Kommentar
18:25 Uhr, 15.08.2008

Wirtschaftsdaten: Zwiespältige Signale...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Die deutschen Großhandelspreise sind im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,4 % gestiegen nach +0,9 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 9,9 % geklettert nach zuvor +8,9 %.

Dienstag:

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Juni ein Defizit in Höhe von 56,8 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich von 59,0 bis 51,9 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 59,8 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 59,8 Mrd. US-Dollar revidiert.

Das US-amerikanische Haushaltsdefizit liegt im Juli bei 102,8 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von etwa 69 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Defizit in den Vereinigten Staaten bei 36,4 Mrd. US-Dollar gelegen.

Unser Kommentar:

Von wegen die Krise ist überstanden: Das Haushaltsdefizit in den USA nimmt langsam groteske Formen an. Warum der Dollar trotzdem steigt, ist schwer zu begreifen. Kostolany hatte offensichtlich doch Recht: „An der Börse ist alles möglich: Sogar das, was logisch ist!“.

Mittwoch:

Der Wirtschaftsklimaindikator der Eurozone für das dritte Quartal ist auf 61,9 zurückgegangen von noch 81,4 im ersten Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Wirtschaftsklimaindex bei 111,9 gestanden. Der Index für die aktuelle Lage notiert bei 84,1 nach noch 100,9 im Vorquartal. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Indikator noch bei 138,3 notiert. Der Indikator für die Erwartungen gibt auf 43,4 nach, verglichen mit 55,8 im ersten Quartal 2008. Im entsprechenden Quartal vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 89,9. Die aktuelle Veröffentlichung setzt den Abwärtstrend der letzten Quartale weiter fort.

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im Juni unverändert geblieben. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 1,8 % (revidiert von -1,9 %) gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 0,5 % abgenommen nach zuvor -0,4 %.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im Juli um 0,1 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Umsatzanstieg im Bereich von 0,4 bis 0,5 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um +0,1 % geklettert.

Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA um 0,4 % gestiegen. Gerechnet wurde mit einem Bereich von +0,6 bis +0,7 %. Einen Monat zuvor war noch ein Anstieg um 0,8 % zu verzeichnen gewesen.

Unser Kommentar:

Die US-Einzelhandelsumsätze sinken im Juli um 0,1 Prozent, Analysten hatten mit plus 0,4 bis 0,5 Prozent gerechnet. Bedenklich: Die Autoverkäufe sind im Jahresvergleich um mehr als 10,5 Prozent eingebrochen. Ohne Autos stiegen die Umsätze um 0,4 Prozent nach plus 0,9 Prozent im Juni. Es ist bereits der fünfte Monat in Folge mit sinkender Tendenz im US-Einzelhandel. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend verfestigt.

Die US-amerikanischen Importpreise sind im Juli um 4,0 % gestiegen nach zuletzt +8,9 %.
Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,9 % geklettert nach zuvor +0,9 %.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im Juli insgesamt um 6,7 % gestiegen nach zuvor +2,4 %. Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,8% geklettert nach zuletzt +0,9.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im Juni um 0,7 % gewachsen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,5 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 360.000 Barrel gefallen, nach zuvor +1,7 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal zum Vorquartal saison-, preis- und kalenderbereinigt um 0,5 % gefallen nach +1,3 % im Quartal zuvor. Zum zweiten Quartal des Vorjahres kletterte das BIP um 3,1 %, kalenderbereinigt lag die Zuwachsrate bei 1,7 %.

Die Verbraucherpreise sind im Juli in Deutschland zum Vormonat um 0,6 % geklettert nach zuletzt +0,3 %. Die Jahresteuerung liegt bei 3,3 % und damit auf unverändertem Niveau.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im Mai gegenüber dem Vorjahr um 3,5 % erhöht. Im Monatsvergleich kletterte der harmonisierte Index um 0,7 %. Auf mittlere Sicht bestehen weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität, heißt es im Monatsbericht der EZB. Das reale BIP-Wachstum schwäche sich um die Jahresmitte hin ab.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im Juli bei 4,0 %. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate ebenfalls bei 4,0 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 1,8 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit -0,2 % angegeben.

Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone ist gemäß der ersten offiziellen Vorabschätzung im zweiten Quartal um 0,2 % gefallen nach +0,7 % im vorangegangenen Quartal. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 1,5 % nach 2,1 % im Quartal zuvor.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im Juli um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 bis 0,4 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 1,1 % geklettert. Die Kernrate ist in den USA um 0,3 % gestiegen. Gerechnet worden war mit einem Plus im Bereich 0,2 %. Im Vormonat hatte die Kernrate um 0,3 % zugelegt.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 450.000 gefallen. Erwartet wurden 435.000 neue Anträge nach zuvor 460.000 (revidiert von 455.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 50 Bcf auf 2.567 Bcf gestiegen. Im Vorjahr hatten sie bei 2.897 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Die Zahl der Erstanträge weist weiterhin auf eine Rezession in den USA hin. Mittlerweile ist auf der Vier-Monats-Durchschnitt über die Marke von 440.000 Anträgen geklettert. Es ist der höchste Stand seit April 2002.

Der unerwartet starke Anstieg der US-Verbraucherpreise ist bedenklich. Diese waren im Juli mit 0,8 Prozent doppelt so stark gestiegen wie von Experten erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise sogar um 5,6 Prozent, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Die Teuerungsrate ist damit auf dem höchsten Stand seit 1991. Größte Preistreiber waren Öl und Lebensmittel. Der plötzlich wieder erstarkte Dollar dürfte sich hier allerdings schon bald auswirken und dämpfend auf die Preise einwirken.
Freitag:
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Bereich des verarbeitenden Gewerbes insgesamt im Juni um 2,7 % auf 5,4 Mio. gestiegen. Gleichzeitig wurden 5,2 % mehr, nämlich insgesamt 712 Mio., Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte stiegen im selben Zeitraum um 2,4 % auf 19,7 Mrd. Euro.

Verfall und letzter Handelstag für Optionen der STOXX-Familie mit Laufzeit August 2008. Verfall und letzter Handelstag für die an der Eurex gehandelten DAX-Optionen (ODAX) mit Laufzeit August 2008

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im August bei 2,8. Im Vormonat hatte er noch bei -4,9 gestanden. Erwartet wurde der August im Bereich um -5,0.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im Juli bei 79,9 %. Im Monat zuvor hatte sie bei 78.8 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 79.9 % leicht nach unten revidiert. Die Erwartungen für den Juli-Wert hatten im Bereich von 79,8 bis 79,9 % gelegen.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im Juli um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein leichter Anstieg im Bereich +/-0,0 bis +0,1 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 0,4 % geklettert. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von +0,5 % nach unten revidiert.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im August bei 61,7. Erwartet wurde er im Bereich 62,0 bis 63,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 61,2 notiert.

Unser Kommentar:

Zwiespältige Signale zum Wochenende: Der August-Wert des New York Empire State Index stieg unerwartet auf 2,8 Zähler von minus 4,9 Punkten im Vormonat. Es ist der höchste Wert seit Januar. Analysten hatten im Schnitt mit minus 4,4 Punkten gerechnet. Regionaler Konjunkturbericht der Notenbank des Distriktes New York gibt wichtige Hinweise auf die konjunkturelle Verfassung der gesamten Volkswirtschaft in den USA.
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Weniger positiv das Bild bei den Konsumenten: Zwar hellte sich das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im August leicht auf, fallende Spritpreise dürfte hier eine wichtige Rolle gespielt haben. Der entsprechende Index war von 61,2 Punkten im Vormonat auf 61,7 Punkte gestiegen. Volkswirte hatten allerdings mit einem Anstieg auf 62,0 Punkte gerechnet.

Allerdings schätzen die Verbraucher die gegenwärtige Lage deutlich schlechter ein als noch vor einem Monat. Der Wert fiel auf 69,3 Punkte und damit auf den zweittiefsten Stand seit 1980. Offenbar ist den Verbrauchern längst klar, dass es in den USA eine Rezession geben wird. Klar ist aber auch, dass von diesem Pessimismus an der Börse bereits ein Großteil vorweggenommen wurde.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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