Kommentar
13:11 Uhr, 02.01.2015

Wir sind, was wir denken...

Wenn zum Jahreswechsel scheinbar bedeutende Prognosen herumgereicht werden, lohnt sich der Blick auf das Wesentliche...

Die ersten Tage eines jeden Jahres sind traditionell geprägt von zahlreichen Ausblicken und Jahresprognosen. Diese finden zwar reißenden Absatz, nützen aber trotzdem niemandem, weil sich zwölf Monate später regelmäßig herausstellt, dass alles ganz anders gekommen ist. Natürlich wird das auch in diesem Jahr so sein.

Deshalb machen wir traditionell an dieser Stelle keine Aussagen darüber, wo der DAX, das Öl, der Euro oder der Goldpreis am 31. Dezember 2015 notieren werden. Das Einzige was sich dazu mit Sicherheit feststellen lässt, ist die Tatsache, dass das heute niemand wissen kann.

Keine Glaskugel braucht man dagegen, um schon heute zu erkennen, dass wir vor Umbrüchen stehen, die unsere Welt auf den Kopf stellen werden. Einige Tendenzen sind inzwischen so unübersehbar, dass daraus größere Trends mit weit reichenden Konsequenzen werden dürften.

Dazu ein Blick nach Griechenland: Weil sie im Zuge der anstehenden Neuwahlen politische und wirtschaftliche Turbulenzen befürchten, bringen immer mehr Griechen ihr Geld in Sicherheit. Allein im Dezember sollen Sparer und Unternehmen 2,5 Milliarden Euro von griechischen Bankkonten abgehoben haben. Geht man davon aus, dass solche Zahlen in den Medien mit allerlei Zahlenspielereien hübsch gemacht werden, dann dürfte es sich in Wahrheit um einen ausgewachsenen Bankrun handeln, mit dem es die Finanzhäuser in Griechenland derzeit zu tun haben.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/12/31/kapitalflucht-griechen-holen-25-milliarden-euro-von-der-bank/

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/neuwahlen-griechen-heben-2-5-milliarden-euro-von-konten-ab-a-1010865.html

Der frühere griechische Botschafter Leonidas Chrysanthopoulos kündigte kürzlich gar den Austritt Griechenlands aus der Eurozone an. Das Land werde nicht nur die Drachme wieder einführen, sondern auch den Schuldendienst einstellen. Auf die Frage nach der rechtlichen Grundlage für ein solches Vorgehen verweist der Ex-Botschafter auf einen Passus in der Wiener Vertragsrechtskonvention von 1969. Demnach sei ein Vertrag ungültig, wenn Fehler gemacht wurden, Druck ausgeübt oder ein Vertragspartner erpresst wurde.

„All diese Bedingungen treffen auf die griechische Rettungspolitik zu, sagt Chrysanthopoulos. Deshalb seien die Kreditverpflichtungen nichtig. Das schuldengeplagte Land müsse nicht zahlen. „Und in dem Moment, in dem wir keine Zinsen mehr zahlen, können wir das Geld in unsere Wirtschaft und die Sozialsysteme stecken.“ Bei einer Jugendarbeitslosigkeit von 61 Prozent sicher keine ganz schlechte Idee.

Auch aus diesen Gründen spricht Bradford DeLong, Wirtschaftsprofessor in Berkeley und ehemaliger Vize-Finanzminister der Vereinigten Staaten, mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise von einer Depression, die schlimmer sei als jene der 1930er Jahre. Nicht nur Europa stehe am Rand der Deflation - auch für Amerika müsse man inzwischen von der "Greater Depression" sprechen.

Wie es vor diesem Hintergrund auf der politischen Bühne inzwischen zugeht, das haben zwei Urgesteine des deutschen Kabaretts in den beiden folgenden Beiträgen deutlich gemacht. Urban Priols Jahresrückblick 2014 ist dabei ebenso sehenswert, wie der politische Rundumschlag von Georg Schramm:

Wir-sind-was-wir-denken-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Was man sich an dieser Stelle einmal fragen könnte: Warum klatschen die Menschen bei solchen Sternstunden des politischen Kabaretts eigentlich derart frenetisch Beifall – nur um bei nächster Gelegenheit den erwähnten Politikern und Parteien wieder ihre Stimme zu geben?

Zum Nachdenken geeignet ist auch der folgende lesenswerte Beitrag, der kürzlich auf der Internetseite von n-tv-Reporter Frank Meyer erschienen ist. Der Autor beschreibt sehr anschaulich, wie wir alle uns in einem überdimensionalen Hamsterrad abzappeln:

http://www.rottmeyer.de/warum-wir-alle-hamster-sind/

Die Frage ist, ob man deshalb jetzt verzweifeln, in Panik verfallen und alle möglichen Krisenszenarien durchspielen sollte. An Untergangsprognostikern, die sich darauf verstehen, unsere Zukunft in den düstersten Farben zu schildern herrscht ja wahrlich kein Mangel. Und dann?

