Analyse
07:19 Uhr, 22.06.2020

WIRECARD - Treuhandkonten existierten anscheinend nicht

Am Wochenende hat der Wirecard-Krimi noch an Dramatik gewonnen. Der neue Vorstand veröffentlichte heute Nacht eine AdHoc-Meldung, nach der man als Aktionär nur schreiend davon laufen kann.

Erwähnte Instrumente

  • Wirecard AG
    ISIN: DE0007472060Kopiert
    Kursstand: 25,820 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Wirecard AG - WKN: 747206 - ISIN: DE0007472060 - Kurs: 25,820 € (XETRA)

Die Wirecard AG vereint nun derartige Risiken in sich, dass man den Aktien"mantel" meiner Meinung nach nur als verseucht bezeichnen kann.
Die kreditgebenden Banken mögen den Stecker aus Eigeninteresse wohl noch nicht ziehen. Aber wie das Unternehmen das nötige Vertrauen aufbauen kann, um Kundenbeziehungen zu halten (von Neugeschäft braucht man aktuell wohl kaum träumen), erscheint derzeit fast unvorstellbar.

Wirecard braucht aus meiner Sicht dringend einen neuen strategischen Investor, am besten aus der Finanzbranche, mit einwandfreiem Ruf. Aber wer tut sich das in dieser Situation an? Es ist ja denkbar, dass noch weitere Leichen im Keller lagern. Eine riesige Klagewelle kommt auf das Unternehmen zu. Alle Prognosen und Geschäftszahlen sind vermutlich Makulatur. Alles ist möglich in dieser Lage.

Die Aktie dürfte sich aus Fonds-Depots weiter verabschieden und den Weg ins Kollektiv-Eigentum der Zockergemeinde nun endgültig finden. Damit sind noch erratischere Bewegungen vorprogrammiert.

Aber immerhin: Die IT-Systeme der Gesellschaft arbeiten ohne Einschränkungen. Diesen Satz, der wohl beruhigen soll, packte Wirecard ans Ende der AdHoc...

Wirecard AG
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Wirecard AG: Stellungnahme des Vorstands zur aktuellen Lage des Unternehmens ^ DGAP-Ad-hoc: Wirecard AG / Schlagwort(e): Gewinnwarnung/Sonstiges Wirecard AG: Stellungnahme des Vorstands zur aktuellen Lage des Unternehmens 22.06.2020 / 02:48 CET/CEST Veröffentlichung einer Insiderinformation nach Artikel 17 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014, übermittelt durch DGAP - ein Service der EQS Group AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen. Die Gesellschaft ging bisher davon aus, dass diese Treuhandkonten im Zusammenhang mit dem sog. Drittpartnergeschäft (Third Party Acquiring) zugunsten der Gesellschaft bestehen und hatte sie entsprechend in der Rechnungslegung als Aktivposten ausgewiesen.

Vorstehendes führt auch dazu, dass die Gesellschaft die Annahmen über die Verlässlichkeit der Treuhandbeziehungen in Frage stellen muss. Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde.

Wirecard nimmt die Einschätzung (i) des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019 (Umsatz und operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)) vom 14. Februar 2020 (zuletzt bestätigt am 18. Juni 2020), (ii) des vorläufigen Ergebnisses des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2020 (Umsatz und EBITDA) vom 14. Mai 2020, (iii) der EBITDA Prognose für das Geschäftsjahr 2020 vom 6. November 2019 (zuletzt bestätigt am 14. Mai 2020) und (iv) der Vision 2025 zu Transaktionsvolumen, Umsatz und EBITDA vom 8. Oktober 2019 zurück. Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden. Wirecard steht weiterhin in konstruktiven Gesprächen mit seinen kreditgebenden Banken hinsichtlich der Fortführung der Kreditlinien und der weiteren Geschäftsbeziehung, inklusive hinsichtlich einer Ende Juni bevorstehenden Verlängerung der bestehenden Ziehung. Gemeinsam mit der renommierten und international tätigen Investmentbank Houlihan Lokey prüft die Gesellschaft Möglichkeiten für eine nachhaltige Finanzierungsstrategie des Unternehmens. Darüber hinaus prüft die Gesellschaft eine Reihe weiterer Maßnahmen um eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten, einschließlich Kostensenkungen sowie Umstrukturierungen, Veräußerung oder Einstellungen von Unternehmensteilen und Produktsegmenten.

Um Missverständisse zu vermeiden teilt die Gesellschaft mit, dass ihre IT Systeme ohne Einschränkungen weiterarbeiten.

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4 Kommentare

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  • puparo2
    puparo2

    @Stockhorn Unfassbar, stimme zu, aber warum in die Pleite schicken? Das Geschäftsmodell ist doch innovativ und funktioniert, eine Pleite als Bestrafung betrifft auch mehrere 1.000 Mitarbeiter, welche vermutlich in überwiegender Mehrheit nichts mit den üblen Machenschaften einiger weniger zu tun haben.

    Bestraft gehören die Verursacher. Und zwar so, dass zukünftige Nachahmer abgeschreckt sind.

    09:02 Uhr, 22.06.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ja absolut unfassbar für einen deutschen DAX-Konzern! Ein Viertel der Bilanzsumme, die sich in Luft auflöst. Wenn ich mich erinnere, wie Braun ausgerufen hat, als FT mit den ersten Vorwürfen kam. Heute ist es noch viel schlimmer. Kann man nur noch sagen, Braun for Prison! Nein, diesen Sauladen müsste man in die Pleite schicken!

    07:36 Uhr, 22.06.2020

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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