Kommentar
01:51 Uhr, 02.08.2008

Wirtschaftsdaten: Rezession auf dem Tiefpunkt?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Der für August vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 2,1 Punkten nach revidierten 3,6 Punkten (revidiert von 3,9) im Vormonat. Erwartet wurde ein Stand von 3,5 Punkten. Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 15,5 Punkte auf -8 Zähler zurückgegangen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei 20 Punkten und damit 12,8 Zähler unter dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war dagegen moderat rückläufig mit -2,5 Zähler und steht jetzt bei -26,2 Punkten.

Unser Kommentar:

Zunächst hatte sich das Ifo-Geschäftsklima im Juli merklich abgekühlt und damit signalisiert, dass der konjunkturelle Aufschwung an Schwung verliert. Jetzt zeigt auch das Gfk-Konsumklima eine deutliche Abkühlung. In ihrem Ausblick geht die Nürnberger GfK davon aus, dass sich die Stimmung der Bundesbürger im August noch weiter eintrüben wird. Da die Konsumenten sowohl mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung als auch bei der weiteren Entwicklung ihrer Einkommen eher pessimistisch gestimmt sind, prognostizieren die Konjunkturforscher, dass der Konsumklima-Index im August auf 2,1 Punkte sinken wird. Es ist der niedrigste Wert seit Juni 2003. Wegen steigender Energiekosten fürchten die Verbraucher um ihre Kaufkraft. Allerdings signalisiert der aktuell sinkende Ölpreis kurzfristige Entlastung.

Dienstag:

Der US-amerikanische Vertrauensindex notiert im Juli bei 51,9. Erwartet wurde er im Bereich 50,0. Im Vormonat hatte er bei 51 notiert. Damit wurde die ursprüngliche Veröffentlichung von 50,4 nach oben revidiert.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im Juli bei -0,21 Punkte.

Die Verbraucherpreise im Bereich der OECD sind im Juni binnen Jahresfrist um 4,4 % gestiegen. Im Vormonat hatte die Jahresrate bei 3,9 % gelegen. Auf Monatssicht lag die Teuerung im Berichtsmonat bei 0,6 % nach 0,7 % im Monat zuvor. In der Eurozone lag die Teuerung bei 4,0 %. Die Kernrate (Preise ohne Lebensmittel und Energie) ist in den OECD Ländern mit 2,2 % zum Vorjahr geklettert nach zuletzt noch 2,1 %.

Unser Kommentar:

Der Vertrauensindex in den USA ist überraschend gestiegen – wenn auch von niedrigem Niveau. Sollten die Ölpreise jetzt seitwärts tendieren, könnte dies die Kauflaune der US-Bürger wieder beleben.

Mittwoch:
Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 81.000 Barrel gefallen, nach
zuvor -1,6 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,5 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,9 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten erneut um 2,4 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor schon +2,4 Mio. Barrel.

Donnerstag:
Der deutsche Großhandelsumsatz ist im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 10,0 % gestiegen, real gleichzeitig um 2,6 % geklettert nach zuvor +6,1 % bzw. -0,8 %. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels nominal um 0,6 % gefallen, real hat er um 1,5 % verloren, nach -0,7 % bzw. -0,9 % im Vormonat.

Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland liegt im Juni in Deutschland gemäß der ILO-Arbeitsmarktstatistik bei 40,20 Mio. und damit um 1,4 % über dem Vorjahresniveau. Zum Vormonat kletterte die Zahl der Erwerbstätigen um 0,1 % nach +0,3 % im Vormonat.

Die Zahl der Erwerbslosen lag im Juni saisonbereinigt bei 3,17 Mio. und damit 1,2 % unter dem Mai-Stand von 3,21 Mio. Im Juni 2007 waren es noch 3,62 Mio. gewesen, ein Rückgang somit um 12,6 %. Die Erwerbslosenquote für Juni liegt bei 7,3 % nach noch 7,4 % im Mai bzw. 8,4 % im Vorjahresmonat.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im Juli saisonbereinigt um 20.000 gestiegen, ohne Bereinigung steigt die Zahl um rund 50.000 auf 3,210 Mio.. Das sind 505.383 weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt demnach im Mai auf 7,7 %. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,9 % gelegen. Nach Angaben von Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt weiterhin grundsätzlich positiv, verläuft jedoch weniger dynamisch als noch vor einem Jahr.

Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone bleibt im Juli bei 7,3 %. Ein Jahr zuvor hätte sie noch 7,4 % betragen.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Juli geht von einer Jahresteuerung von 4,1 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 4,0 % gelegen.

