Kommentar
13:07 Uhr, 20.02.2023

Willkommen in der 6%-Welt

Die Euphorie über ein baldiges Ende der Zinserhöhungen ist abgeebt. Die US-Inflationsdaten der vergangenen Woche lassen befürchten, dass die Zinsen stärker steigen müssen, als das bisher erwartet wurde. Droht ein Ausflug in die 6%-Welt? (Fundamentaler stock3-Wochenausblick)

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
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  • Nasdaq-100
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  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 12.358,19 Pkt (Nasdaq)

In der 6 %-Welt kehrt die Inflation trotz der deutlichen Leitzinsanhebungen durch die Notenbanken nicht in die Nähe des Zielbereichs von 2 % zurück, sondern bleibt für längere Zeit deutlich erhöht. Die US-Notenbank Fed und andere Notenbanken könnten gezwungen sein, den Leitzins bis in die Gegend von 6 % zu erhöhen, um die Inflation wirklich unter Kontrolle zu bekommen.

Durch die in der vergangenen Woche veröffentlichten US-Inflationsdaten und die Daten zur Entwicklung der US-Erzeugerpreise ist die 6 %-Welt mit ihrem "higher for longer" bei der Inflation und den Zinsen etwas realistischer geworden. So sind die Verbraucherpreise im Januar um 0,5 % gegenüber dem Vormonat und die Erzeugerpreise sogar um 0,7 % gegenüber Dezember angestiegen. Bei solchen Veränderungsraten gegenüber dem Vormonat scheint eine schnelle Rückkehr der Inflation in die Gefilde von 2 % zunehmend unrealistisch, auch wenn die Jahresraten zuletzt weiter gesunken sind.

Neben den Inflationsdaten haben auch Konjunkturdaten, die die US-Wirtschaft weiter in einer starken Verfassung zeigen, sowie Aussagen von Notenbankvertretern dafür gesorgt, dass die Zinserwartungen zuletzt wieder merklich gestiegen sind. In den USA werden jetzt noch drei Zinsschritte um jeweils 0,25 Prozentpunkte eingepreist. Der terminale Leitzins würde damit in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 % liegen. Damit wären die Märkte noch nicht ganz in der 6 %-Welt angekommen, aber doch schon fast.

Die gestiegenen Zins- und Inflationserwartungen haben zuletzt die Euphorie am Aktienmarkt wieder gebremst, vor allem bei den zinssensitiven Wachstums- und Technologietiteln. Gleichzeitig handelt es sich aber, wie man auch dem nachfolgenden Chart des Nasdaq-100 entnehmen kann, bisher nur um eine kurzfristige Zwischenkonsolidierung, die den starken Aufwärtstrend seit Anfang Januar keineswegs beenden muss. Aus technischer Sicht hat man durchaus den Eindruck, dass die Märkte zumindest bisher "weiter nach oben wollen".

Nasdaq-100-Chart
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In der neuen Woche erhalten die Zins- und Inflationserwartungen neue Nahrung durch das Protokoll zum letzten Fed-Zinsentscheid, das am Mittwochabend veröffentlicht wird, sowie durch die PCE-Inflationsdaten am Freitag. Da der Zinsentscheid, auf den sich das Protokoll bezieht, allerdings bereits vor der Veröffentlichung der zuletzt stärker als erwartet ausgefallenen Daten stattfand, könnte der im Protokoll enthaltene Informationsstand schon etwas veraltet sein. Die PCE-Inflationsdaten am Freitag wiederum enthalten mit der sogenannten PCE-Kernrate das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Fed.

Mit Blick auf die Konjunkturdaten stehen in der neuen Woche vor allem wichtige Frühindikatoren für Februar auf dem Programm, so am Dienstag die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und die USA (von S&P Global) sowie speziell mit Blick auf Deutschland die ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag und das ifo-Geschäftsklima am Mittwoch. In den USA werden am Freitag die revidierten Daten des Uni-Michigan-Konsumklimas veröffentlicht.

Unternehmensseitig geht die Berichtssaison weiter. An der Wall Street legen unter anderem Walmart und Home Depot (Dienstag vorbörslich) sowie Coinbase (Dienstag nachbörslich), NVidia (Mittwoch nachbörslich) und Block (Donnerstag nachbörslich) ihre Zahlen für das jüngste Quartal vor. Hinzu kommen die Zahlen der chinesischen Internetgiganten Baidu (Mittwoch vorbörslich) und Alibaba (Donnerstag vorbörslich).

In Deutschland werden neben zahlreichen Unternehmen aus den hinteren Börsenligen auch die DAX-Konzerne Fresenius, Fresenius Medical Care (FMC) und Heidelberg Materials (am Mittwoch) sowie Deutsche Telekom und Munich Re (Donnerstag) und am Freitag der Chemiekonzern BASF (Freitag) einen Blick in ihre Bücher erlauben.

Die neue Woche beginnt unterdessen gemächlich. Am Montag bleiben die US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen. Jenseits des Atlantiks wird mit "Washington's Birthday" der Ehrentag der US-Präsidenten gefeiert. Der amtierende US-Präsident Joe Biden hat den Feiertag für einen unangekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew genutzt.

Wichtige Termine der neuen Börsenwoche

Eine detaillierte Terminübersicht erhalten Sie im Terminkalender im stock3 Terminal.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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