Kommentar
12:09 Uhr, 12.06.2021

Wochenausblick: Fed-Zinsentscheid und großer Verfall im Fokus

Die vergangene Woche hat wichtige Erkenntnisse geliefert: Die Inflation explodiert, aber die Notenbanken bleiben trotzdem voll auf dem Gaspedal.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759
  • WINDELN.DE SE KONV. O.N. - WKN: WNDL30 - ISIN: DE000WNDL300 - Kurs: 2,820 € (XETRA)

Ende gut, alles gut: Der S&P 500 ist vor dem Wochenende auf ein neues Rekordhoch gestiegen (auf Intraday-Basis am Donnerstag, auf Schlusskurs-Basis am Freitag) und signalisiert damit, dass die Rally an den Aktienmärkten weitergeht. Auch DAX und MDAX konnten in der vergangenen Woche auf neue Rekordstände klettern, während es der Euro Stoxx 50 immerhin auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise schaffte. Die technologielastigen Indizes Nasdaq-100 und TecDAX sind von signifikanten Hochs noch ein Stück entfernt, konnten aber zumindest in der vergangenen Woche stärker zulegen als der Gesamtmarkt. Auch bei Öl und sogar dem Bund-Future stiegen in der vergangenen Woche die Kurse. Die Kryptowährungen blieben derweil unter Druck, obwohl El Salvador den Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt hat.

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Die Kursbewegungen der vergangenen Woche erscheinen insofern merkwürdig, da am Donnerstag erschreckende Inflationsdaten aus den USA veröffentlicht wurden: Im Mai kletterte die Teuerungsrate auf 5,0 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit August 2008. Damit liegt die Inflationsrate in den USA inzwischen sehr deutlich über dem Ziel der Notenbank Fed von zwei Prozent. Bisher betont die Fed, dass die anziehende Teuerung vor allem auf temporäre Effekte zurückzuführen sei. Zudem will die Fed für eine gewisse Zeit auch eine höhere Inflation akzeptieren. Seit einer Veränderung der strategischen Ausrichtung der Geldpolitik im vergangenen Jahr gilt das Inflationsziel nur noch "mittelfristig". Trotzdem: Der Druck auf die Notenbanken, sich Gedanken über einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu machen, wird zunehmen. Denn noch immer pumpt die Fed jeden Monat 120 Milliarden Dollar über ihr QE-Programm in die Märkte. Wann werden die Käufe von Anleihen und Hypothekenpapieren zurückgefahren? Gut möglich, dass der Fed-Zinsentscheid in der kommenden Woche am Mittwochabend deutscher Zeit neue Erkenntnisse liefert. Vorerst aber dürfte die Notenbank an ihrer Geldpolitik nichts ändern.

Die EZB hat unterdessen ihren Zinsentscheid bereits hinter sich und bleibt vorerst ebenfalls weiter auf dem Gaspedal. Die EZB sieht vorerst keinen Grund, etwas an ihrer ultralockeren Geldpolitik zu verändern. Auch im dritten Quartal sollen die Anleihenkäufe im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP "deutlich höher" als zu Jahresbeginn ausfallen, wie die Notenbank im Rahmen ihres Zinsentscheids am Donnerstag mitteilte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte auf der Pressekonferenz außerdem, dass Diskussionen über einen Ausstieg aus dem Pandemiekaufprogramm verfrüht seien. Den jüngsten Inflationsanstieg betrachtet die EZB weiter als "vorübergehend" und rechnet mit einem Rückgang der Inflation Anfang 2022. Die Wirtschaft sieht die EZB auf einem guten Weg, der Ausblick habe sich in den vergangenen drei Monaten deutlich aufgehellt.

Gegenwind droht den US-Internetgiganten: Nachdem sich die G7 auf eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent verständigt haben, wird im US-Repräsentantenhaus ein Gesetzentwurf erwogen, der große Plattformbetreiber wie Amazon dazu zwingen könnte, sich in zwei Unternehmen aufzuspalten oder signifikante Teile ihres Geschäfts zu verkaufen. Dies berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag. Der Gesetzentwurf, der sowohl von Abgeordneten der Demokraten wie der Republikaner unterstützt wird, würde es künftig verbieten, dass der Betreiber einer großen Internetplattform gleichzeitig noch andere Geschäfte verfolgt, wenn diese zu möglichen Interessenkonflikten führen. Im Falle von Amazon könnte der Interessenkonflikt darin bestehen, dass Amazon einerseits die Plattform betreibt, andererseits aber auch eigene Produkte herstellt und über die eigene Plattform vertreibt, während diese zugleich Produkte von Drittanbietern offeriert. Um Gesetzeskraft zu erlangen müsste der Gesetzentwurf sowohl das Repräsentantenhaus als auch den Senat passieren. Im Senat wäre er auf signifikante Unterstützung der Republikaner angewiesen, die einem solchen Gesetz aber überwiegend skeptisch gegenüberstehen dürften. Da aber gleichzeitig noch einige andere Gesetzentwürfe zur Regulierung der Technologiegiganten die Runde machen, bestehen durchaus politische Risiken für die US-Internetgiganten.

