Kommentar
17:06 Uhr, 08.07.2020

Worst Case für die Börse: Ab nächster Woche wieder Lockdown?

In den USA verschärfen immer mehr Bundesstaaten ihre Maßnahmen. In Europa steigen die Fallzahlen in einigen Ländern ebenfalls wieder, Australien verhängt in Melbourne Ausgangssperren. Kommt der zweite Lockdown?

Hätte man mich vor drei Wochen gefragt, ob es einen zweiten Lockdown geben wird, wäre die Antwort ganz eindeutig ausgefallen (Nein). In drei Wochen kann sich jedoch vieles ändern. Insbesondere in den USA hat sich viel verändert. Einige Gouverneure schlossen einen erneuten Lockdown kategorisch aus.

Zu diesen Gouverneuren zählten auch einige, die Staaten regieren, die nun wieder mit steigenden Fallzahlen zu kämpfen haben. Sie hatten die Maßnahmen zu früh wieder gelockert, das aber in Kauf genommen, um die Wirtschaft nicht komplett abzuwürgen. In diesen Staaten kommt es nun aber teilweise wieder zu einer Verschärfung der Maßnahmen.

Das ist ein ziemlich starkes Signal. Von einer kategorischen Weigerung zu einer Verschärfung der Maßnahmen umzuschwenken, gibt daher zu denken. In den USA befand sich im Juni nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung im Lockdown. Der Großteil des Landes war geöffnet bzw. bewegte sich darauf zu. Heute ist das anders. Fast 70 Mio. Personen sehen sich wieder mit strengeren Maßnahmen konfrontiert als im Juni (siehe Grafik).


Die Öffnung wird wieder schrittweise zurückgenommen. Die steigenden Fallzahlen zwingen geradezu dazu. Das Grundproblem der Pandemie ist ja nicht gelöst. Eine ungehinderte Ausbreitung des Virus führt früher oder später zwangsweise dazu, dass das Gesundheitssystem überlastet wird. Selbst wenn man aus wirtschaftlichen Gründen einen Lockdown vermeiden will, zwingt die begrenzte Kapazität des Gesundheitssystems dazu.

Damit stehen wir vor einem Dilemma. Ein zweiter Lockdown ist politisch nicht machbar. Genauso ist es politisch nicht machbar, wenn man der Bevölkerung erklären muss, dass selbst für diejenigen, die ein Beatmungsgerät brauchen, im Krankenhaus kein Platz mehr ist.

Das einzige, das eine akzeptable Lösung darstellt, ist ein Zwischenweg. Mit diesem haben es viele versucht. Viele Maßnahmen wurden wieder gelockert, aber nicht alle. Genau das führte aber bereits wieder zu einem Anstieg der Fallzahlen. Das kann man auch in Europa beobachten, z.B. der Schweiz, Portugal oder Österreich.

Dabei kennen wir das Phänomen schon. Während sich das Virus immer weiter ausbreitete, auch in Italien, blieb in vielen Ländern erst einmal alles so wie gehabt. Das Virus breitete sich natürlich aus. Schritt für Schritt wurden Maßnahmen eingeführt. Das nutzte am Ende nichts und der Lockdown kam. Jetzt geht das Ganze von vorne los. Zumindest sieht es derzeit danach aus.

Unmöglich ist eine minimale Ausbreitung bei trotzdem geöffneter Wirtschaft nicht. Südkorea zeigt wie es geht. In den meisten Ländern dürfte dieses Kunststück nicht gelingen. Ob es deswegen einen zweiten Lockdown geben wird, muss sich zeigen. Es ist definitiv der allerletzte Ausweg. So wie sich die Fallzahlen in den USA entwickeln, könnten einige Staaten dazu gezwungen sein. Einen zweiten Lockdown halte ich immer noch für unwahrscheinlich, würde ihn aber nicht mehr kategorisch ausschließen.

Clemens Schmale


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28 Kommentare

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  • angola_murksel
    angola_murksel

    "Ihre Argumentationsmuster-Wechsel sind mir zu anstrengend." - Hä? Sie haben doch Trump und Tusla als Beweis für die Trumpsche Blödheit in die Diskussion gebracht. Ich habe Ihnen einen Aspekt zur Vollständigkeit des Themas dagegen gestellt - das ist Ihnen zu anstrengend ? Kriegen Sie gar nichts mehr gebacken ?