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt ist nach erster offizieller Schätzung im zweiten Quartal um 1,9 % gestiegen . Erwartet wurde ein Anstieg bis 2,4 %.

Die persönlichen Ausgaben für den Konsum ("Personal Consumption Expenditures", PCE) sind laut erster öffentlicher Schätzung in der Jahresrate konstant bei 0,7 % nach 0,7 % im Quartal zuvor geblieben. Der Chain Deflator hat um 1,1 % abgenommen. Gerechnet wurde mit einem Plus bis 2,4 % nach zuvor 2,4 % (revidiert von 2,7 %).

Der US-amerikanische Arbeitskostenindex ist im zweiten Quartal um 0,7 % gestiegen nach zuvor 0,7 %. Gerechnet worden war mit einem erneuten Anstieg in Höhe von 0,7 %.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 448.000 gestiegen. Erwartet wurden 395.000 neue Anträge nach zuvor 404.000 (revidiert von 406.000). Unser Kommentar: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA wieder über die kritische Marke von 400.000 Anträgen geklettert. Mit 448.000 hat der Wert überraschend stark zugelegt. Das könnte bedeuten, dass der Höhepunkt der Flaute bereits erreicht wurde.

Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex notiert im Juli bei 50,8. Erwartet wurde er im Bereich 49 bis 50,1. Im Vormonat hatte der Index noch bei 49,6 gestanden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 65 Bcf auf 2.461 Bcf gestiegen. Im Vorjahr hatten sie bei 2.818 Bcf gelegen.

Freitag:

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im Juni gegenüber dem Vorjahr nominal um 1,2 % gefallen nach zuvor +3,8 % (revidiert von +3,5 %),real war ein Rückgang um 3,9 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch +1,0 % (revidiert von +0,7 %).

Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 1,4 % gesunken nach zuletzt noch +0,9 %, real um ebenfalls 1,4 % zurückgegangen nach +0,5 % im Vormonat.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für Juli notiert bei 50,9. Erwartet wurde der deutsche Index mit eben diesem Stand. Das Vormonatsniveau hatte bei 52,6 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im Juli bei 47,4. Damit wurde die erste Veröffentlichung von 47,5 nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index bei 49,2 notiert.

Die Sparraten der privaten Haushalte sind in der EU im ersten Quartal 2008 auf 13,7 % gefallen. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum noch bei 13,8 % gelegen. Im Bereich aller EU-Mitglieder lag die Sparrate bei 10 % verglichen mit 10,7 % im vorangegangenen Quartal. Seit dem zweiten Quartal 2006 streben die Trends in der Eurozone und in der gesamten EU auseinander. Während im Bereich des Euro ein Aufwärtstrend bei den Sparraten zu verzeichnen war, fiel die Quote im Bereich aller Mitgliedsstaaten kontinuierlich zurück.

Die Investitionsrate der Unternehmen lag in der Eurozone bei 22,9 % und damit unter dem Stand von 23,1 % aus dem vierten Quartal 2007. Im Bereich der EU27 sank die Rate gleichzeitig auf 23,2 % von 23,3 %. Hier laufen die Trends für die Eurozone und die EU27 im Gleichklang, nach einem steten Aufwärtstrend seit Anfang 2005 wurde nun erstmals wieder sinkende Quoten verzeichnet.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Juli um 51.000 zurückgegangen . Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 40.000 bis 75.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von 51.000 auf nun 62.000 revidiert.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Juli bei 5,7 %. Erwartet wurde die Quote mit 5,6 bis 5,7 % nach 5,5 % im Vormonat.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Juli 0,3 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,3 % geklettert.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im Juli bei 33,6. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden. Der US-amerikanische ISM Index notiert im Juli bei 50,0 %. Erwartet wurde er im Bereich 49,2 bis 50,5 %. Im Vormonat hatte der Index noch bei 50,2 % notiert.Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Juni um 0,4 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,3 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA mit 0,0 % stabil geblieben. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,4 % nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Die Arbeitslosenrate in den USA ist mit 5,7 Prozent auf den höchsten Stand seit vier Jahren geklettert. In der Vergangenheit waren solche Quoten sichere Anzeichen für eine Rezession. Kein Wunder also, dass auch die Kurse am Freitag Verluste verbuchen mussten. Doch bekannt ist auch, dass die Aktienkurse bereits auf dem Höhepunkt der Rezession wieder anfangen zu steigen...
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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