Auf eine erhöhte Volatilität sollten sich Anleger wohl am kommenden Freitag gefasst machen: Am sogenannten großen Verfallstag laufen an den Terminmärkten Futures und Optionen auf Aktienindizes und Einzelaktien aus. Dies kann zeitweise zu größeren Bewegungen führen, weil Marktteilnehmer von alten auf neue Kontrakte wechseln und weil große Marktteilnehmer versucht sein könnten, den Kurs vor dem Verfall in eine für sie günstige Richtung zu lenken.

Ein großes Thema in der kommenden Woche werden wohl auch wieder Meme-Aktien sein. In der vergangenen Woche gab es auffällige Kursbewegungen bei Windeln.de und zahlreichen anderen illiquiden Nebenwerten. Was der Chef von Windeln.de zu den auffälligen Kursbewegungen der Aktie sagt, lesen sie hier: Windeln.de: Was sagt das Unternehmen zu den Kursturbulenzen? Neulinge am Markt sollten gewarnt sein: Es ist in Europa streng verboten, zum Beispiel durch abgesprochene Kaufaufträge Kurse in eine bestimmte Richtung bewegen zu wollen!

windeln.de-Aktie
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Unternehmenstermine

Wichtige Unternehmenstermine sind in der kommenden Woche weiter Mangelware.

Quartalszahlen werden von Oracle (Dienstag) sowie Kroger und Adobe (Donnerstag) vorgelegt.

Hauptversammlungen finden am Dienstag bei Evotec, Hawesko, Teamviewer und Bechtle statt, am Mittwoch bei Delivery Hero, Sixt, SLM Solutions, Sto und Süss Microtec, am Donnerstag bei Home24, SNP, Bijou Brigitte und Varta sowie am Freitag bei Deutsche EuroShop und Freenet.

Bei den deutschen Autobauern könnten die Pkw-Neuzulassungen in Europa am Donnerstag für Bewegung sorgen.

Am Freitag nach Handelsende werden unterdessen die bereits angekündigten Änderungen in MDAX und SDAX wirksam. So steigt etwa der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto 1 in den MDAX auf und ersetzt dort Siltronic.

Am Montag veröffentlicht der Flughafenbetreiber Fraport seine aktuellen Verkehrszahlen.


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Wichtige Konjunkturdaten

An wichtigen makroökonomischen Terminen dürfte der Fed-Zinsentscheid am Mittwoch (siehe oben) alles dominieren.

Am Montag werden zudem Daten zur Industrieproduktion in der Eurozone, am Dienstag endgültige Inflationsdaten aus Deutschland sowie Erzeugerpreise und der Einzelhandelsumsatz in den USA veröffentlicht. Am Mittwoch werden Daten zur chinesischen Industrieproduktion veröffentlicht, während am Donnerstag mit dem Philadelphia-Fed-Index einer der wichtigsten regionalen Frühindikatoren in den USA zur Veröffentlichung ansteht.

Montag, 14.06.2021

00:00 – Deutschland: Bundeswirtschaftsministerium, Monatsbericht Juni
06:30 – Japan: Industrieproduktion April (endgültig) m/m
08:30 – Schweiz:Erzeuger- und Importpreise Mai m/m
11:00 – Eurozone: Industrieproduktion April m/m
14:30 – Kanada: Industrieumsatz April m/m
15:30 – Großbritannien: CB Index der Frühindikatoren April m/m
15:45 – Eurozone: Volumen der EZB-Käufe von Staatsanleihen, Pfandbriefen und ABS

Dienstag, 15.06.2021

00:45 – Neuseeland: Nahrungsmittelpreise Mai m/m
03:30 – Australien: Protokoll der geldpolitischen Notenbanksitzung
03:30 – Australien: Hauspreisindex Q1 q/q
06:30 – Japan: Dienstleistungssektorindex April m/m
08:00 – Deutschland: Verbraucherpreise Mai (endgültig) y/y
08:00 – Großbritannien: Arbeitslosengeldbezieher Mai m/m in Tsd
08:00 – Großbritannien: Arbeitslosenquote April (3-Monatsdurchschnitt)
08:00 – Großbritannien: Durchschnittsverdienst-Index in den drei Monaten per April y/y
08:00 – Deutschland: Baugenehmigungen April y/y
08:00 – Deutschland: Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe, April
08:45 – Frankreich: Verbraucherpreise Mai (endgültig) m/m
09:00 – Schweiz:SECO-Konjunkturprognose
11:00 – Eurozone: Handelsbilanzsaldo April (saisonbereinigt) in Mrd €
14:15 – Kanada: Baubeginne Mai in Tsd
14:30 – USA: Erzeugerpreise Mai m/m (!)
14:30 – USA: Einzelhandelsumsatz Mai m/m (!)
14:30 – USA: Empire State Manufacturing Index Juni
14:55 – USA: Redbook Einzelhandelsumsätze Vorwoche m/m
15:15 – USA: Kapazitätsauslastung Mai
15:15 – USA: Industrieproduktion Mai m/m
16:00 – USA: Lagerbestände April m/m
16:00 – USA: NAHB-Hausmarktindex Juni
22:00 – USA: Nettokapitalzuflüsse April in Mrd US$
22:30 – USA: API Öl-Lagerbestände in Mio Barrel