Dann werden die Gedanken an die Schlechtigkeit der Welt, an Ausbeutung, Untergang und Apokalypse unser tägliches Leben bestimmen. Das hat Folgen, die jeder von uns in seinem Alltag beobachten kann, wenn er nur die Augen aufmacht und mit wachen Sinnen durchs Leben geht: Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Realitäten.

Im Zen-Buddhismus heißt es dazu:

„Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“

Sollten wir deshalb also besser versuchen, jeden Tag bewusst zu erleben und aus der kurzen Zeitspanne, die uns auf diesem Planeten geschenkt wurde, das Beste zu machen? Alles spricht dafür, denn von einer Sekunde auf die andere kann sich dieses kostbare Leben für jeden von uns um 180 Grad verändern.

Eine sehr gute Freundin von mir musste das am Tag vor Heiligabend erfahren, als man ihr eröffnete, dass in ihrer Brust ein bösartiger Tumor wächst.

Was ist die Aussicht auf eine Weltwirtschaftskrise, was sind Bankenkrisen und unfähige, korrupte und selbstsüchtige Politiker gegen eine solche Nachricht, die jeden (!) von uns aus heiterem Himmel treffen kann?

Ein unbedeutendes Nichts...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

41 Kommentare

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  • ErnstSF
    ErnstSF

    ​@Herr Hoose und allgemein

    Das mit der Freundin tut mir leid.

    Krebs:

    Weil ich im Zusammenhang mit Allergien einmal darüber gestolpert bin und es zumindest insofern auch durchaus mal zum Test weiterempfehlen kann (hat doch schon ein bisschen was gebracht), zitiere ich, ohne es sonst weiter beurteilen zu können, eine Amazon-Kundenrezension:

    „Thomas“, 25. Juli 2014, zu „Ling Zih“, aus größerem Zusammenhang heraus zitiert:

    „(...) Eine der hervorragendsten Eigenschaften der Pilze ist ihre stark immunstimulierende Wirkung. Sie ist auf einen hohen Gehalt an Beta-Glucanen (heterogene Polysaccharide) zurückzuführen. Pilze enthalten auch Terpene, Steroide und Lektine, die ebenfalls antitumorale Wirkungen entfalten können (...)

    Anwendungsgebiete des Ling Zhi wie ihn die Schweizerische Krebsliga beurteilt

    Wirkungen in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung

    Der japanische Arzt Dr. Fukumi Morishige vom Linus Pauling Institut (USA) hat u. a. die Wirkung der Inhaltsstoffe auf Krebszellen untersucht. Sein Fazit: Die Einnahe von Ling Zhi kann Krankheiten, die mit einem verringerten Immunstatus einhergehen, günstig beeinflussen. Besonders wohltuend wirkt der Pilz bei Menschen, die an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden; zudem kann er zum Teil unerwünschte Nebenwirkungen einer Chemo- oder Radiotherapie lindern.“

    http://www.amazon.de/Reishi-Ling-Zhi-Ganoderma-lucidum-Kapseln/product-reviews/B007UH3LG6/ref=dpx_acr_txt?showViewpoints=1

    20:04 Uhr, 04.01.2015
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    ​hallo Andreas. glücklicherweise ist eine solche diagnose heutzutage kein todesurteil mehr. die prognose hängt wesentlich vom stadium der Carcinoms ab und dann von dem ansprechen der therapie. aber eines ist klar, eine solche diagnose macht einem so einiges bewußt und verändert die sichtweise auf die welt.

    18:20 Uhr, 04.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • ErnstSF
    ErnstSF

    Man kennt selten die wahren Absichten, die verfolgt werden. Vielleicht werden die Schulden vergemeinschaftet, damit man einen Schuldenschnitt technisch einfacher (schneller und überraschender) durchführen kann.

    (/Man kann andererseits auch mit Kraft der Utopie gegen die Wirklichkeit philosophieren.

    Sind Schuldenberge nun ernst oder ignorierbar?

    Was ist dann ein ignorierbarer Schuldenberg, eigentlich nichts weiter?

    Sind Guthaben dann trotzdem natürlich etwas?

    Oder nur tendenziell, solange nicht alle ihre Guthaben beanspruchen? Also reell quasi nur ein Vehikel für Zins-/ Kapitalerträge mit Restrisiko, ansonsten nur theoretisches Vermögen?

    Eigentlich ist die herrschende Ordnung insofern auch gar keine verlässliche Ordnung. Vermögen, das permanent vom Restrisiko bedroht ist, ist eigentlich nur momentanes Vermögen, aber keine Versicherung. Theoretisch gesehen müsste keiner mehr allzu gut schlafen können, höchstens im Bunker, voll in Vorräte investiert, falls denn keine Platzangst bzw. Raumangst.)

    23:38 Uhr, 03.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • ErnstSF
    ErnstSF

    ​Als Mensch muss man immer wieder mal zum Zahnarzt.

    Ein Zinssystem muss (logischerweise/ exponentielle Entwicklung) immer wieder mal neu gestartet oder zumindest zurückgesetzt werden, um nicht aus dem Ruder zu laufen.

