Wissensartikel
10:48 Uhr, 31.01.2017

5 Wege einen schlechten Trade zu beenden

Sie kennen das. Eine Idee zum Handeln taucht auf Ihrem Bildschirm auf. Sie gehen eine Position ein, dann passiert erstmal nichts, vielleicht ist Mittagszeit, jedenfalls kommt keine Bewegung in Ihre Transaktion.

Sie warten. Ein erstes mulmiges Gefühl entsteht. Dann, einige Zeit später beginnt der Trade in die ungewünschte Richtung zu laufen. Ein Buchverlust baut sich auf.


Flucht nach vorne oder nach hinten

Eine typische Reaktion ist dann, gedanklich auf seine Erfahrungen oder Hoffnungen zurückzugreifen. Das kann sich jedoch schnell als Falle erweisen.

Wenn man bei einem Verlusttrade in seine Tradingvergangenheit reist, dann sucht man automatisch nach Situationen, in denen sich ein ähnlicher Trade ins Positive gewendet hat. Versuchen Sie sich aber auch an die Situationen zu erinnern, wo die Wende nicht kam und die Trades, die sie nicht rechtzeitig beendet haben, in ein noch größeres Dilemma geführt haben. Schließen Sie die Tür für eine Flucht in die Vergangenheit.

Gerne retten wir uns gedanklich auch in die Zukunft und machen uns Hoffnungen. „Wenn das und das eintritt, und erst dieses oder jenes Event geschehen ist, dann wird meine Position in den Gewinn laufen.“ Dieses Vorgehen ist noch waghalsiger, da es keine Referenzpunkte für das Handeln gibt und wir alle kennen den Spruch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Machen Sie auch die Tür für unrealistische Hoffnungen oder Zukunftspläne für Ihren Trade zu.

Wenn Sie im hier und jetzt wieder angekommen sind, können Sie gezielte Maßnahmen ergreifen.

Wenn wir bessere Ergebnisse unseres Tradings erwarten, müssen wir auch bereit sein andere Entscheidungen zu treffen (sonst wären die bisherigen Ergebnisse schon wunderbar und ich hätte diesen Artikel nie geschrieben).

Wie geht man nun effektiv mit Verlusten am besten um? Fünf Schritte um aus einer gefährlichen Schockstarre herauszukommen.


1. Den Verlust nicht überbewerten

Da ist er nun, ein Verlusttrade. Es ist bestimmt nicht Ihr erster Minustrade und es wird auch nicht Ihr letzter sein, also schauen Sie sich die Sache mit etwas Distanz und Sachlichkeit an. Machen Sie einen Spaziergang, gehen Sie joggen oder ins Schwimmbad, oder telefonieren Sie mit jemanden, machen Sie etwas anderes und blicken Sie dann nochmal drauf. Mit etwas Abstand sieht der Trade bestimmt schon ganz anders aus.

Versuchen Sie auch den Trade gedanklich abzutrennen. Viele Menschen neigen dazu einen Verlust, eine Niederlage gleich auf ihr gesamtes Leben zu übertragen. Nur weil Sie gerade 50, 500 oder 5.000 EUR verlieren, heißt das nicht, dass Sie ein Komplettversager im Leben sind. Es ist nur ein kleines Teilproblem, eine winzige Baustelle, die es zu lösen gilt. Verdrängen Sie den Trade nicht, aber machen Sie auch keinen Horrorfilm draus, der den ganzen Tag vor Ihrem inneren Auge abläuft.


2. Der Wahrheit ins Gesicht sehen

Ok, dieser Trade war nichts. Ihre Idee ist einfach nicht aufgegangen. Das passiert den besten Tradern der Welt. Steven Cohen hat mal in einem Interview verraten, dass seine Trader zwischen 50-60 % der Zeit daneben liegen. Ich habe schon in vielen Artikeln und Vorträgen darauf hingewiesen, dass der (uns konditionierte) Anspruch der Unfehlbarkeit und der richtige Umgang mit Verlusten (Fehler sind eine große Ressource für Verbesserungen) die größten Herausforderungen im Trading sind.

David Tepper sagte mal: „Replaying losses in your head is the only way your learn from your mistakes.“ Ich kann das nur unterschreiben. Ich musste manche Fehler drei, vier oder fünfmal machen, bis ich was kapierte.

Das wichtige dabei ist sich einzugestehen, dass man falsch liegt. Dabei erkennen viele Trader nicht, welche große Freiheit sie mit ihrem Anlagestil besitzen. Wer aktiv und kurzfristig handelt, kann jederzeit ein- und wieder aussteigen. Und wer aussteigt, kann auch jederzeit wieder einsteigen. Warum also Verluste laufen lassen? Die Vorstellung, ich könnte ja später wieder einsteigen (was ich selten tue), hilft mir beim schmerzhaftem Schließen einer verlustreichen Position.

3. Eine Strategie entwickeln

Es ist sehr wichtig, im Laufe der Zeit eine Strategie zu haben, wie man aus einem Trade herauskommt. Jeder Mensch tickt da anders. Ich persönlich kann nicht mit festen Stopps arbeiten, weil mich permanent der Gedanke quält, zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausgestoppt zu werden. Dafür bin ich sehr diszipliniert geworden, wenn es darum geht, eine Position manuell zu schließen. Mir hilft da ein schrittweises Vorgehen. Wenn ich merke, ein Trade läuft gegen mich oder ich habe nur das Gefühl, dass der Trade zu lange vor sich hin schläft, dann nehme ich einfach die Hälfte raus (Nachricht an mein Gehirn: ich kann ja später wieder zurückkaufen, haha!).