Mittwoch, 16.06.2021

00:00 – Schweiz:Gipfeltreffen von US-Präsident Biden und Russlands Präsident Putin, Genf
00:45 – Neuseeland: Leistungsbilanzsaldo Q1 in Mrd NZ$
01:50 – Japan: Maschinenaufträge (Kernrate) April m/m
01:50 – Japan: Handelsbilanzsaldo Mai (saisonbereinigt) in Mrd ¥
02:30 – Australien: MI Index der Frühindikatoren April m/m
04:00 – China: Anlageinvestitionen Mai ytd/y
04:00 – China: Industrieproduktion Mai y/y
04:00 – China: Einzelhandelsumsatz Mai y/y
04:00 – China: Arbeitslosenquote im Mai
08:00 – Großbritannien: Verbraucherpreise Mai y/y
08:00 – Großbritannien: Erzeugerpreise (Input) Mai m/m
08:00 – Großbritannien: Erzeugerpreise (Output) Mai m/m
08:00 – Großbritannien: Einzelhandelspreise Mai y/y
10:00 – Deutschland: ifo Institut, Konjunkturprognose
10:30 – Großbritannien: Hauspreisindex April y/y
13:00 – USA: MBA-Hypothekenanträge Vorwoche w/w
14:30 – USA: Importpreise Mai m/m
14:30 – USA: Baugenehmigungen Mai (annualisiert) in Tsd
14:30 – USA: Baubeginne Mai (annualisiert) in Tsd
14:30 – Kanada: Verbraucherpreise Mai m/m
14:30 – Kanada: Großhandelsumsatz April m/m
16:30 – USA: Rohöllagerbestände in Mio Barrel w/w
20:00 – USA: Fed-Zinsentscheid (!)
20:00 – USA: Fed-Projektionen zu Zinsen, Wachstum, Inflation und Arbeitslosenquote
20:30 – USA: Fed-Pressekonferenz (!)

Donnerstag, 17.06.2021

00:00 – EU: Treffen der Eurogruppe, Luxemburg
00:45 – Neuseeland: BIP Q1 q/q
03:30 – Australien: Arbeitslosenquote Mai
03:30 – Australien: Erwerbstätigenzahl Mai m/m in Tsd
03:30 – Australien: RBA-Quartalsbericht
06:30 – Schweiz:SNB Finanzstabilitätsbericht
08:00 – Schweiz:Handelsbilanzsaldo Mai in Mrd CHF
08:00 – Deutschland: Verarbeitendes Gewerbe - Auftragsbestand und -reichweite, April
08:00 – EU: Acea, Pkw-Neuzulassungen Mai
09:30 – Schweiz:SNB-Zinsentscheid
10:00 – Italien: Handelsbilanzsaldo April in Mrd €
11:00 – Eurozone: Verbraucherpreise Mai (endgültig) y/y
14:30 – USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche in Tsd
14:30 – USA: Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche in Mio
14:30 – Kanada: Wertpapierkäufe von ausländischen Investoren April in Mrd CA$
14:30 – USA: Philadelphia-Fed-Index Juni (!)
14:30 – Kanada: ADP-Beschäftigtenzahl ex Agrar Mai m/m in Tsd
16:00 – USA: Index der Frühindikatoren Mai m/m
16:30 – USA: DoE Erdgas-Lagerhaltung in BCF

Freitag, 18.06.2021

00:00 – Japan: Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidungen
00:00 – EU: Treffen Rat der Finanz- und Wirtschaftsminister, Luxemburg
01:30 – Japan: Verbraucherpreise (Kernrate) Mai y/y
08:00 – Großbritannien: Einzelhandelsumsatz Mai m/m
08:00 – Deutschland: Erzeugerpreise Mai m/m
10:00 – Eurozone: EZB-Leistungsbilanzsaldo April (saisonbereinigt) in Mrd €
10:30 – Großbritannien: Inflationserwartungen der Verbraucher
21:30 – USA: Commitments of Traders (COT) Report

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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