Wissensartikel
12:52 Uhr, 14.09.2022

Darum analysiere ich Charts im KISS-Stil

Manch ein Chartbild kommt einem Kunstwerk gleich, wobei der eigentliche Chart nur noch eine Nebenrolle spielt und vor lauter Linien nicht mehr sichtbar ist. Warum ich auf das KISS-Prinzip setze, erfahrt Ihr hier.

Was ist KISS?

✔️ Das KISS-Prinzip stellt einen Leitsatz dar, wobei die Kernbotschaft ist, Dinge nicht zu kompliziert und aufwendig zu machen.

✔️ Das Akronym KISS kann unterschiedliche Ausgestaltungen annehmen, wobei die Kernbotschaft dieselbe bleibt (s.o.)

✔️ Die ursprüngliche Form des KISS-Prinzips folgt dem Leitsatz „Keep it simple, stupid“. Oder sinngemäß: Mach’s doch so einfach wie möglich.

Typisches Bild von Charttechnik

Das Charttechnik teilweise als Hokuspokus abgetan wird, kann ich zu einem gewissen Grad verstehen. Manch ein Chartbild kommt einem Kunstwerk gleich, wobei der eigentliche Chart nur noch eine Nebenrolle spielt und vor lauter Linien nicht mehr sichtbar ist. Mit diversen Indikatoren versucht man zukünftige Kursbewegungen zu antizipieren. Teils erfolgreich, teils vollkommen unbegründet komplex, wie ich finde.

Charttechnik im KISS-Stil

Vorneweg, Charttechnik funktioniert nicht, weil es einen geheimen Indikator gibt, den man unbedingt nutzen muss.

Vielmehr funktioniert Chartanalyse aufgrund dessen, dass viele Anlegeraugen auf bestimmte Preisbereiche schauen und hier Kursreaktionen erwarten. Die Erwartungshaltung der Mehrheit der Marktteilnehmer ist es dann, die funktionieren lässt. Letztendlich ist es nicht mehr als eine Form der selbsterfüllenden Prophezeiung.

Selbiges Phänomen kann aktuell vor dem Hintergrund einer möglichen Rezession beobachtet werden. So kann alleine die Angst vor einer Rezession in vermehrter Konsumzurückhaltung münden und jene rezessive Tendenzen verstärken bzw. wahr werden lassen.

Warum nun KISS?

Wir haben nun gelernt, dass es auf die Erwartungshaltung der breiten Anlegermasse ankommt.

Das heißt, je mehr Augen auf ein bestimmtes Kursniveau gerichtet sind, desto wahrscheinlicher ist eine Kursreaktion an dieser Marke. Ergo, wenn wir unsere Chartanalyse übermäßig komplex gestalten und diverse Indikatoren hinzuschalten, die nur wenige Anleger nutzen, dann haben wir vielleicht einen kunterbunten Chart, aber die viele Anlegeraugen, die auf bestimmte Preisbereiche schauen und hier Kursreaktionen erwarten, Fehlanzeige.

Daher setze ich auf das KISS-Prinzip.

✔️ Gemäß dem Motto „weniger ist mehr“, nutze ich überwiegend Unterstützungszonen und Widerstandsbereiche.

✔️ Trendlinien verwende ich nur vorsichtig, da diese teils willkürlich angelegt werden können und daher wieder zu speziell sind, um die breite Anlegermasse auf seiner Seite zu haben. Für mich eher etwas auf größeren Zeiteinheiten. Wer kennt den Spruch „Schräge Linien sind nur für schräge Typen.“?

✔️ Das Fib-Retracement und Fib-Extension Tool sind das höchste meiner Gefühle und nutze ich meist nur als Bestätigung meiner Unterstützungs- und Widerstandsbereiche, die sehr häufig mit diesen übereinstimmen. Heißt, diese Bereiche sind besonders relevant, wenn man sich die Psychologie der Massen zu eigen machen möchte.

Fazit

Dies soll es zu meiner persönlichen Art der Chartanalyse gewesen sein.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinem Beitrag einen neuen Blickwinkel bieten konnte und auch Sie zukünftig mehr auf die Psychologie der Massen achten, anstelle nach dem nächsten kryptographischen Indikator zu suchen.

Auch ein aufgeräumter Chart hat etwas Beruhigendes.

4 Kommentare

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  • Valentin Schelbert
    Valentin Schelbert Community Marketing Manager

    Hallo @Bea-162,
    entschuldige die späte Antwort. 🙏
    Bei Fibonacci stimme ich Dir absolut zu - benutze ich auch selber! 🤝
    Die Fib-Level fallen auch meist mit Unterstützungen und Widerständen zusammen. Die Frage ist nur, was war zuerst da 😅 ... die Henne (Unterstützung/Widerstand) oder das Ei (Fib-Level).
    Viele Grüße Valentin

    21:41 Uhr, 24.10.2022
  • Bea-162
    Bea-162

    Hallo Valentin,

    dann bin ich wohl ein besonders schräger Typ. Für mich sind die - richtigen -Trendlinien ein MUSS in einer KISS Strategie, die ich auch gut finde. Sie zeigen dir innerhalb der Fibos gleiche Steigungen in gleichen Preissegmenten an. Die Fibos selbst sind elementar und nicht nur geeignet für das, was du meinst. Fibos zeigen zeigen Potenzen und Grenzen von Bewegungen ausgehend von ihrem Ursprung an, das wird oft vergessen. Gerade in der aktuellen Situation, wo es immer höher gehen soll als schon erreicht, ein kolossaler Fehler. Was in der aktuellen Chart- und Fibotechnik überhaupt nicht zu Rate gezogen wird, ist die Goldene Zahlenfolge, der auch die Börsenzyklen folgen. Grüße von Bea

    01:16 Uhr, 15.09.2022
  • Valentin Schelbert
    Valentin Schelbert Community Marketing Manager

    Lieber @anders ,
    danke für Ihren ergänzenden Beitrag.
    Viele Grüße Valentin

    13:34 Uhr, 14.09.2022
  • anders
    anders

    Prinzipiell gehören Unterstützungen /Widerstände und die Fibo Level zur Basis einer Analyse, somit nichts Neues. Und selbst ein eingezeichneter Trend , insbesondere im längerfristigen Zeitfenster, bietet Orientierung. Gerade gefestigte Trends halten oft länger , als man vermuten möchte.

    13:29 Uhr, 14.09.2022

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Über den Experten

Valentin Schelbert
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Community Marketing Manager

Bereits mit 17 Jahren packte Valentin Schelbert die Leidenschaft für die Börse. Fortan bildete er sich autodidaktisch weiter. Während seines BWL-Studiums konnte er seine Kenntnisse für wirtschaftliche Zusammenhänge noch weiter steigern – was sein Interesse dafür nur noch mehr ankurbelte. 2020 baute er sich in den sozialen Medien eine eigene Community mit seinem Daily Market Briefing auf. Sein Steckenpferd: das Zusammenspiel aus Fundamentaldaten, Newsflow und Charttechnik. Bevor wir ihn als Community Marketing Manger gewinnen konnten, war er bei einem bekannten Neobroker tätig und verantwortete dort die Kreation von Inhalten zu Aktien, ETFs, Zertifikaten und Crypto.

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