Wissensartikel
17:53 Uhr, 11.08.2014

Point & Figure für Alle – Teil 3: Muster und Signale

Dies ist der dritte Beitrag in eine Reihe von drei Artikeln, welche die Grundlagen der Point & Figure Chart-Darstellung, sowie das moderne Regelwerk für die Bestimmung von Trendlinien, Kurszielen, Mustern und Signalen vorstellen.

Erwähnte Instrumente

Kennen Sie bereits Point & Figure-Charts? Also die zeitlose Chartdarstellung, die die Informationen in einem Chart auf das wesentliche reduzieren? In dieser Artikelserie wollen wir die Welt der Point & Figure-Charttechnik kennenlernen.

  • In ersten Teil zum Thema Point & Figure ging es um die Darstellungsform selbst - sowie die wichtigsten Einstellungsparameter (hier).
  • Im zweiten Teil standen Trendlinien und Kurszielbestimmung im Fokus (hier)
  • Im heutigen dritten Teil geht es um Point & Figure-Muster und Signale.

Die Point & Figure Darstellung steht in der Guidants Plattform im Chart Widget zur Verfügung. Dort kann der Anwender im Menü neben Linien-, Kerzen- auch die Point & Figure Darstellung der Kursdaten auswählen. Ebenso gibt es Werkzeuge für die 45 Grad Trendlinie, sowie die vertikale und horizontale Kurszielbestimmung.


Point & Figure-Muster

Einer der Vorteile einer reduzierten Kursdatendarstellung wie Point & Figure oder auch beispielsweise Renko Charts, ist die effiziente Identifizierung von Kursmustern.

Prinzipiell gilt: Point & Figure Muster sind symmetrisch: Für jedes Muster das ein Kaufsignal generiert gibt es ein entsprechendes symmetrisches Muster welches ein Verkaufssignal generiert. Weiterhin könnten Muster sowohl bei einer fortgesetzten Trendbewegung als auch bei einer Trendumkehr vorkommen.

Alle Muster basieren auf dem Grundmustertyp des Doppel-Tops, welches ein einfaches Kaufsignal liefert oder des einfachen Verkaufssignals (Doppel-Boden). Wichtige Grundmuster bei der 3-Box Umkehr sind: Doppel-Top und Doppel-Boden, Dreifach-Top /-Boden, gespreiztes Dreifach-Top /-Boden, das Katapult und der Stab. Komplexere Strukturen wie Dreiecke oder Stauzonen sind ebenfalls von Bedeutung.

Betrachten wir den DAX langfristig, Stand 5.12.2013:

Point-Figure-für-Alle-Teil-3-Muster-und-Signale-Reinhard-Scholl-GodmodeTrader.de-1

Abbildung: DAX, Point&Figure Parameter: Boxgröße=2,0 % (prozentuale Skala), Umkehr=3, High-Low Trendfolge / Tagesdaten

Die meisten Muster dürften visuell leicht zu erkennen sein und für sich selbst sprechen, wie beispielsweise das steigende Dreieck links im Chartbild. Betrachten wir die Doppel-Muster: Sie entsprechen einem neuen lokalen Kurshoch bzw. lokalen Kurstief welches ausreicht um eine neue Box zu erzeugen.

Ein Muster welches ein Verkaufs- oder Kaufsignal liefert muss nicht gehandelt werden. Es gibt schwache und starke Signale. Schwache Signale werden nicht gehandelt.

Zum einen betrachten wir, ob das Signal über oder unter der 45 Grad Trendlinie erfolgte. Allgemein gilt die Handelsregel: Trendfolgend werden nur Kaufsignale über einer Aufwärtstrendlinie gehandelt. Verkaufssignale über der Aufwärtstrendlinie können genutzt werden, um Long-Positionen abzubauen oder aufzulösen – aber nicht um aktiv Short zu gehen. Der Trendbruch ist abzuwarten (und umgekehrt im Falle einer Abwärtstrendlinie).

