Kommentar
00:58 Uhr, 19.07.2008

Wirtschaftsdaten: Je mehr Angst...desto besser!

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Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.
Montag:
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Mai um 2,8 % auf 5,347 Mio. gestiegen. Gleichzeitig wurden 1,3 % weniger, nämlich insgesamt 669 Mio., Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte stiegen im selben Zeitraum um 4,0 % auf 19,528 Mrd. Euro.

Die Industrieproduktion in der Euro Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im Mai um 1,9 % gesunken. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 %. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 1,0 % (revidiert von +0,9 %) gestiegen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 0,6 % abgenommen nach zuvor +4,0 %. Damit wurde der für April veröffentlichte Anstieg von 3,9 % leicht nach oben revidiert.

Dienstag:

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Juli bei -63,9. Erwartet wurde der Index mit -55,0 bis -57,0. Im Monat zuvor hatte er noch bei -52,4 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 28,8 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf 17,0 Zähler verringert von noch 37,6 im Monat zuvor.

Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verschlechterte sich zum Vormonat um 11,0 Zähler und notiert im Berichtsmonat bei nun -63,7 Punkten. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 11,2 Zähler auf nunmehr -3,3 Punkte.

Unser Kommentar:

Die Stimmung ist so schlecht wie lange nicht. Ähnlich katastrophale Werte wurden beim ZEW-Indikator zuletzt im Jahr 1992 gemessen. Selbst auf dem Höhepunkt der Baisse im Jahr 2003 waren die Experten im Vergleich zu heute optimistisch. Aus antizyklischer Sicht ist das erfreulich: Bei so viel Pessimismus dürften die Aktienkurse steigen...

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im Juni um 1,8 % gestiegen. Erwartet wurde eine Veröffentlichung im Bereich von 1,3 bis 1,4 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 1,4 % geklettert.

Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein Bereich um 0,3 % nach zuletzt noch 0,2 %.

Unser Kommentar:

Weiterhin keine Entwarnung an der Inflations-Front. Der starke Anstieg der Erzeugerpreise ist en Indiz dafür, dass Zinsanhebungen in den USA mittelfristig kein Tabu sein dürften. Aber damit ist wohl erst nach den Wahlen im November zu rechnen. Bis dahin dürfte sich die Fed auf „verbale Zinsanhebungen“beschränken.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im Juni um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurde ein Umsatzanstieg im Bereich 0,4 bis 0,5 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,8 % geklettert. Damit war der Vormonatsanstieg von zunächst veröffentlichten +1,0 % nach unten revidiert worden. Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA um 0,8 % gestiegen. Gerechnet wurde mit einem Bereich von +0,9 % bis +1,0 %. Einen Monat zuvor war noch ein Anstieg um 1,2 % zu verzeichnen gewesen.

Unser Kommentar:

Trotz der desolaten Verfassung an den Märkten sind die Einzelhandelsumsätze in den USA leicht gestiegen. Das ist erstaunlich, weil es zeigt, dass die Verbraucher in den USA immer noch ganz ordentlich Geld ausgeben.

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im Juli bei -4,9. Im Vormonat hatte er noch bei -8,7 gestanden. Erwartet wurde der Juli im Bereich -5,0 bis -8,0.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im Mai um 0,3 % gewachsen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,5 %. Die Umsätze sind gleichzeitig um 0,8 % gestiegen.

Mittwoch:

Die Verbraucherpreise sind in Deutschland zum Vormonat um 0,3 % geklettert nach zuletzt +0,6 %. Die Jahresteuerung liegt bei 3,3 % und ist damit von zuletzt 3,0 % weiter nach oben gegangen. Damit liegt die Jahresteuerung im Juni auf dem höchsten Niveau seit Dezember 1993 als sie bei 4,2 % gelegen hatte. Mit den aktuellen Zahlen wurde die offizielle Erstschätzung aus sechs Bundesländern bestätigt.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im Juni gegenüber dem Vorjahr um 3,4 % erhöht. Im Monatsvergleich kletterte der harmonisierte Index um 0,4 %. Die Schätzung vom 27. Juni 2008 wurde damit bestätigt.

Unser Kommentar:

Wegen wachsender Inflationsgefahren hatte die Europäsche Zentralbank den Leitzins erst kürzlich auf 4,25 Prozent angehoben. Die höchste Jahresteuerung seit 1993 lässt den Schluss zu, dass dies noch nicht der letzte Zinsschritt gewesen ist...