    Nur wenn man hinauszögert, wird es schlechter, danach kann man wieder positiv in die Zukunft blicken.

    Krieg ist keine Lösung, das bringt nur Tote, Versehrte, zerstörte Infrastruktur, vielleicht Krankheiten, vielleicht sogar die Strahlenkrankheit. Eine Beute bringt dann wenig. Ein Schuldenschnitt kommt dann trotzdem.

    Erholsames Wochenende sollte man genießen und wertschätzen, es ist nicht selbstverständlich und nicht garantiert. Eskaliert alles chaotisch, vielleicht sogar geopolitisch chaotisch, gibt's keine ruhige Minute mehr.

    ((Wenn man 20 ist, kann man sich nicht vorstellen, dass man vielleicht tatsächlich irgendwann auch 40 sein wird. Das Endstadium vom Kreditzyklus ist offenbar erreicht.

    Börsenkurse trügen, wenn sie von Notenbanken gemacht werden, sind spektakulär, aber sinnentleert, halt sensationelle Preisübertreibungen.

    Ohne Schuldenschnitt kein echter Aufschwung mehr, nur noch mehr Zahlentricks und Selbstbetrug.

    Danach wieder Aufschwung, natürlich, warum nicht, steht ja dann kein Schuldenberg mehr im Weg.

    Wenn nicht wir, dann halt die Menschen später. Vielleicht finden sie sogar noch was gegen die Strahlenkrankheit.

    So wie jetzt, wird’s hier nicht besser, das ist ein Abwärtstrend der Wirklichkeit, diesseits der Börse.

    Die Kraft der Gedanken hilft am besten, wenn ihr Taten folgen, aber die richtigen Schritte und keine Scheinlösungen und Ausweichmanöver.

    Weltweit betrachtet dürfte es derzeit ausreichend Kooperationsbereitschaft geben auch für große Schuldenschnitte und neue echte Aufschwünge durch Zusammenarbeit und Welthandel.

    Was ist Reichtum, wenn absolut alles instabil wird. Erzwungene unnatürliche Ordnung geht schließlich im Chaos unter. In der Natur gibt es vielleicht keine völlige Gleichheit, aber auch keine dauerhaften extremen Schieflagen. /Wort zum Sonntag.))

    23:33 Uhr, 03.01.2015
  • 2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    ​sorry 3333, habe dich mit Wurtwühler verwechselt.

    19:14 Uhr, 03.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    ​w.

    Die moderne Quantenphsyik führt den Nachweis: Geist verursacht Materie, Geist ist die Ursache und nicht die Wirkung. Tja, da stellen sich dem klassischen Physiker, ausgebildet im Geist Newtonscher Physik alle Nackenhaare auf. Ab auf den Scheiterhaufen, hätte man im Mittelalter gesagt. Nun, die Quantenphysiker beweisen ihre Aussagen in duplizierbaren Experimenten im Teilchenbeschleuniger. Menschen die krank, arbeitslos oder in anderer Art mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert sind, erscheinen solche Aussagen wie reiner Zynismus. Armut kommt von arm an Mut......damit kann man die Sache dann auf die Spitze treiben. Andererseits leisten sich Spitzensportler, Unternehmensführer und Politiker nicht umsonst sündhaft teure Mentalcoachs. Gaaaanz einfaches Experiment: Man schließt die Augen und stellt sich bildhaft vor, in eine saftige Zitrone zu beißen, die Wirkung wird garantiert nicht lange auf sich warten lassen. Gedanke+Emotion+Handlung erzeugt Erfolg. Wenn unser Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit bilden, dann sind wir unschlagbar.

    23:47 Uhr, 02.01.2015
  • watuffli
    watuffli

    "Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Realität" (!?) -

    ein schöner (subjektiv idealistischer) Gedanke, bei dem man gerne verweilen möchte: Denkt alle gut und edel und die Welt ist fortan das irdische Jammertal nicht mehr, das Dasein wird leicht und das Paradies tut sich auf, allenthalben ;-) Freilich, vieles was den Menschen bewegt, was er ins Werk setzt muss durch seinen Kopf (in der Regel), doch Inhalt und Qualität seiner Gedanken, die Zielrichtung seiner Bestrebungen hängen auch sehr von den (äußeren) Umständen seiner Existenz und auch von seiner Fähigkeit ab, seine Dämonen in Schach zu halten. Letzteres ist leider nicht jedem gegeben, wie das nachfolgende Gedicht von Wilhelm Busch zum Ausdruck bringt:

    So ist's in alter Zeit gewesen,
    so ist es, fürcht' ich, auch noch heut.
    Wer nicht besonders auserlesen,
    dem macht die Tugend Schwierigkeit.

    Aufsteigend musst du dich bemühen,
    doch ohne Mühe sinkest du.
    Der liebe Gott muss immer ziehen,
    dem Teufel fällt's von selber zu.

    16:39 Uhr, 02.01.2015