Zum anderen ergibt sich die Stärke auch aus dem Musterkontext. Die letzten Doppel-Tops im DAX sind stark. Denn es gilt hier:

  • Das Signal wurde im Aufwärtstrend gebildet
  • Die Gegenbewegung (hier O-Säulen) wurde immer schwächer: Eine aufsteigende Sequenz von Tiefs der O-Säulen ist sichtbar
  • Links vom Signal verläuft keine lange dominante X- oder O-Säule.

Je weniger dieser Bedingungen gelten desto schwächer ist ein Signal.Zudem gilt wenig überraschend: Ein Mehrfach-(Dreifach etc.)Top ist stärker als ein Doppel-Top.

Ein Katapult gilt ebenfalls als potentiell starkes Signal. Ein Katapult ist die Kombination von Dreifach-Top gefolgt von einem Doppel-Top (bzw umgekehrt). In der Abbildung erkennen wir ein bärisches, abwärts gerichtetes Katapult, Also der Bruch eines Dreifach-Bodens gefolgt von einem Doppel-Boden Bruch.

Der Stab ist eine weitere interessante Formation. Hier sollte jedoch unbedingt in der Kurshistorie des Wertes überprüft werden, wie der Chart sich anschließend entwickelt hatte. Ein Stab ist eine lange Säule, die direkt zu mehr als der Hälfte korrigiert wird. Dies wird als Signal der Warnung betrachtet, und stellt einen Hinweise auf Erschöpfung eines Aufwärtstrends und auf eine baldig anstehende mögliche Trendwende dar.

In der Abbildung ist links ein hoher Stab zu erkennen. Im Prinzip hat er funktioniert, wurde jedoch noch einmal überboten, bevor dann anschließend der Abwärtstrend begann. Der tiefe Stab rechts lieferte jedoch ein 1a-Fehlsignal. Der DAX blieb im Aufwärtstrend.

Stopp-Signal

Bleibt noch die Frage zu klären wo im Allgemeinen zu einem Signal das zugehörige Stopp-Signal gesetzt werden sollte, welches die mögliche Verluste begrenzt und somit das Risiko definiert.

Ein Stoppsignal liegt immer eine Box unter dem Ausgangspunkt der Säule die das Handelssignal lieferte.

Betrachten wir ein Praxisbeispiel, Fresenius Medical Care, Stand 5.12.2013:

Point-Figure-für-Alle-Teil-3-Muster-und-Signale-Reinhard-Scholl-GodmodeTrader.de-2

Abbildung: Fresenius Medical Care, Point&Figure Parameter: Boxgröße=0,5 % (prozentuale Skala), Umkehr=3, High-Low Trendfolge / Tagesdaten

Es hat sich ein Dreieck im intakten Aufwärtstrend ausgebildet. Das erste Kaufsignal ergibt sich durch Bruch der Dreiecksformation nach oben. Kaufsignal 2 ergibt sich durch ein neues Doppel-Top. Das dritte Kaufsignal wäre durch ein neues Mehrmonatshoch gebildet. Aber vor allem da das vorige Doppel-Top dadurch nun als starkes Kaufsignal gelten kann (eine lange, links liegende Säule wurde überboten).

Eine praktische Handelsmöglichkeit wäre es nun, diese drei Kaufsignal nacheinander zu handeln und jeweils mit einem Drittel der beabsichtigten Gesamtsumme einzusteigen.

Stoppsignale ergeben sich durch das Unterschreiten der letzten O-Säule, welche das Muster bildet. Stoppsignal 1 wäre jedoch etwas eng und angesichts der mittelfristigen Kurschance, die sich durch das vertikale Kursziele bildet, wäre daher auch Stoppsignal 2 geeignet. Das späteste Stoppsignal ergibt sich durch Bruch der (mehrfach bestätigten) Aufwärtstrendlinie.

Auch hier wäre ein gestaffelter Ausstieg (Auflösung von Long-Positionen) möglich.

Literatur zum Thema Point & Figure

Point-Figure-für-Alle-Teil-1-Die-Darstellung-Reinhard-Scholl-GodmodeTrader.de-5

(geschrieben von Reinhard Scholl)

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