    09:12 Uhr, 10.07.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Tüskendör
    Tüskendör

    ....mir das Talent fehlt.... ;-)

    02:29 Uhr, 10.07.2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Ihre Argumentationsmuster-Wechsel sind mir zu anstrengend. Natürlich sind auch Schwarze m.E. dumm und/oder asozial, wenn sie dieser Tage ohne Maske demonstrieren. Warum sollte ich andere Maßstäbe ansetzen ? Ich bin kein Rassist. Allerdings hat der unbekannte schwarze Demonstrant weder die Macht, noch die Mittel, noch die Vorbildfunktion eines US-Präsidenten (s/w/m/w/g).

    Bleiben wir bei Thema. Sie schrieben zu "Harrys Kurve":

    Harrys Kurve ist die einzig relevante aussagekräfige.

    Dann gönnen Sie sich 5 Minuten und addieren Florida, Texas, Arizona, Kalifornien.... und schon ist die Kurve - ihre Argumentation - binnen 48 Stunden komplett im Eimer. Wie vorhergesagt - nicht weil ich besonders pfiffig wäre, sondern weil ich das Talent fehlt, gezielt am Offensichtlichen vorbeizuschauen.

    https://edition.cnn.com/2020/07/09/health/us-coronavirus-thursday/index.html

    Gibt es für stramme Rechte sogar bei Fox-news.

    02:25 Uhr, 10.07.2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Abstandsregelung, Veranstaltungsverbot, Kontaktbeschränkung - das hat gewirkt

    Was sich in Zahlen und Fakten auch erst später belegen lässt (und einige auch nicht wollten oder abstreiten).

    Ihr Freund Trump hält sich an nichts. Siehe Tusla.

    Wäre die Maske (was ich nicht glaube) nur ein Statement:

    "Ich bin bereit, andere zu schützen, auch wenn es mir selbst unmittelbar möglicherweise nichts bringt". Dann trage ich sie selbstverständlich, mindestens dort, wo Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.

    Es gibt Nies-/Husten-Videos die bei Bemühen des eigenen Verstandes vergleichsweise einleuchtend sind, Milliarden Menschen, die versuchen mit Maske aus dieser Nummer rauszukommen - teilweise mit Ebola- und Schweinegrippeerfahrungen.... und

    ... darüber hinaus kein Land, welches ohne Masken (-Bereitschaft/-Pflicht) besser dasteht als D.

    Für mich sind insoweit keine Fragen offen. Wer Masken bei hohen oder ansteigenden Infektionsraten aus Prinzip ablehnt ist - mit der Bitte um gütige Nachsicht - nicht nur fahrlässig unvorsichtig, sondern in meinen Augen mindestens dumm und/oder hochgradig asozial.

    22:29 Uhr, 09.07.2020
    1 Antwort anzeigen
  • angola_murksel
    angola_murksel

    "Die anfänglich falsche Einschätzung zu Masken hat viele Menschenleben gekostet." Suggerieren das auch die Zahlen ? Ende März/Anfang April hatten wir täglich knapp 7.000 Neuinfizierte, 3 Wochen später am Tag des Erlasses der allgemeinen Maskenpflicht am 23.04. waren es noch 2.300, also 1 Drittel von Anfang April. Hätten es Ihrer Logik nach und der permanent angedrohten exponentiellen Ausbreitung des Virus nicht wenigstens 50.000 oder gar 100.000 Neuinfizierte an diesem Tag sein müssen ? Und wenn ich die Inkubationszeit mit einrechne und das ganze Zahlenwerk auf den Zeitpunkt der tatsächlichen Infektion und nicht der Meldung der Infektion verschiebe, also 7.000 Neuinfizierte im Bereich 15. bis 22.03., und die 2.300 vom 23.04. auf den 16.04. und dann die tatsächlich am 23.04. Infizierten nehme, nämlich 1.300 (gemeldet am 30.04.), dann sind es zum Zeitpunkt des Erlasses gerade mal noch 15% Infizierte im Verhältnis zu Mitte/Ende März. Was genau haben die Masken bewirkt ? Abstandsregelung, Veranstaltungsverbot, Kontaktbeschränkung - das hat gewirkt, Maskeneffekte lassen sich nicht herleiten. Aber wen jucken schon Fakten......

