Kommentar
07:45 Uhr, 22.08.2025

Saisonalität: Starke Daten, aber die Kurserholung verpufft!

Zuerst steigen die Kurse, dann hellen sich die Konjunkturdaten auf. So lässt es sich häufig an den Börsen beobachten. Und so ist es auch jetzt wieder. DAX & Co. haben längst neue Rekorde erreicht.

Und nun arbeitet sich die deutsche Wirtschaft langsam aus der konjunkturellen Delle heraus – trotz der US-Zölle, die wohl eben doch nicht so schlimm sind, wie es vielfach zu hören war (worauf ich in diversen Beiträgen bereits hingewiesen habe).

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Deutsche Wirtschaft gewinnt an Schwung

Laut den aktuellen Umfrageergebnissen von S&P Global hat die deutsche Wirtschaft im August sogar überraschend an Schwung gewonnen. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleistern zusammen – stieg um 0,3 auf 50,9 Punkte, wie S&P Global zu seiner monatlichen Befragung mitteilte.

Der Frühindikator stieg damit zum dritten Mal in Folge, hielt sich auch zum dritten Mal in Folge über der Marke von 50 Punkten, ab der er Wachstum signalisiert, und erreichte sogar den besten Wert seit März. Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang auf 50,2 Zähler prognostiziert.

Selbst die bislang so schwache Industrie erholt sich kräftig und kratzt bereits an der Wachstumsschwelle. Der entsprechende Index legte um 0,8 auf 49,9 Punkte zu und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren! Kleiner Wermutstropfen: Im Servicesektor schwächte sich das Wachstum deutlich ab. Der Index gab von 50,6 auf 50,1 Punkte nach.

Damit sind die Daten zwar kein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, doch hätte man angesichts der Berichterstattungen über die vermeintlichen dramatischen Auswirkungen der US-Zölle weitaus Schlimmeres erwarten können. Und das gilt auch für die Wirtschaft der gesamten Eurozone.

Industrie legt zu, Dienstleister lassen nach

Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft des Euro-Währungsraumes stieg um 0,2 auf sogar 51,1 Punkte und erreichte damit das höchste Niveau seit Mai 2024. Auch hier hatten Experten stattdessen einen leichten Rückgang (auf 50,7 Punkte) erwartet.

Die Eurozone wächst laut diesen Daten nun schon den achten Monat in Folge. Dazu trug auch die Industrie bei, deren Barometer von 49,8 Punkten auf 50,5 Zähler und somit über die Wachstumsschwelle stieg. Hier büßten dafür ebenfalls die Dienstleister beim Wachstumstempo ein. Der Index sank von 51,0 Zahlern auf 50,7 Punkte.

Diese Daten sind allerdings nicht geeignet, die Börsenkurse kurzfristig stark zu beeinflussen. Sie untermauern höchstens längerfristige Entwicklungen. Die Daten aus den USA können dagegen durchaus kurzfristig starke Kursreaktionen auslösen.

US-Wirtschaft toppt weiterhin alles

Laut den Daten von S&P Global hat die US-Wirtschaft im August ebenfalls wieder an Schwung gewonnen. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft stieg um 0,3 Punkte auf 55,4 Zähler. Das ist der beste Wert seit Dezember 2024.

Die Daten signalisieren laut S&P Global ein auf das Jahr hochgerechnetes Wirtschaftswachstum von 2,5 %. Das wäre fast doppelt so viel wie im ersten Halbjahr mit 1,3 %. Und das deckt sich in etwa mit dem GDPNow-Indikator der Atlanta Fed, der mit den aktuellsten Daten auf ein Wachstum im dritten Quartal von 2,3 % hinweist.

Na, dann kann die Rally an den Aktienmärkten ja weitergehen, oder? Fragt sich nur, wie viel von diesen positiven Daten bereits eingepreist ist.

Kurserholung verpufft

Die US-Daten haben eine Abwärtstendenz der Aktienkurse zunächst gestoppt. Es kam kurz nach Veröffentlichung um 15:45 Uhr (MESZ) zu einer starken Kurserholung um mehrere hundert Punkte beim Dow Jones und beim Nasdaq 100. Und das zog auch DAX & Co. mit nach oben.

Allerdings bröckeln die Kurse anschließend teilweise wieder ab. Es könnte sich daher zunehmend eine saisonale Schwäche einschleichen. Das gilt es weiterhin sehr genau im Auge zu behalten, wie ich vorgestern bereits schrieb (siehe "Wichtige Änderung im Anlegerverhalten").

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