Wie nützlich sind Jahresausblicke wirklich?
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Regelmäßig werden dabei allerdings nur längst bekannte Ereignisse und Entwicklungen zusammengefasst und daraus abgeleitete Kurspotenziale fortgeschrieben.
Die meisten Jahresausblicke liefern kaum neue Erkenntnisse
Zum Beispiel: Die Wirtschaft in den USA läuft rund, die Inflation sinkt, die Geldpolitik wird tendenziell lockerer – also ist auch 2025 wieder mit steigenden Aktienkursen zu rechnen. Und dabei kommt natürlich stets der Hinweis, dass es mit Blick auf die starke Performance der Vergangenheit auch jederzeit zu Rücksetzern und somit ganz anders kommen könnte. Mit anderen Worten: Bahnbrechende neue Erkenntnisse liefern solche Analysen nicht.
Im Gegenteil: Die großen Finanzinstitute prognostizieren im Durchschnitt (wieder) einen Anstieg der Aktienkurse, der dem durchschnittlichen Anstieg der Aktienkurse entspricht – was auch irgendwie logisch ist. Schließlich hat man vermeintlich die größten Chancen richtig zu liegen, wenn man auf die durchschnittliche Entwicklung setzt.
Es kommt fast immer anders
Interessant ist dabei allerdings, dass kein einziges Finanzinstitut den (starken) Kursanstieg des vergangenen Jahres korrekt vorhergesagt hat – alle Prognosen sahen einen geringeren Kursanstieg vor. Und es ist meistens so, dass die Mehrzahl der Analysten daneben liegt. Das gilt nicht nur auf Jahressicht, sondern auch auf Sicht von einem halben Jahr, einem Vierteljahr oder auch nur einem Monat. Es weiß ja sogar niemand, wo die Kurse in einer Woche oder gar am Ende des Tages landen werden. Das Gleiche gilt für Konjunkturprognosen und ähnliches. Die Welt ist einfach zu komplex, chaotisch und dynamisch.
Wozu sollte man also überhaupt solche Jahresausblicke lesen? Ich halte sie jedenfalls in den meisten Fällen für unnütz – abgesehen von einigen wenigen, die vom Mainstream abweichen, also nicht das gleiche wie alle anderen schreiben, sondern einen echten Mehrwert bieten.
Womit kaum jemand rechnet
Es gibt sogar die Theorie, dass sich die Kurse meistens so entwickeln, wie es kaum jemand erwartet. Daher kann für Dich höchstens die Information interessant sein, dass für 2025 kein einziges der großen Finanzinstitute eine negative Kursentwicklung am Ende des Jahres für die Aktienmärkte erwartet. Und ein erneuter Anstieg der Aktienindizes von mehr als 15 % hat auch keiner der Analysten auf dem Schirm. Wir könnten also entweder am Beginn eines schwachen oder wieder sehr starken Jahres stehen.
Der KI-Wahnsinn geht scheinbar nahtlos weiter
Wer (wie ich) gehofft hat, der Jahreswechsel würde ein verändertes Anlegerverhalten mit sich bringen und die Euphorie um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ließe (endlich) etwas nach, der wurde bitter enttäuscht – zumindest bislang. Denn Nvidia ist zum Beispiel seit Jahresbeginn schon wieder explodiert und hat binnen nur drei Handelstagen in der Spitze um 13,30 % zugelegt, womit die Aktie bereits ein neues Rekordhoch anpeilte. Dieses wurde gestern sogar knapp erreicht, bevor es zu einem heftigen Rücksetzer kam.
Tesla hat nach gigantischen Kursgewinnen vor allem von Anfang November bis Mitte Dezember zwar ein schwaches Jahresende 2024 und einen schlechten Jahresanfang 2025 erwischt, vom Schlusskurs des ersten Handelstages hat die Aktie aber an den beiden Folgetagen um bis zu 12,43 % zugelegt, bevor es auch hier heute wieder zu Gewinnmitnahmen kam.
Der Wahnsinn geht also weiter. Und das zeigt sich auch an Entwicklungen, wie man sie heute bei KION beobachten konnte:
Eine Zusammenarbeit mit NVIDIA reicht für eine Kursexplosion
Die KION GROUP AG ist einer der weltweit größten Anbieter von Logistiklösungen, Lagertechnik- und Flurförderzeugen (vor allem Gabelstapler). Und dieses Unternehmen hat heute zum Start der Fachmesse CES 2025 in Las Vegas gemeldet, mit Nvidia und Accenture zu kooperieren, um Lieferketten durch KI und Simulationen zu verbessern. Doch obwohl keinerlei Zahlen dazu genannt wurden, wie sich diese Kooperation auf das Geschäft auswirken wird, sprang der gebeutelte Aktienkurs um mehr als 10 % in die Höhe (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).