    16:08 Uhr, 09.07.2020
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Weil´s weiter unten Thema war: hier noch ein kurzes Zitat eines Berichtes von Welt-Online vom 01.04.2020, Autor Thomas Vitzthum, wie der US-Präsident auf dem Höhepunkt der Pandemie seinen Standpunkt zum Thema Gesichtsmasken im Kreise seiner Gouvaneure kundtat :

    "So fühlte sich offenbar auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochmorgen aus ihrer heimischen Quarantäne heraus bemüßigt, in der virtuellen Konferenz mit den Unionsministern im Bundeskabinett das Thema noch einmal anzusprechen. Dabei äußerte sie sich ablehnend, was die Pflicht zum Maskentragen angeht. Laut WELT-Informationen soll die Kanzlerin die inzwischen oft selbst genähten Stoffteile als „Virenschleudern“ bezeichnet haben, seien diese doch innerhalb kürzester Zeit durchfeuchtet. Sie warnte zudem davor, dass die Menschen durch das Tragen einer Maske verleitet werden könnten, den verordneten Mindestabstand von 1,5 Metern zu unterschreiten."

    Uppss! Ähmm, sorry, war gar nicht Trump. Hmm, so was aber auch.....Es war unsere blitzgescheite und alles vom Ende bedenkende Superkanzlerin. Na gut, die hat noch nie ihr Geschwätz von gestern gejuckt...........

    13:19 Uhr, 09.07.2020
    1 Antwort anzeigen
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Was soll daran sinnstiftend sein außer der Erkenntnis, daß manche nicht nur Aluhüte tragen sondern über die Alu-Maske wahrscheinlich ein Alu-Ganzkörperkondom ? Alle Maßnahmen haben ein Ziel: das Gesundheitssystem nicht zu überfordern um in Folge nicht überzählige Todesfälle riskieren zu müssen. Richtig ? Harrys Kurve ist die einzig relevante aussagekräfige. Und die zeigt am Ende aller Ergebnisketten abnehmende Todesfälle bei steigenden neuen Fällen. Das ist das einzige faßbare Resultat. Alles andere ist Gequake um nichts. Weniger Tote bei viel mehr Infizierten, klar ? War übrigens in Reda-Wiedenbrück wunderbar zu beobachten, wie die Infiziertenzahlen raketenartig in die Höhe schossen ohne das davon etwas in den Krankenhäusern ankam. Weil es wohl wichtig ist, wer infiziert wird. Möglicherweise schützen ( sich ) die Amerikaner ihre Alten viel besser als man annimmt und die jüngeren Kohorten versterben viel viel weniger ? Und je länger die Epidemie dauert, desto marginaler wird weltweit das "Problem" der Übersterblichkeit. Und deswegen wollen Sie die ganze Welt in die größte ökonomische Krise seit 100 Jahren schlittern lassen ? Sind Sie Beamter und bekommen Ihr Geld aus der Steckdose ?

    00:10 Uhr, 09.07.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Ambit
    Ambit

    Die hohen Neuinfektionen in den USA kommen meiner Meinung hauptsächlich daher, dass die Tests immer mehr ausgeweitet werden (bisher ca. 35 Mio) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1105095/umfrage/anzahl-durchgefuehrter-tests-fuer-das-coronavirus-nach-laendern/. Wenn ich mehr teste, finde ich auch mehr.

    Da aber die Todesrate trotzdem zurückgeht, scheint es eigentlich gar nicht so schlimm zu sein (wahrscheinlich werden nun deutlich jüngere getestet, gefährlich wird es überwiegend für die Altersgruppe > 70): Durchseuchung abwarten wie bei jeder Grippewelle auch. Die ständige Panikmache und Einschränkungen auf die Wirtschaft kosten deutlich mehr Menschenleben als der Virus.

    19:22 Uhr, 08.07.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Effe
    Effe

    Ach egal. Den Börsen kann das nichts anhaben. QE und Minuszinsen machen Aktien alternativlos.

    Außerdem gibt es im NDQ 100 nur Krisengewinner. Immer.

    Hightech macht reich! Jeden Tag ein bisschen mehr. Es kann gar nicht mehr fallen.

    Ironie aus.

    18:21 Uhr, 08.07.2020
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading
    17:52 Uhr, 08.07.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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