Die Kfz-Neuzulassungen sind im Bereich der EU und der EFTA im Juni verglichen mit dem Vorjahr um 7,9 % zurückgegangen nach schon -7,8 % im Vormonat und +9,6 % im Monat davor. Im Vergleich Januar bis Juni mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Neuzulassungen bei den Pkws um 2,2 % gesunken.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im Juni bei 4,0 %. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate noch bei 3,7 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 1,9 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit +0,4 % angegeben, nach zuvor verkündeten +0,6 %.

Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 4,3 % nach 4,0 % im Vormonat und 2,1 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationrate EU weit ebenfalls bei 0,4 %.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im Juni um 1,1 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,7 bis 0,8 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 0,6 % geklettert. Auf das Jahr gesehen kletterten die US Verbraucherpreise um 5,0 %. Gerechnet wurde allerdings nur mit einer Jahresinflation in Höhe von 4,6 %.

Die Kernrate ist in den USA um 0,3 % gestiegen. Die Erwartungen hatten hier bei +0,2 % gelegen, entsprechend auch dem Anstieg im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +2,4 % geklettert, bei erwarteten plus 2,3 %.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im Juni um 0,5 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,0 bis 0,2 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 0,2 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert bestätigt.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im Juni bei 79,9 %. Erwartet worden waren 79,4 %. Im Monat zuvor hatte sie bei 79,6 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 79,4 % nach oben revidiert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 3,0 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor -5,9 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,4 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 0,8 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 3,2 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +1,8 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Mai um 0,2 % gestiegen. Die Produktion des Vormonats wurde von -0,8 % auf nun -0,6 % nach oben revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 1,1 % gesunken nach zuletzt -1,7 % (revidiert von -2,4 %).

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im Juni bei 1,091 Mio.. Erwartet wurden 965.000 bis 980.000. Im Monat davor waren es 978.000 gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 969.000 nach oben revidiert.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im Juni bei 1,066 Mio. und ist damit um 9,1 % gestiegen. Erwartet wurden jedoch nur 960.000 bis 985.000 nach noch 977.000 im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 975.000 leicht nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Wohnbaubeginne und Wohnbaugenehmigungen haben in den USA erstaunlich stark zugelegt. Sollte sich dieser Trend in den kommenden Wochen bestätigen, womöglich im Einklang mit einem fallenden Ölpreis, könnte dies die Börsen beflügeln: Anleger würden darauf spekulieren, dass die Zinsen weiterhin niedrig bleiben könnten und die Immobilienkrise ausgestanden ist. Das muss man beobachten...

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 366.000 gestiegen. Erwartet wurden 376.000 bis 380.000 neue Anträge nach zuvor 348.000 (revidiert von 346.000).

Der Philly Fed Index notiert im Juli bei -16,3. Erwartet wurde er im Bereich -15,0 bis -15,2. Im Vormonat hatte er bei -17,1 gestanden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 104 Bcf auf 2.312 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 90 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.673 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Seit zwei Wochen korrigieren die Preise für US-Erdgas sehr heftig. Die gestiegenen Erdgasvorräte dürften weiteres Öl ins Feuer gießen. Antizyklisch agierende Anleger sollten die weitere Entwicklung genau beobachten. Hier dürfte sich bald wieder eine hervorragende Einstiegsgelegenheit bieten. Im Vergleich mit Erdöl ist Erdgas nach wie vor stark unterbewertet.

Freitag:
Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juni zum Vormonat um 0,9 % gestiegen. Einen Monat zuvor waren sie um 1,0 % geklettert. Im Jahresvergleich verteuerten sich die Preise der Erzeuger in Deutschland um 6,7 % nach +6,0 % im Monat zuvor. Gerechnet worden war mit einem Anstieg um 6,6 %.

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für Mai ein Defizit in Höhe von 4,6 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Überschuss in Höhe von 1,7 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Plus des Vormonats wurde auf 2,5 Mrd Euro revidiert von zuvor veröffentlichten 2,3 Mrd. Euro. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 3,4 % gestiegen , die Einfuhren um 1,3 % geschrumpft.

Verfall und letzter Handelstag für Optionen der STOXX-Familie mit Laufzeit Juli 2008, Verfall und letzter Handelstag für die an der Eurex gehandelten DAX-Optionen (ODAX) mit Laufzeit Juli 2008.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die kürzlich erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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