist die Lage aber meist so schlimm wie sie aussieht, oder noch schlimmer!
Zurück zum Poker: Der Profi hofft zwar auf gute Karten, aber er verlässt sich nicht darauf. Er ist vorbereitet vernünftig zu handeln, wenn seine Karten schlecht sind.
Die Analogien zur Spekulation an der Börse sind naheliegend. Wenn Sie eine Aktie kaufen und sie fällt, bleiben Sie als Optimist drin, und zwar bis zum bitteren Ende. Als Zuversichtlicher erwarten Sie natürlich auch steigende Kurse (deswegen kaufen Sie ja schließlich!) - aber wenn es gegen Sie läuft, verkaufen Sie.
Optimismus fühlt sich gut an. Jedenfalls viel besser als sein Gegenpart, der Pessimismus. Er ist einer der menschlichsten Züge überhaupt, Gunther nennt ihn recht treffend „unheilbar“.
Natürlich sind auch an der Börse die Optimisten in der Überzahl. Gunther meint aber, es müsste eigentlich gleich viel Bullen und Bären geben. Denn die Chance dass es runter geht, sei gleich hoch wie dass es nach oben geht. Das geht konform mit Gunters Ansicht, dass die Kursentwicklung völlig zufällig sei.
Hier muss man allerdings kritisch einhaken. Denn die Charts (Charttechnik lehnt Gunther natürlich auch kategorisch ab) beweisen, dass es jedenfalls langfristig im Gesamtmarkt beständig nach oben geht. Die Menschheit tendiert zum Wachstum, in fast jeder Hinsicht. Mag aber sein, dass dieser Prozess in naher Zukunft zum Stehen kommt.
Eine hinterfragende Wachsamkeit ist aber auf jeden Fall jedem Optimisten zu empfehlen. Auch wenn es schwerfällt. Wir fühlen uns zu Optimismus unwiderstehlich hingezogen.
Fazit:
- Optimismus kann der Feind des Spekulanten sein
- Optimismus fühlt sich gut an und ist deswegen gefährlich
- Man sollte nie ein Engagement eingehen, nur weil man optimistisch ist
- Überlegen Sie immer was Sie tun, wenn die Sache schief geht
- Wenn Sie darauf eine Antwort wissen, dann sind Sie nicht mehr optimistisch, sondern zuversichtlich
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