Overtrading vermeiden: Weniger ist oft mehr!
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Zum anderen aber auch daran, dass Trader mit zu vielen Trades permanent Gefahr laufen, ihre wenigen guten Deals zu zerstören.
Der berühmte Wall Street-Psychologe Dr. Brett Steenbarger hat eine interessante Methode, die er seinen Klienten in den Eigenhandelsabteilungen der Banken empfiehlt, um deren Trefferquote zu erhöhen. Die Trader sollen ihre durchschnittliche Tradinganzahl, pro Tag, pro Woche, pro Monat (je nach Handelsstil) berechnen und diese durch zwei teilen. Das Ergebnis ist dann das Maximum der erlaubten Transaktionen. Dieses Verfahren ist zwingend einzuhalten, bis das Trading sich verbessert hat.
Ich persönliche habe dadurch in der Auswahl meiner Trades eine deutliche Verbesserung meines Handelstil bemerken können. Das ist ja nur logisch, stellen Sie sich einmal vor, Sie würden nur noch Gewinnertrades und keine Verluste machen. Innerhalb von wenigen Monaten wären Sie im siebenstelligen Bereich, egal mit wie viel Startkapital Sie begonnen hätten. Klar ist das eine Illusion, da man im Vorfeld nie wirklich weiß, ob man einen guten oder schlechten Trade erwischt, aber es wird deutlich worauf ich hinaus will.
Es gibt durchaus sinnvolle Verfahren eine gute von einer schlechten Möglichkeit zu unterscheiden. Es ist ein schmaler Grad, denn wer zu lange zögert und sich nicht traut Risiken einzugehen, verpasst wohlmöglich auch gute Chancen. Wer Geld an der Börse verdienen will, darf keine Angst haben welches zu verlieren. Ich habe mir Laufe der Jahre ein persönliches Regelwerk aufgestellt. Das ist mehr oder weniger ein Buch voller Erfahrungen, Setups und Anomalien der Märkte, die mir aufgefallen sind. Mit Hilfe dieser versuche ich herauszufiltern, ob eine besonders gute Chance für mich vorliegt und ob ich einen Vorteil gegenüber dem Markt in diesem Moment haben könnte.
Gute Trader sind wie Auftragskiller
Ein Kollege hat mal einen guten Trader mit einem Auftragskiller verglichen. Der Auftragskiller nimmt hin- und wieder einen lukrativen Auftrag an, plant im Geheimen und führt seine Arbeit dann zügig, professionell und systematisch durch. Danach kehrt er wieder in sein unauffälliges Leben zurück.
Viel spannender ist aber, was ein Auftragskiller nicht macht. Er nimmt nicht jeden Auftrag an. Er führt den Auftrag niemals sofort aus. Er steht nicht jeden Morgen auf und läuft ballernd durch die Gegend, sondern konzentriert sich auf wenige, gute Geschäfte. Er macht den Job auch nicht, weil er ein blutrünstiger Psychopath ist, sondern wegen des Verdienstes und einer ehrbaren Mission (naja jedenfalls in der Welt von Hollywood).
Ich habe mich früher oft in kleinen Trading-Scharmützeln verfangen und das an Tagen, wo ich eigentlich keinen so richtigen Plan hatte, aber Lust hatte zu traden. Aus den anfänglichen Scharmützeln sind dann oft verbissene Trading-Gefechte geworden, die sich manchmal über Tage hinweg zogen. In solche Situationen manövrierte ich mich vor allem dann, wenn ich zuvor einen großen Hit hatte. Dann ist die Motivation größer zu traden, im Gehirn sind alle Rezeptoren auf Empfang gestellt und singen: „Money, Money, Money.“
Geduld entwickeln
Das Warten auf die eigenen guten Setups ist für mich mittlerweile eine der größten Herausforderungen im Trading. Es ist das tägliche Abwägen zwischen dem Drang einer Idee nachzugehen und dem manchmal zermürbenden Lauern auf die Situation mit dem entscheidenen Vorteil.
Das fällt mir besonders schwer, weil ich kein besonders geduldiger Mensch bin. Wenn ich etwas haben will, dann bitte sofort. Für mich hat es sich als einen guten Weg herausgestellt, mit meinen Positionsgrößen zu arbeiten. Wenn ich diesen Drang verspüre zu handeln, aber nicht das unschlagbare Gefühl des sicheren Vorteils auf meiner Seite habe, dann gehe ich eben nur mit halber Positionsgröße oder nur mit einem Kontrakt in den Markt. Wenn es gut geht, habe ich dem Affen in meinem Kopf etwas Zucker gegeben und wenn es daneben geht, ok, dann ist das so.
Das spannende an dieser Vorgehensweise ist, dass sich manchmal erst im Laufe eines Trades neue Perspektiven eröffnen. Kennen Sie das Gefühl? Ein Trade entwickelt sich z.B. in die gewünschte Richtung und gibt eine absolute Bestätigung, dass das Ziel auf jeden Fall erreicht wird. Dann kann man die Positionsgröße gegebenfalls aufstocken, wenn die Gewissheit dazukommt. Oder manchmal hat ein kleiner Verlust dazugeführt, dass ich meine komplette Erwartungshaltung an den Markt an diesem Tag auf den Kopf gestellt habe und erst dadurch gesehen habe, welche Dinge zusammenliefen um einen guten Trade zu platzieren. In dem Moment, in dem ich im Markt drin bin, erhöht sich nämlich meine Konzentration ungemein. Manchmal ist ein Trade so spannend, dass man feststellt gerade zwei Stunden in verkrampfter Haltung auf den Kurs geglotzt hat. Hat jeder schon erlebt. Besser als jeder Thriller.
Weitere Möglichkeiten (in Abhängigkeit des eigenen Tradingstils und der gewählten Finanzinstrumente) sind:
- Filter zu setzen, z.B. den Aktienmarkt nach bestimmten Einstiegskritieren „screenen“ zu lassen. Guidants bietet dafür einen hervorragenden Screener: Dieses Tool sollte jeder Trader kennen!
- Kursalarme verwenden (um nicht permanent auf den Chart zu starren und dann Ideen finden, die nicht wirklich da sind)
- eine Strategie haben, um einen Trade zu eröffnen (z.B. nie zwischen 12-14 Uhr oder nach 20 Uhr)
- Bedingungen an einen Trade knüpfen (z.B. niemals gegen den Trend zu handeln)
Wer es schafft nur einen von zwei schlechten Trades zu eliminieren (um mal in der Auftragskiller-Sprache zu bleiben), wird sein Trading sehr schnell auf ein neues Level bringen. Probieren Sie einmal die Strategie von Dr. Steenbarger aus und zwingen Sie sich über einen Zeitraum nur die Hälfte Ihrer jetzigen Trades zu tätigen. Ihr Gehirn wird dann ganz automatisch die guten von den schlechten Trades unterscheiden.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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