Kommentar
08:30 Uhr, 11.07.2025

Zölle: Das vernichtende Urteil bleibt diesmal aus

US-Präsident Donald Trump hat die Regierungen weiterer Länder über die Zölle informiert, die ab 1. August auf ihre US-Importe erhoben werden.

Dabei erhielt Brasilien einen Einfuhrzoll von satten 50 %. Und dieser stellt nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Begründung eine Besonderheit dar. Bislang hatte Trump die Zölle stets mit einem Handelsungleichgewicht zu Lasten der USA begründet. Doch im Handel mit Brasilien, der sich 2024 auf insgesamt 92 Milliarden USD belief, erzielten die Vereinigten Staaten einen Handelsüberschuss.
Allerdings ist Trump unter anderem nicht einverstanden mit dem Vorgehen der brasilianischen Justiz gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro. Das kritisiert Trump auch in dem Schreiben, mit dem er über den Zoll informiert hat. Und so ist der Handelskonflikt in diesem Fall wohl politisch motiviert.

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Trump will am 1. August nicht mehr rütteln

Jedenfalls hat sich der US-Präsident auch festgelegt, dass sich an dem Termin des 1. August nichts mehr ändern werde. „An diesem Datum hat sich nichts geändert, und es wird sich auch nichts ändern. Mit anderen Worten: Alle Beträge sind ab dem 1. AUGUST 2025 fällig. Es werden keine Verlängerungen gewährt“, schrieb er auf seinem Kurznachrichtendienst. Na, mal sehen…

Die neuen Zölle sind kaum anders als die alten

Fakt ist: Bislang wurden die folgenden Zölle für den 1. August festgelegt:

Japan: 25 %
Südkorea: 25 %
Thailand: 36 %
Indonesien: 32 %
Malaysia: 25 %
Kambodscha: 36 %
Südafrika: 30 %
Brasilien: 50 %
Bangladesch: 35 %
Philippinen 20 %
Myanmar: 40 %
Tunesien: 25 %
Kasachstan: 25 %
Serbien: 35 %
Laos: 40 %

(Algerien, Libyen, Irak sowie Bosnien und Herzegowina: 30 %
Moldau und Brunei: 25 %)

Genau diese Länder – abgesehen von den in Klammern gesetzten – finden sich (in dieser Reihenfolge) auch auf der Liste, die Donald Trump Anfang April präsentiert hatte:

Damals brachen die Aktienmärkte kräftig ein und ich titelte: „US-Zölle: Die Anleger fällen ein vernichtendes Urteil“). Doch wo ist eigentlich jetzt das vernichtende Urteil der Anleger? Ist bislang niemandem aufgefallen, dass die aktuellen Zölle kaum nennenswert unter denen vom April liegen, sondern teilweise sogar darüber?! Ich muss schon sagen: Börsianer sind ein merkwürdiges Völkchen!

Dow Jones: Die entscheidende Marke auf der Unterseite

Damit zum Dow Jones, der gestern sogar wieder (leicht) zulegen konnte: Zu meiner Elliott-Wellen-Analyse vom Donnerstag vergangener Woche (siehe "Dow Jones: Welle 5 mit besonderer Stärke") teilte mir ein Leser seine Meinung mit, wonach "die letzte ABC-Zählung" die richtige sei, also folgende:

Wo liegt nun der Unterschied zur anderen?

Wie am Donnerstag vergangener Woche bereits geschrieben, ergeben sich daraus unterschiedliche Kursziele, wenn die Welle 5 genauso lang ausfällt wie die Welle 1 (Prinzip der Wellengleichheit). Der Leser wies aber auch darauf hin, dass die Welle 5 "in normalen Märkten Welle 3 mal 0,61" sei.

Rechnen wir also nach: Die Welle 3 ist fast exakt 5.000 Punkte lang. 61 % davon sind rund 3.050 Zähler. Und dieses Kursziel hat der Dow Jones mit seinem jüngsten Hoch fast genau abgearbeitet. Denn die Welle 5 ist aktuell 2.895,74 Zähler lang. Es fehlen also weniger als 55 Pünktchen. Das ist bei einer Strecke von rund 3.000 Zählern im Toleranzbereich.

Ist die Welle 5 damit also bereits beendet? Das wissen wir nach wie vor erst eindeutig, "wenn der Ausgangspunkt der Welle 5 unterschritten wird", wie es vor einer Woche bereits hieß.

Die entscheidende Marke auf der Unterseite

Und damit gibt es einen weiteren wichtigen Unterschied in der Zählweise der Welle 4 (der aus meiner Sicht sogar noch wichtiger ist als das Kursziel auf der Oberseite):

Begann die Welle 5 nach dem Rücksetzer am 23. Mai bei 41.364 Punkten, so ist sie eindeutig beendet, wenn der Dow Jones unter diese Marke fällt. Startete die Welle 5 aber erst am Ende der größeren ABC-Korrektur vom 23. Juni bei 41.981 Zählern, dann ist ihr Ende bereits besiegelt, wenn die Kurse unter dieses (höhere) Niveau fallen.

Ich persönlich würde mich nach dem Szenario der größeren ABC-Korrektur und somit der Marke bei rund 42.000 Punkten richten.

Keine Anzeichen von Schwäche

Fakt ist aktuell jedenfalls, dass der Dow Jones weiterhin keine weiteren Anzeichen von Schwäche zeigt. Der Blick auf die Unterseite lohnt daher erst, wenn das Tief bearishen Tageskerze vom Montag unterschritten wird.

Geschieht dies mit einer weiteren deutlich schwachen Tageskerze – wie gestern geschrieben mit einem langen roten Kerzenkörper – könnte man einen (sehr) spekulativen Short-Trade wagen, um damit auf das Ende der Welle 5 zu setzen.

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