Das erinnert mich an die Zeit, als es reichte, ein ".com" im Firmennamen zu haben, um den Aktienkurs durch die Decke zu jagen. In diesem Fall soll es mir allerdings sogar Recht sein, denn die Aktien befinden sich im Depot des Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“, den Du im Rahmen der Stockstreet-Neujahrsaktion aktuell testen kannst.
Mildere Zollpläne als Grund für steigende Aktienkurse
Kurioserweise wurden in den Mainstream-Medien die allgemeinen Kursgewinne am Aktienmarkt mit einem Medienbericht begründet, wonach die Zollpläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump zwar auf alle Ländern angewandt werden, aber wohl nur für Produkte gelten sollen, die als kritisch für die nationale Sicherheit der USA eingestuft würden. Dieses Argument ist allerdings fragwürdig, da Trump den Bericht dementierte und ihn als Fake News bezeichnete.
Wer dagegen auf die Treiber der Kursgewinne am Aktienmarkt blickt, stellt sehr leicht fest, dass es sich vor allem wieder um die Werte handelt, die auch im vergangenen Jahr auffällig waren. So konnten auch Alphabet, Amazon, Meta Plattforms und Microsoft an Handelstag zwei und drei des neuen Jahres zulegen.
Der Nasdaq 100 wird von den üblichen Verdächtigen nach oben gezogen
Da braucht es keine Berichte über angeblich mildere Zollpläne, um die Aktienindizes nach oben zu treiben, allen voran auch wieder den Technologieindex Nasdaq 100, der durch die Stärke der bereits aus dem vergangenen Jahr berüchtigten "Magnificent 7" vom Schlusskurs des schwachen ersten Handelstages binnen nur zwei Tagen immerhin um fast 3,5 % zulegen konnte.
Dadurch wurden die Aufwärtstrendkanäle erneut verteidigt und die Kursverluste vom Jahreswechsel zu einem Großteil aufgeholt. Von einer längst überfälligen Korrektur ist damit weiterhin nichts zu sehen. Stattdessen haben wir es beim Nasdaq 100 bislang lediglich mit einer ABC-Korrektur zu tun, was ich den Lesern des Tradingdienstes „Target-Trend-CFD“ schon am Sonntag anhand des folgenden Charts geschrieben hatte.
Das Jahr ist allerdings noch jung. Und meistens kommt es in den ersten Handelstagen zu steigenden Kursen. Eine klare Tendenz für das neue Jahr lässt sich daraus noch nicht ableiten. Zumal der Dow Jones weiterhin einen völlig anderen Eindruck vermittelt.
Dow Jones neigt zur Schwäche
Nach einer Kurserholung zur Weihnachtszeit kam es zu weiteren Rücksetzern, auch wenn diese jeweils von einem höheren Niveau aus erfolgten (siehe grüne Pfeile im folgenden Chart). Und am Jahresende setzte wieder die Folge tieferer Hochs ein (rote Pfeile). Zum Jahresbeginn gelang zwar wieder ein höheres Hoch, doch auch dieses Mal kam es wieder zu einem scharfen Rücksetzer (grüner Pfeil).
Der Dow Jones konsolidiert dadurch im kurzfristigen Bereich auf niedrigem Niveau seitwärts. Und das ist angesichts der vorangegangenen Kursverluste bärisch zu werten. Vor allem, wenn es zu einem erneuten Anlauf auf die Marke von rund 42.000 Punkten kommt, muss man mit weiter fallenden Kursen rechnen. Denn dann bildet sich mit den tieferen Hochs (rote Abwärtslinien) und dem horizontalen Unterstützungsbereich (grüner Balken) womöglich ein fallendes Dreieck.
Und in den meisten Fällen brechen die Kurse daraus nach unten aus. Die Gefahr ist daher erst gebannt, wenn der Dow Jones über das jüngste Hoch bei rund 43.000 Punkten steigen kann. Schafft er dann auch noch einen Anstieg über das Zwischenhoch vom Jahreswechsel und bis zur Marke von rund 43.500 Punkten, bestehen sogar sehr gute Chancen auf weiter steigende Kurse.
Auf diese Aussichten könnte man mit prozyklischen Trades setzten. Im Falle eines dynamischen Kursrutsches unter 42.000 Punkten könnte man also eine Short-Position wagen, bei einem Anstieg bis auf 43.500 Punkten bietet sich eine Long-Position an.
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