Finden Sie eine Strategie, wie Sie aus Ihren Verlusttrades herauskommen und finden Sie einen Weg, der zu Ihnen passt. Folgen Sie auch hier wieder dem Erfolgsprinzip der Besten. Wie gehen andere erfolgreiche Trader mit Verlusten um? Lernen Sie von Ihnen und schauen Sie sich ab, was für Sie sinnvoll erscheint.

Passender Artikel: Der Schlüssel zum Erfolg an der Börse


4. Handeln

An einem bestimmten Punkt muss man natürlich "in Wallung kommen" (wie mein Bundeswehr-Ausbilder immer sagte). Große Bewegungen an den Märkten sind meist spontan und sehr schnell. Wenn es gegen Sie läuft und Sie zögern zu handeln, kann es schnell zu spät sein und unnötig teuer werden.

Um mein Handeln zu erzwingen, stelle ich mir immer gedanklich vor, was mein maximaler Verlust für diesen Trade wäre oder was passieren würde, wenn der Markt nochmal um so und soviel Prozent gegen mich laufen würde. Schmerz ist ein guter Impulsgeber zum Handeln.


5. Bleiben Sie flexibel

Die Märkte sind immer anders und nicht jede Strategie um einen Trade zu beenden ist für jeden Handelstag gleich gut geeignet. Spüren Sie, wie der Markt an diesem Tag schwingt und Sie werden die richtige Strategie wählen.

Handeln Sie beispielsweise den Markt in einer Seitwärts-Range, dann würde eventuell ein fester Stopp Sinn machen, denn entweder der Markt bleibt in der Range oder er fällt heraus. Handeln Sie aber einen trendfolgenden Einstieg, dann macht eine flexiblere Stopp-Strategie mehr Sinn, da Korrekturen in Trends nicht immer gleichförmig ablaufen. Nur weil die aktuelle Korrektur etwas anders ausfällt als die vorhergehende, heißt das nicht, dass Ihre Idee falsch ist. Starre Konzepte versagen oft in solchen Situationen.

Die meisten Anleger denken nur an ihre möglichen Gewinne oder wie viel Rendite ihnen dieses oder jenes Geschäft bescheren wird. Wenn wir unseren Fokus auf die Verluste, egal ob beim Trading oder beim Investieren, lenken, gewinnen wir eine ganz neue Perspektive auf die Finanzmärkte. Wer seine Verluste in den Griff bekommt, braucht eigentlich nur noch zu warten, bis er Gewinne erzielt.

Auch lesenswert dazu: Eine Strategie ohne Verluste?

Viele Grüße
Jakob Penndorf

8 Kommentare

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  • Franz Branntwein
    Franz Branntwein

    immer diese sinnlosen Guru Tipps. Was handfestes, praktisches und auch sofort umsetzbares ist gefragt - nicht dieses allgegenwärtige herumgelaber.

    10:05 Uhr, 10.02.2018
  • Traderfox
    Traderfox

    Hi

    Meine Erfahrung nach überlebt man die Börse nur .wenn einem das Geld shit egal ist

    15:35 Uhr, 31.01.2017
  • Traderfox
    Traderfox

    Hi

    Meine Erfahrung nach überlebt man die Börse nur .wenn einem das Geld shit egal ist

    15:35 Uhr, 31.01.2017
  • Traderfox
    Traderfox

    Hi

    Meine Erfahrung nach überlebt man die Börse nur .wenn einem das Geld shit egal ist

    15:32 Uhr, 31.01.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Vali44
    Vali44

    Nochmals ich, Herr Penndorf. ;-)

    Danke für Ihren Artikel.

    Wer professionell tradet, erkennt sich in ihren Worten wieder.

    Vor einiger Zeit plante ich eine Webseite zu gestalten, auf welcher ich mein 18-jähriges Trading-Wissen kostenlos jedermann zugänglich machen wollte. Ich wollte anders als die gängigen Informationen im Internet und Börsenliteratur mich auf das Vermeiden und Minimieren von Verlusten in der Praxis konzentrieren, da dies meiner Erfahrung nach der grösste Erfolgsgarant im Trading darstellt. Von Verlusten wird viel zu wenig gesprochen, dabei sind diese für den Erfolg Ende Jahr immens wichtig.

    Vorgängig testete ich die "Resonanz" in diversen Trading-Foren. Ich stellte fest, dass sich mein Trading-Ansatz, welcher ja ein Garant für langfristigen Erfolg ist, von NIEMANDEM wirklich verstanden wurde. Inhaltlich stehe ich ihren Artikeln jedoch sehr nahe, deshalb auch mein Lob zu ihrem gestrigen Artikel.

    Es freut mich, dass dieses Wissen von Ihnen publiziert wird. Ich empfehle allen diese Prinzipien zu verinnerlichen. Mein Projekt habe ich vorläufig begraben, halte mich aber intern (aller meistens ;-) an meine erarbeiteten Grundsätze.

    Als Ergänzung zum bestmöglichen Ausstieg aus einem Trade: zu Beginn setze ich immer ein fixer Stopp, welcher meinen Verlust auf 1-5% (maximal) begrenzt. Wenn der Trade nach 1 Stunde nicht deutlich im Plus läuft, steige ich schnellst möglichst wieder aus, egal, wie weit entfernt das Stopp Level noch liegt. Ich gestehe mir sofort ein, dass ich den Markt falsch oder zu wenig exakt eingeschätzt habe. Den erzielten Verlust nehme ich als Opportunitätskosten für die gemachte Lernerfahrung dankbar mit. Über alle Trades hinweg sind diese sowieso irrelevant, schützen aber mein Kapital.

    Traden macht Spass! Auch mit Verlusten.

    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!

    12:59 Uhr, 31.01.2017
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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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